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BDEW zum Eckpunktepapier des BMWi zur Gasversorgungssicherheit

Am 16. Dezember 2015 hat das BMWi das Eckpunktepapier "Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Erdgasversorgungssicherheit" veröffentlicht: Vorgeschlagen werden eine Ausweitung des Kontrahierungsvolumens langfristiger Regelenergieprodukte sowie die Einführung eines neuen Regelenergieprodukts zur Integration nachfrageseitiger Flexibilität.

Der BDEW begrüßt den marktnahen und regional differenzierten Ansatz des Ministeriums zur Optimierung und Flexibilisierung des Regelenergiemarktes grundsätzlich. Allerdings ausschließliche ihn zu stärken, greift aus Sicht des BDEW zu kurz, um für Extremsituationen gewappnet zu sein. Das vom BMWi veröffentlichte Eckpunktepapier attestiert dem deutschen Gasmarkt ein hohes Versorgungssicherheitsniveau:

"Deutschland verfügt über ein diversifiziertes und verlässliches Lieferportfolio, eine robuste Infrastruktur mit entsprechenden Redundanzen und belastbare liquide Handelsmärkte. Das Risiko deutschlandweiter Versorgungsengpässe wird vor diesem Hintergrund derzeit als äußerst gering eingeschätzt."

Gasspeichern spricht das BMWi eine wichtige Rolle in der Gewährleistung von Versorgungssicherheit zu. Diese stehen jedoch in der Bereitstellung von Flexibilität im Wettbewerb mit anderen Flexibilitätsquellen. Dabei entscheiden die Marktakteure über deren effiziente Nutzung.

Ausgehend von dieser grundsätzlichen Feststellung sieht das BMWi weiterführende Maßnahmen zur Steigerung der Erdgasversorgungssicherheit darin, den Regelenergiemarkt vereinzelt anzupassen: Dazu sollen die Marktgebietsverantwortlichen (MGV) zunächst die Möglichkeit erhalten, höhere Volumina in langfristigen Regelenergieprodukten zu kontrahieren. Zudem soll das bestehende Produktportfolio langfristiger Regelenergie um ein Regelenergieprodukt ergänzt werden, um so die Kontrahierung von nachfrageseitigem Flexibilitätspotenzial zu stärken.

Marktnaher Ansatz und regionale Wirksamkeit

Nach Ansicht des BDEW trifft die Einschätzung des BMWi zu, dass das Niveau der Gasversorgungssicherheit in Deutschland auch in kritischen Situationen bereits sehr hoch ist. Um dieses Versorgungssicherheitsniveau zu erhalten und weiter zu stärken, ist es notwendig das bestehende System anzupassen.

Der BDEW begrüßt, dass ein möglichst marktnaher Ansatz etabliert werden soll, der regional differenziert wirken kann. Unterschiedliche Flexibilitätsquellen sollten diskriminierungsfrei eingesetzt werden können: Speicher leisten dabei einen wesentlichen Beitrag für Flexibilität im Gasversorgungssystem. Es ist der richtige Ansatz, die im System vorhandenen Flexibilitätspotenziale zu akquirieren und regional zu differenzieren. Die Möglichkeit, dass Marktgebietsverantwortlichen höhere Volumina an langfristigen Regelenergieprodukten kontrahieren können, geht in die richtige Richtung. Dabei kommt es allerdings auf die Ausgestaltung an, insbesondere zu Dimensionierung und Aktivierung.

Es erscheint ebenfalls sinnvoll, die vorhandenen Potenziale in den Industrieanwendungen für die Versorgungssicherheit stärker zu nutzen. Dabei ist es richtig, bereits bestehende Möglichkeiten im Regelenergiemarkt zu optimieren. Auch hier ist die Ausgestaltung eines neuen Regelenergieproduktes  entscheidend. Ausdrücklich zu begrüßen ist dabei, dass der vorgeschlagene Ansatz Vorhalteprämien vermeiden soll und dadurch Erdgas in seiner Wettbewerbsfähigkeit nicht einschränkt.


Stärkung des Regelenergiemarkts greift zu kurz

Die ausschließliche Stärkung des Regelenergiemarkts greift aus Sicht des BDEW zu kurz. Unabhängig von dem Grad und dem Umfang der Optimierung des Regelenergiemarkts sieht der BDEW die Etablierung seines vorgeschlagenen Reservemodells als erforderlich an.

Das Reservemodell sichert mit den beiden Elementen der systemnahen Flexibilitätsreserve und den FNB-Speicherkontrahierungen die Versorgung der Kunden auch dann, wenn der klassische Regelenergiemarkt erschöpft sein sollte.

Der große Vorteil ist, dass eine regelmäßige Überprüfung der Dimensionierung begleitend zum Netzentwicklungsplan stattfindet. Dadurch wird gewährleistet, dass Reserven nur in der Höhe beschafft werden, in der der Markt nicht ausreichend gesicherte Leistung bereitstellt.

Das BDEW-Reservemodell stellt eine flexible Absicherung in Ergänzung zum Regelenergiemarkt dar.

Weiteres Vorgehen

Der BDEW wird sich mit dem branchenweit abgestimmten Vorschlag des BDEW-Reservemodells weiterhin intensiv in die Debatte einbringen, um die Gasversorgungssicherheit in Deutschland weiter zu stärken.

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