Drucken

Drei Praxisbeispiele für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Biomethan

Erdgas Südwest plant den ersten Biohybrid-Energiespeicher Deutschlands;  die Biothan GmbH erzeugt aus Abfällen Biomethan; ein Unternehmensverbund baut in der Westeifel eine 45 km lange Biogas-Trasse mit neuen Perspektiven für die Region


Flexibel, regional, speicherbar – neue Wege für Biogas

Hand in Hand für grüne Energie aus der Region: Baden und Schwaben gehen bei der Energiewende als Regionen gemeinsam voran. Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei Biogas, auch dank der Erdgas Südwest GmbH. Der Energiedienstleister ist Grundversorger in 93 Gemeinden in Nordbaden, Oberschwaben und auf der Schwäbischen Alb - und geht in mehrfacher Hinsicht neue Wege.

Zum Beispiel in Riedlingen und Burgrieden. Hier stehen zwei moderne Biogas-Aufbereitungs- und Einspeiseanlagen. Das Besondere: Erdgas Südwest betreibt die Anlagen gemeinsam mit den Landwirten der Region. Die gebündelte Biogas-Produktion ist deutlich effizienter, als wenn jeder der beteiligten Landwirtschaftsbetriebe eine eigene Anlage mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk unterhalten würde. Und die Bauern haben durch die Kooperation einen sicheren Absatzweg für das erzeugte Biogas.

Dossier-Erdgas-Biomethan-Anlage-Riedlingen
Riedlingen / Quelle: Erdgas Südwest GmbH

Schauplatz für eine kleine Revolution wird der Energiepark Hahnennest im oberschwäbischen Ostrach werden. Denn 2019 will Erdgas Südwest hier den ersten Biohybrid-Energiespeicher Deutschlands in Betrieb nehmen. Die geplante Anlage wird Strom aus Sonne und Wind nutzen, um Energie in Form von flüssigem Biomethan zu speichern.

Und so funktioniert das neuartige Speichersystem: Zunächst wird Biogas zu Biomethan aufbereitet, dann auf minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt und dadurch verflüssigt. Das Ergebnis ist sogenanntes Bio-LNG (Bio-Liquified Natural Gas), das in einem isolierten, mobilen Tank gespeichert werden kann. Bio-LNG  ist besonders gut zu transportieren, da es in flüssiger Form beispielsweise auf Lastwagen geladen werden kann. Bio-LNG weist nur etwa ein Sechshundertstel des Volumens von Biomethan auf, durch die sehr hohe Energiedichte kann vergleichsweise viel Energie auf kleinem Raum an den Ort der Wahl transportiert werden. Erwärmt man das gespeicherte Gas wieder, kann man mit einem Blockheizkraftwerk oder einer Brennstoffzelle wieder Strom und Wärme erzeugen – und zwar jederzeit, an jedem Ort. Außerdem besteht die Möglichkeit, es als Biomethan wieder ins Netz einzuspeisen oder es als Kraftstoff zu nutzen. Ein wahres Multitalent!

Reststoffe mit Mehrwert: Biomethan aus Abfällen

Wohin mit den Lebensmittelresten aus Gaststätten? Wohin mit dem Grünschnitt aus den Parkanlagen? Im Landkreis Fulda verwandeln sich solche Rest- und Abfallstoffe in grüne Energie zum Heizen, Tanken oder warm Duschen. Die dort ansässige Biothan GmbH erzeugt aus biogenen Stoffen Biogas, bringt es auf Erdgas-Qualität und speist es in das Gasnetz ein. Verwertet wird ausschließlich organisches Material aus der Region: Speisereste, Abfälle aus der Lebensmittelproduktion und der Bio-Tonne, Gülle und Grünschnitt.

Die Anlage in Osthessen arbeitet auf mehreren Ebenen regenerativ. So wird die bei der Gasaufbereitung ausgekoppelte Wärme für die Vergärung der Abfälle eingesetzt. Eine Holzhackschnitzelanlage erzeugt zusätzliche Prozesswärme. Und einen Teil des Betriebsstroms liefert eine Photovoltaikanlage. Ein Zusatzplus sind die bei der Energieerzeugung anfallenden Gärprodukte: ein wertvoller, nahezu geruchloser Flüssigdünger sowie hochwertiger Kompost.

Das nachhaltige Konzept geht auf. Die Anlage in Osthessen verarbeitet jährlich etwa 64.500 Tonnen Einsatzmaterial und erzeugt so rund 50 Millionen Kilowattstunden Biomethan - genug, um rund 2.000 Haushalte zu versorgen.

45 km Zukunft: Biogas-Trasse bringt Chancen für Landwirte

Aus der Region, für die Region: In der Westeifel soll eine 45 Kilometer lange Leitung künftig das von verschiedenen Landwirten erzeugte Biogas zu einer zentralen Aufbereitungsanlage transportieren. Dort wird der grüne Energieträger veredelt und anschließend als Biomethan ins Gasnetz eingespeist. Das Projekt wird von den Stadtwerken Trier, der Kommunale Netze Eifel AöR und den Entsorgungsbetrieben Luzia François GmbH getragen. Das Potenzial der neuen Trasse ist groß: Insgesamt etwa 10.000 Kubikmeter Biogas pro Stunde könnten fließen. Das entspricht gut einem Drittel des jährlichen Erdgasverbrauchs der nahe gelegenen Stadt Bitburg mit ihren 14.000 Einwohnern.

Für die Landwirtschaft im Raum Trier eröffnet die Leitung wichtige Perspektiven. Denn bisher verstromen viele Bauern ihr selbst erzeugtes Biogas direkt vor Ort in Blockheizkraftwerken. Deren auf 20 Jahre befristete Vergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) läuft jedoch in Kürze aus. Dank der neuen Biogasleitung können Landwirte ihre Anlage nachhaltig weiter nutzen.

Doch nicht nur die Landwirtschaft profitiert vom Bau der Trasse, sondern auch die Stadtwerke Trier: Sie senken künftig ihren Fremdbezug von Erdgas, da sie ihren Bedarf teilweise durch Biomethan decken. Und sie können ihren Kunden ein zu 100 Prozent regional erzeugtes Biogasprodukt anbieten.

Mehr Informationen zu Biomethan, dem erneuerbaren Alleskönner im Gassystem




Suche