In der STATION Berlin versammelten sich am 1. und 2. Juni die wichtigsten Stakeholder der Energiewirtschaft für den BDEW Kongress 2022. Auf die Mottos der letzten Jahre, „Tempo“, „Wir machen möglich“, „WIR.ERREICHEN.MEHR.“, folgte in diesem Jahr der Slogan „Klima & Energie: WIR!“. Über 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vor Ort, über 120 Referentinnen und Referenten sowie 70 Partner und Aussteller hauchten diesem Motto Leben ein.
Erster Kongresstag
Zum Auftakt des Kongresses richtete BDEW-Präsidentin Dr. Marie-Luise Wolff den Blick auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine: „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist eine historische Zäsur. Wir alle blicken mit Bestürzung und großer Sorge auf die Situation in der Ukraine. Leidtragender dieses Krieges ist in allererster Linie die ukrainische Bevölkerung.“ In dieser Situation tue, so Wolff, die Energiewirtschaft alles, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Abhängigkeit von fossilen Importen aus Russland schnellstmöglich zu reduzieren. Sie lobte dabei auch die enge Zusammenarbeit mit der Bundesregierung: „Vieles ist schon auf den Weg gebracht, um die Versorgungssicherheit zu stärken, und es bedarf an einigen Stellen noch intensiver Debatten über den richtigen Weg. Insgesamt aber ist die sehr gute Zusammenarbeit und der enge Austausch zwischen Branche und Politik in dieser Krisenzeit enorm hilfreich und unverzichtbar.“ Die Corona-Pandemie wie auch der Krieg in der Ukraine hätten dabei gezeigt: „Energie ist in unserer Gesellschaft nicht systemrelevant – sie ist regelrecht system-fundamental.“
Eröffnungsrede BDEW-Chefin Kerstin Andreae
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, betonte in ihrer Eröffnungsrede: „Die zweite riesige Herausforderung, vor der wir stehen, ist der Klimawandel. Die Klimakrise wartet nicht. Das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, ist so richtig und wichtig wie nie zuvor. Dafür bedarf es einen gigantischen Rückenwindes.“ Die gute Nachricht sei, dass eine große Entschlossenheit der Bundesregierung erkennbar ist, die Energiewende voranzubringen, so Andreae.
Bundeskanzler Olaf Scholz als Gastredner
Diese Entschlossenheit griff auch Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede auf: „Jetzt erst recht“, so laute die Devise der Bundesregierung nach dem Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Jedes einzelne Windrad, jede einzelne PV-Installation leiste einen Beitrag zur Klimaneutralität und zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern. Eine bezahlbare und saubere Energieversorgung sei der Motor einer modernen Gesellschaft, so Scholz.
Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck: Rede und Diskussion
Am ersten Kongresstag, dem 1. Juni, war die Bundesregierung genau 175 Tage im Amt. Eine lange und intensive Zeit, wie Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck in seiner Rede betonte. Mit Blick auf die Versorgungslage verwies er auf die starke Abhängigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland von ausländischen Rohstoffimporten. Diese Abhängigkeit sei bisher als selbstverständlich hingenommen und kaum hinterfragt worden, so der Minister – diese Zeiten seien vorbei. „Zentral sei jetzt die Aufgabe, unabhängig von fossilen Energieimporten aus Russland zu werden und zukünftig insgesamt von fossilen Energieträgern, sagte Habeck.
Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, zur Mobilitäts- und Digitalpolitik der Bundesregierung
Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing legte in seiner Kongressrede den Schwerpunkt auf den technologischen Fortschritt. „Wir müssen unsere Energieversorgung umstellen und zukunftsfähige Lösungen entwickeln – und das möglichst schnell. Ein Baustein für die Zukunft ist Wasserstoff. Von seinen Chancen sind wir überzeugt. Ziel ist es Produktion von grünem Wasserstoff hochzufahren und einen Markt zu etablieren. Im Verkehr hilft Wasserstoff die Klimaziele zu erreichen.“ Zudem müsse der Ausbau der E-Mobilität weiter vorangetrieben und der Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt werden. „Laden muss so selbstverständlich sein wie heute das Tanken“, machte Wissing deutlich.
Zum Thema Elektromobilität hatten auch Hildegard Müller, Präsidentin vom Verband der Automobilindustrie (VDA), und BDEW-Chefin Kerstin Andreae bereits am Vorabend diskutiert. „Wir wollen, dass Elektromobilität in Deutschland weiterhin erfolgreich vorankommt. Dafür brauchen die Unternehmen endlich einen verlässlichen regulatorischen Rahmen, Unterstützung bei der Flächenverfügbarkeit und schlankere Genehmigungsverfahren. Nur so schaffen wir den raschen Ausbau einer Ladeinfrastruktur, die sich zu fairen Preisen an den vielfältigen Bedürfnissen der E-Mobilistinnen und E-Mobilisten orientiert“, so Andreae.
Zweiter Kongresstag
Auch am zweiten Kongresstag war das Plenum mit unter anderem BNetzA-Präsident Klaus Müller, Dr. Leonhard Birnbaum, Vorsitzender des Vorstands der E.ON SE, Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, und Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender VNG AG hochkarätig besetzt.
Klaus Müller, Präsident BNetzA und Leonhard Birnbaum, CEO E.ON
Diskutiert wurde zu den Herausforderungen für die Netzinfrastruktur, zum Digitalbooster für die Energiewende und zum Thema Wasserstoff. Dabei lobte BNetzA-Präsident Klaus Müller die Zusammenarbeit von BNetzA mit der Energiebranche: „Der Energiesektor unterliegt nicht nur einem stetigen Wandel, sondern steht derzeit unter dem größten Veränderungsdruck. Die Rollen der Akteurinnen und Akteure verändern sich, neue Energieträger müssen zunehmend an Bedeutung gewinnen“, wobei der Klimaschutz als wesentliche Leitplanke zentral sei, so Müller.
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender: Gastrede
Aus Sicht der Opposition sprach am zweiten Kongresstag der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz zu den aktuellen Herausforderungen der Energiepolitik. Merz warnte in seiner Rede vor zu viel Ausstieg: „Wir sind in diesem Land zu viel ausgestiegen und zu wenig eingestiegen, insbesondere in neue Technologien.“ Er mahnte Technologieoffenheit an – egal, ob bei Kraftstoffen, Energieerzeugung oder Elektrizität.
Highlight-Film vom BDEW Kongress 2022
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BDEW Kongress 2023
Zum Abschluss des diesjährigen Kongresses wagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae einen Ausblick vor dem Hintergrund des Klimawandels: „Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam die notwendigen, die richtigen Schritte gehen und unserer Verantwortung jetzt und in Zukunft gerecht werden können. Wir sind schon immer eine Branche gewesen, auf die man sich verlassen konnte, und das werden wir auch weiterhin bleiben“, so Andreae – und freute sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr: Beim BDEW Kongress 2023 vom 14. bis 15. Juni in der STATION Berlin.
Bildergalerie: Erste Impressionen des BDEW Kongress 2022