Man errichtet beispielsweise ein eigenes Schulungszentrum und qualifiziert dort motivierte Menschen zu Solarprofis: in wenigen Wochen, ganz praxisnah und von Beginn an fair bezahlt. So jedenfalls macht es das Berliner Unternehmen Enpal und gründete dafür die Enpal-Akademie. Das junge Solarenergie-Unternehmen begegnet damit der Herausforderung des Fachkräftemangels kreativ und – schaut man sich die Zahlen an – auch sehr erfolgreich. Mehr als 1.000 Menschen sind hier in den letzten Monaten zu Solarhandwerkskräften umgeschult worden (ff. Berufe immer in m/w/d gemeint). Rund 50.000 Beschäftigte arbeiten aktuell im Solarbereich. Will Deutschland seine ambitionierten Klimaziele erreichen, werden aber bis zum Jahr 2035 laut HTW Berlin rund 250.000 Fachkräfte in der gesamten Photovoltaikbranche gebraucht. Wo findet man die? Enpal zeigt, wie es hier zügig vorangehen kann.
Sonnige Aussichten statt Resignation
Solarenergie ist heute eine der günstigsten natürlichen Energieerzeugungsarten. Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen für Hausdächer ist dementsprechend hoch, Tendenz steigend. Noch bis Ende 2020 hat Enpal sämtliche PV-Anlagen in Kooperation mit externen Handwerksbetrieben installiert.
Doch insbesondere im Handwerk fehlen Fachkräfte. Gerade die braucht Enpal dringend, um die rasant wachsende Auftragslage bewältigen zu können. Das Unternehmen gründete daher kurzerhand Anfang 2021 eine eigene Montagegesellschaft (Enpal Montage GmbH – EMG) und errichtete 2022 sein eigenes Schulungszentrum im brandenburgischen Blankenfelde-Mahlow. Südlich von Berlin werden hier nun monatlich bis zu 200 Solarprofis zentral ausgebildet.
Vom Herd aufs Dach
Fast alle sind männlich, Quereinsteiger und haben vorher ganz unterschiedliche Berufe gelernt oder aus- geübt: als Koch oder Pizzabäcker, Tellerwäscher, Kurier oder Schauspieler. Für die Arbeit als Solarhandwerkskraft braucht man keine spezifische Vorqualifikation. Dafür aber die richtige Motivation und vor allem Lust, im Freien zu arbeiten. Über 70 Prozent der Handwerkskräfte bei Enpal haben Migrationshintergrund, darunter sind viele Geflüchtete, etwa aus Syrien. „An Bewerbungen mangelt es nicht. Wir brauchen aber gute Leute und die sind nicht immer leicht zu finden. Dennoch geben wir vielen Menschen eine echte Chance“, sagt Dr. Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist bei Enpal. So zahlt das Unternehmen allen ab dem ersten Schulungstag ein Gehalt, trägt die Kosten für die Schulung und stellt das Hotel während der Schulungsphase. Ob es für beide Seiten letztlich passt, zeigt sich spätestens in der Probezeit.
©Enpal Montage
Effiziente Teamarbeit
Beratung, Planung, Installation: Ist die passende Solarlösung einmal gefunden, sollte die Anlage möglichst schnell aufs Dach und in den Betrieb gehen. Dafür braucht man geschulte Solarhandwerkskräfte, genauer gesagt DC- und AC-Monteure. Die DC-Monteure befestigen die PV-Module auf dem Dach, während die AC-Monteure dem Elektriker zuarbeiten. Der Elektriker schließt am Ende die PV-Anlage ans Stromnetz an und muss für diese Tätigkeit auch speziell qualifiziert sein. Läuft alles nach Plan, haben Kundinnen und Kunden meist innerhalb von etwa vier bis acht Wochen ihre neue Enpal-Solaranlage auf dem Dach.
©Enpal Montage
So läuft die Schulung
DC- und AC-Monteure brauchen keine Vorkenntnisse in Sachen Photovoltaik. Was sie können müssen, lernen sie in der Akademie und anschließend auf der Baustelle. Der Lehrplan ist effizient strukturiert: In zwei Wochen absolvieren die Teilnehmenden diverse Schulungen zum Thema Solaranlagen und Monta- ge. Anschließend folgen mehrere Wochen Baubegleitung auf den Hausdächern – und zwar schon jeweils bei sich vor Ort. Nach wenigen Monaten können die Monteure bereits im Team selbstständig PV-Anlagen installieren.
Die Qualitätssicherung erfolgt in Echtzeit. Das heißt, jeder Schritt der Montage wird von den Arbeitskräften per Enpaleigener App dokumentiert. Zudem gibt es stichprobenartige Kontrollen. So sorgt Enpal für die erforderliche Montagequalität und zufriedene Kundschaft. Der Plan geht auf. Die innovative Rekrutierungsstrategie für Quereinsteigende hat dies sicher begünstigt.
© Vincent Poetzsch / Enpal
Entscheidend ist aber auch, dass Vertrieb, Logistik, Fuhrpark, Planung und Verwaltung nicht von Handwerkskräften erledigt werden. Das ermöglicht diesen, sich ganz auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. „Kleine und mittelgroße Anlagen installieren bei uns Teams, die aus zwei bis drei DC-Monteuren und einem AC-Monteur bestehen. Jeweils ein Elektriker betreut immer zwei Teams.
Bei effizienter Organisation kann ein Team eine Anlage mit zehn Kilowatt Peak pro Tag errichten; mit Speicher, Wallbox und Zählertausch in circa anderthalb Tagen. Pro Jahr kommt ein Team somit auf rund 130 Anlagen mit zehn Kilowatt Peak, also auf 1,3 Megawatt Peak pro Jahr“, so Gründinger.
Ausnahme sind Elektriker
In der Akademie gibt es Lehrgänge für Solar-Monteure und spezielle Schulungen für Elektriker. Noch ist Enpal kein klassischer Ausbildungsbetrieb. Wer bei Enpal als Elektriker arbeiten möchte, muss daher bereits eine abgeschlossene Lehre haben. In der Akademie erhalten sie dann die notwendige Zusatzqualifikation zur Installation, Inbetriebnahme und Wartung von Photovoltaikanlagen. Auch diese Schulung dauert nur zwei Wochen, bevor es deutschlandweit auf die Baustellen geht.
©Enpal
Quereinstieg mit Aufstiegschancen
Da gibt es beispielsweise Kim Werner, die neun Jahre bei Mercedes gearbeitet hat: zunächst als Kfz-Mechatronikerin in der Werkstatt, später dann im Service. Sie ist eine der ganz wenigen Frauen, die in der Akademie geschult wurden.
Kim ist heute bei Enpal für die Barrierefreiheit der Baustellen zuständig und kümmert sich beispielsweise um die Absperrung von Gehwegen. „Ich habe auf der Baustelle selbst viele Anlagen mitgebaut und durfte die Monteure in ihrem täglichen Job begleiten. Seit ich in der Barrierefreiheit arbeite, habe ich bei über 500 Baustellen mitgewirkt“, erzählt sie. Kims Bruder war bereits bei Enpal und holte sie im Dezember 2021 ins Unternehmen. Inzwischen arbeitet auch ihre Schwester bei Enpal.
©Enpal
Auch Konstantin Benedikt, gelernter Zimmerer, hat den Quereinstieg genommen. Vorher arbeitete er als Schauspieler und war selbstständiger Messebauer. Im Zuge der Coronapandemie brachen die Aufträge weg und es brauchte einen Neuanfang: Enpal. „Solarenergie ist eine super Alternative. Ich finde es geil, hier mitzumachen”, sagt er. Besonders ist auch die Geschichte von Mohammed Hallak. Er kam als Geflüchteter aus Syrien nach Deutschland, sprach nur Englisch und arbeitete zunächst als Lagerist. Dann erzählte ihm ein Kumpel von Enpal. Heute ist Mohammed Hallak Teamleiter und freut sich, einen so wichtigen Beitrag zur Umstellung auf grüne Energie leisten zu können.
©Enpal
Wichtigster Tipp in Sachen Fachkräftesicherung
Eine kluge, möglichst barrierefreie Rekrutierungsstrategie mit der richtigen Zielgruppenansprache, gute Bezahlung und eine effiziente Teamorganisation können den Fachkräftemangel spürbar lindern. Die nächste Enpal-Akademie entsteht derzeit in Bosnien. „Dort gibt es viele Menschen, die handwerklich sehr begabt sind und gern in Deutschland arbeiten wollen“, sagt Gründinger. „Dabei profitieren wir natürlich von der neuen Westbalkan-Regelung im Fachkräfteeinwanderungsgesetz, durch die Einwanderung vereinfacht wird.“ Insgesamt gilt es, die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte von staatlicher Seite aus weiter zu beschleunigen. Die „Spurwechsel“-Idee, nach der geduldete Asylbewerberinnen und -bewerber eine Arbeitserlaubnis erhalten sollen, ist ein möglicher Ansatz, dem Fachkräftemangel effektiv und zeitnah entgegenzuwirken. Förderlich wäre zudem, ausländische Abschlüsse in kürzeren Verfahren etwa durch die IHK FOSA anzuerkennen.
Noch gibt es keine offizielle Qualifizierung für Solarmonteure. Genau das diskutieren wir auch in der Taskforce Fachkräfte der Allianz für Transformation im Bundeskanzleramt. Ein Standard bzw. ein Zertifikat wäre gut, denn es gibt einen großen Bedarf an Solarfachkräften in der Branche.“
Dr. Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist, Enpal
©Enpal
Wie erfolgreich Enpal aktuell ist und weiter werden kann, ist maßgeblich von der Verfügbarkeit qualifizierter Handwerkskräfte abhängig. Fakt ist: ohne Handwerk gibt es keine Energiewende. Die Enpal-Akademie ist derzeit das größte Schulungszentrum für Solarhandwerkskräfte in ganz Europa.
Ansprechpartner
Dr. Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist, Enpal (wolfgang.gruendinger@enpal.de)
Zum Unternehmen
2017 gegründet, ist Enpal heute das wachstumsstärkste Energieunternehmen in Europa (FT1000 Ranking 2022 von Financial Times & Statista) und einer der größten Anbieter von Miet-Solaranlagen in Deutschland. Mit rund 190 Teams wurden deutschlandweit bereits mehr als 45.000 Solarlösungen installiert. Weitere Information zu Enpal finden Sie hier.