Um die Wärmeversorgung der Menschen in den Krisengebieten so schnell wie möglich wiederherzustellen, entstehen Provisorien. So war beispielsweise für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der evm-Gruppe, dem größten kommunalen Energie- und Versorgungsunternehmen in Rheinland-Pfalz, in den ersten Tagen nach der Flut gar nicht absehbar, was von den Gasnetzen überhaupt noch übrig war: „Alle unsere Querungen über die Ahr sind weggerissen. Wir müssen jetzt Stück für Stück die ganze Gasversorgung, die ganzen Leitungen, alle Anlagen wieder in Stand setzen oder neu bauen. In den ersten Tagen kamen wir gar nicht an alle Anlagen heran“, berichtet Marcelo Peerenboom von der Energieversorgung Mittelrhein (evm) über die Hindernisse, auf die die Monteure vor Ort stoßen. Fast 133 Kilometer Gasleitungen sind in diesem Gebiet im Ahrtal vom Hochwasser unmittelbar betroffen – rund 7.220 der 8.000 Hausanschlüsse sowie 31 Gasdruckregel- und Messanlagen sind beschädigt oder zerstört worden.
Die genauen Summen zur Schadenshöhe können zum jetzigen Zeitpunkt nur geschätzt werden. Mindestens 20 bis 30 Millionen Euro wird beispielsweise die evm in die Wiederherstellung des Netzes investieren müssen. In Bad Neuenahr-Ahrweiler sei das Erdgasnetz teilweise völlig zerstört, andernorts habe man das Netz kappen müssen. Von dort aus verlegen die Techniker jetzt neue Leitungen. Teilweise werden andere Trassen für den Leitungsbau gewählt, um schneller zu sein. Außerdem baut die evm-Gruppe eine neue, provisorische Hochdruckleitung entlang der Weinberge.
„Oberste Priorität hat für uns, die Menschen so schnell wie möglich wieder mit Gas zu versorgen. Aufgrund des Ausmaßes der Zerstörung kann es allerdings nicht gelingen, alle Anlagen zum Beginn der Heizperiode wieder in Betrieb zu nehmen.“
Marcelo Peerenboom, Energieversorgung Mittelrhein (evm)
Um im nahen Winters und zur beginnenden Heizperiode die Wärmeversorgung schnell zu gewährleisten, setzt der Energieversorger auf Übergangslösungen: „Wir raten betroffenen Bürgern dazu, sich übergangsweise mit Flüssiggas zu versorgen. In vielen Fällen ist dies mit geringem Aufwand möglich“, so Peerenboom. Erschwerend komme nach der Flutkatastrophe hinzu, dass Wasser und Schlamm in viele bestehende Leitungen eingedrungen sind. „Eine besondere Herausforderung ist, dass das Gasnetz selbst, die Rohre, komplett unter Wasser standen und teilweise verschlammt sind. Sie müssen gespült und gereinigt werden, bevor in ihnen wieder Gas strömen kann“, erklärt Peerenboom.
Die Flut hat das Erdgasnetz in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) teilweise völlig zerstört. © Ying Tang/ picture alliance
Da nahezu alle Brücken über die Ahr weggerissen wurden und mit ihnen auch die Erdgasleitungen, muss die evm auch hier andere Wege gehen. Sie hat daher mithilfe spezieller Spülbohrverfahren neue Leitungen unterhalb des Flussbettes gelegt, um auch die Ortschaften auf der anderen Seite des Ufers wieder erreichen zu können. Auf den Neubau der Brücken konnte der Netzbetreiber hier nicht warten. Was die evm-Gruppe besonders beeindruckt:
„Die immense Solidarität, die wir aus dem ganzen Bundesgebiet in unserer Branche und in den verschiedenen Gewerken erfahren, um die Versorgung der Betroffenen vor Ort schnellstmöglich gewährleisten zu können, ist überwältigend. Aus Städten und Kreisen wie aus allen Bundesländern kam sofort Hilfe, praktische Unterstützung und dringend benötigte Gerätschaften. Die beeindruckende Kooperation und die Angebote enden auch nicht und dafür will ich mich aus vollem Herzen bedanken, denn wir stehen gemeinsam als Branche vor einer noch nie dagewesen Herausforderung, die es gemeinsam zu meistern gilt.“
Marcelo Peerenboom, Energieversorgung Mittelrhein (evm)