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Vielfalt verankern, Arbeitswelten verbessern

Neue Mitarbeitende zu gewinnen, ist heute ebenso wichtig, wie die bereits vorhandenen zu binden. Das kann gelingen, wenn Vielfalt und Offenheit zur gelebten Unternehmenskultur werden.

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HAMBURG WASSER verfolgt genau dieses Ziel und baut dafür ein ganzheitliches Diversity Management im Unternehmen auf. Den Anstoß dafür gab neben rein arbeitsrechtlichen Vorgaben und dem anhaltenden Fachkräftemangel vor allem eine interne Status-Quo-Erhebung zum Thema Vielfalt. Fühlen sich alle Mitarbeitenden bei HAMBURG WASSER uneingeschränkt wohl und wertgeschätzt? Bildet das Unternehmen die Vielfalt der Hamburger Stadtgesellschaft ab? Antworten darauf lieferte eine umfassende Befragung der Belegschaft. Hier ging es um konkrete Fachthemen, aber auch um die Bedürfnisse, Probleme und Wünsche der Mitarbeitenden. Das Ergebnis: ein Stimmungsbild und eine Vision, was im Unternehmen getan werden muss. Dazu gehörte unter anderem, eine neue Stelle zum Aufbau eines Diversity Managements einzurichten. Seit dem 1. Januar 2023 arbeitet Jan-Paul Goroncy in dieser Funktion und hat seitdem einiges bei HAMBURG WASSER angestoßen.

© Hamburg Wasser

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Ziele und Maßnahmen des Diversity Managements

Auf Basis der Befragung gab es viele konkrete Maßnahmenvorschläge. Doch womit starten? Am besten mit der größten Baustelle. „Schnell war klar, dass wir den Fokus zunächst auf Frauen in Handwerk, Technik und Ingenieurwesen und auf Generationen setzen“, so Goroncy. Immer noch mangelt es gerade in technischen Bereichen an weiblichen Fachkräften: nicht nur bei HAMBURG WASSER, sondern auch in vergleichbaren Unternehmen. Frauen für technische Berufe zu begeistern und fürs Unternehmen zu gewinnen, ist eine zentrale Aufgabe. Genauso wichtig ist es aber, die wenigen Frauen, die schon in diesem Sektor arbeiten, zu stärken und zu vernetzen. Zum Beispiel bei einem Nachwuchs-Treffpunkt für junge weibliche Fachkräfte.

Weiblichen Nachwuchs finden und fördern

Seit 2023 gibt es den Nachwuchs-Treffpunkt, der zwei Mal jährlich stattfindet. Hier treffen sich junge Frauen aus den Bereichen Handwerk, Technik und Ingenieurwesen, um Erfahrungen auszutauschen und Tipps zu erhalten. Hier werden Probleme aus dem Arbeitsalltag diskutiert und gemeinsam Lösungsansätze entwickelt werden. Ob Azubi, dual Studierende oder erst seit kurzem im Unternehmen: Wer sich als Nachwuchs versteht, ist willkommen. Nicht nur eigene Mitarbeiterinnen sind geladen, sondern auch junge Frauen aus den Schwesterunternehmen Stromnetz, Gasnetz und Energiewerken sowie aus allen städtischen Unternehmen. Welche Themen auf den Tisch kommen, entscheiden meist die Frauen selbst. Beim nächsten Mal geht es zum Beispiel um „Karrierewege im Handwerk“. Hierzu sind verschiedene Handwerkerinnen und Ingenieurinnen eingeladen, die ihre Berufslaufbahn vorstellen und über persönliche Erfahrungen auf diesem Weg sprechen.

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„Unser Treffpunkt für Berufseinsteigerinnen im Handwerksbereich ist etwas ganz Besonderes in Hamburg“, so Ebeloe. Und die wachsende Teilnehmerzahl zeigt, Interesse und Bedarf sind da. Flankiert wird das Ganze durch Aktionen auf den Social-Media-Kanälen. Viele Views erzielen etwa die Instagram-Videos, in denen junge Frauen aus dem Unternehmen ihren Job z. B. als Elektronikerin vorstellen und Einblicke in ihren persönlichen Arbeitsalltag liefern. Das wirkt und erreicht auch Bewerbende.

Vertrauen aufbauen und Hürden abbauen

Grundlegende Probleme zu besprechen und zu beseitigen, bedarf Vertrauen und einen sicheren Rahmen. Den bieten die internen Frauenvernetzungsrunden bei HAMBURG WASSER. Hier kommen alle Mitarbeiterinnen eines Geschäftsbereichs zusammen. „Gemeinsam mit der Bereichsleitung schauen wir vorab: Was läuft gut, was nicht, wo kann man etwas tun?“, so Goroncy. Auch die Frauen sind gefragt. Die haben sich kürzlich ein Stimm- und Rhetoriktraining gewünscht, was jetzt umgesetzt wird. Geht man auf die konkreten Bedürfnisse der Frauen ein, kann man ihnen maßgeschneiderte Angebote bieten. Noch recht neu ist der Vernetzungstreff „Frauen in Führung“, den HAMBURG WASSER gemeinsam mit Hamburg Port Authority durchführt. In eher kleinem Rahmen tauschen sich hier weibliche Führungskräfte auf Augenhöhe aus.

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Bewusst gegen unbewusste Denkmuster vorgehen

Vielfalt fördern, heißt aber auch unbewusste Vorurteile abzubauen. Wir alle denken in Schubladen, in Stereotypen und zwar öfter als es uns bewusst ist. Das tun wir, weil es leichter für unser Gehirn ist. Problematisch wird es aber, wenn dieses Kategorien-Denken dazu führt, andere Menschen schlechter zu behandeln. Dem will man bei HAMBURG WASSER entgegenwirken. Drei Mal im Jahr gibt es daher 90-minütige Online-Schulungen zum Thema unbewusste Denkmuster – auch „Unconscious Bias“ genannt. Hier sollen Mitarbeitende für Vielfalt und unbewusste Vorurteile sensibilisiert werden. Die Resonanz in der Belegschaft ist durchweg positiv und die Nachfrage hoch. Aus diesem Grund wurde die offizielle Teilnehmerzahl von zunächst 15 auf 30 erhöht. Für einzelne Teams und Abteilungen gibt es das Training auf Wunsch auch als Präsenzveranstaltung.

Manchmal stößt das Training andere Teamentwicklungs-Maßnahmen an oder löst noch Tage und Wochen später Diskussionen im Team aus. Und das ist gut so.                Jan-Paul Goroncy, Diversity Management, HAMBURG WASSER

Generationenwechsel ohne Wissensverlust

Im Zuge des demografischen Wandels gehen bald viele wertvolle Fachkräfte in Rente. Das Wissen von Mitarbeitenden zu sichern, die das Unternehmen – altersbedingt oder auf freien Wunsch – verlassen, ist enorm wichtig. Zu dem Zweck hat HAMBURG WASSER ein spezielles „Expert Debriefing“ eingeführt. Dies soll helfen, Erfahrungswissen langfristig im Unternehmen zu halten. Wie funktioniert das Expert Debriefing? In drei Schritten und mit Unterstützung eines externen Instituts. Deren Profis führen auf Basis eines detaillierten Fragebogens zunächst ein Interview mit der Person, die das Unternehmen verlässt. Dann folgt ein zweites Gespräch mit dem Neuzugang, der hier seine Erwartungen äußert und die Informationen des Fragebogens erhält. Abschließend gibt es ein gemeinsames Treffen, bei dem nochmals der Fragebogen durchgegangen wird. Im aktiven Austausch werden Unklarheiten ausgeräumt und Tipps für den Umgang im Team weitergegeben. So erfährt der neue Mitarbeitende nicht nur, welche Aufgaben ihn künftig erwarten, sondern auch, wie diese erledigt werden müssen.

Beim Debriefing geht es neben reinem Fachwissen auch um Zwischenmenschliches – also Erfahrungswerte. Und die lassen sich mündlich oft besser weitergeben als schriftlich.“                                                                                                                                         Andrea Ebeloe, Abteilungsleiterin strategische Personal- und Organisationsentwicklung, HAMBURG WASSER

Ob Abteilungsleitung, ExpertInnen oder Handwerkskräfte: Wer spezieller Wissensträger ist und ein Debriefing bekommen soll, entscheiden die Führungskräfte. Gut 40 moderierte Wissenstransfers gab es bereits. Geplant ist, das Prozedere bald noch effizienter zu gestalten, etwa via Checklisten. Zudem arbeitet HAMBURG WASSER daran, vorhandene digitale Tools zur Wissensablage zu bündeln und ein einheitliches System zu etablieren, das für die unterschiedlichsten Berufsgruppen leicht bedienbar und nutzbar ist.

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Diversity Management ist so bunt wie die Belegschaft

Mit der Einführung des Diversity Managements ist bei HAMBURG WASSER viel in Bewegung geraten. So gibt es neben den bereits erwähnten Maßnahmen auch diverse Aktionen im Rahmen der Pride Week und einen neuen Flyer, der die verschiedenen Meldestellen für Diskriminierung bündelt und sichtbarer macht. An weiteren Ideen für die Zukunft mangelt es nicht. Erstmal jedoch sollen die bereits angestoßenen Maßnahmen im Unternehmen fest etabliert und optimiert werden. „Wir wollen das Thema Diversity greifbar machen und möglichst positiv besetzen. Das schafft Vertrauen und öffnet dann auch die Türen zu schwierigeren Themen“, so Goroncy. Die ersten Maßnahmen zeigen bereits positive Auswirkungen, wie mehr Interaktionen im Intranet und ein wachsendes Interesse am unternehmenseigenen Queer-Netzwerk. All das sorgt für eine spürbare Veränderung der Unternehmenskultur hin zu mehr Offenheit und Transparenz. Andrea Ebeloe ist überzeugt: „Wenn man Dinge sichtbar macht und daran arbeitet, werden Arbeitswelten besser – und zwar für alle.“

Ansprechpersonen

Jan-Paul Goroncy, Diversity-Manager, HAMBURG WASSER (jan-paul.goroncy@hamburgwasser.de)

Andrea Ebeloe, Abteilungsleiterin strategische Personal- und Organisationsentwicklung, HAMBURG WASSER (andrea.ebeloe@hamburgwasser.de)

Zum Unternehmen

HAMBURG WASSER versorgt täglich über 2 Mio. Menschen mit frischem, sauberem Trinkwasser und klärt das Abwasser so umweltverträglich wie möglich. Das Unternehmen beschäftigt über 2.000 Mitarbeitende an über 20 Standorten. Weitere Informationen zu HAMBURG WASSER finden Sie hier.

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