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Versorgungssicherheit durch den Energiebinnenmarkt

Europaweiter Handel für Stabilität, Sicherheit und Fortschritt

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© Alexander Lukatskiy / Shutterstock

Europas Versorgungssicherheit ist ein hohes Gut. Diese zu gewährleisten und gleichzeitig eine bezahlbare und zunehmend klimaneutrale Energieversorgung zu garantieren, ist Europas Herausforderung.

Die Vorteile die europäischen Energiebinnenmarkts

Der europäische Energiebinnenmarkt bietet klare Vorteile. Ein diskriminierungsfreier grenzüberschreitender Handel zwischen den EU-Ländern mit Strom und Gas macht die Versorgung nachhaltiger, preisgünstiger und vor allem sicherer. Dadurch wurden die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf Energiepreise und Versorgungssicherheit abgemildert. Es hat sich gezeigt, dass der europäische Energiebinnenmarkt gerade auch im Krisenfall Garant für Versorgungssicherheit ist und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert.

Der grenzüberschreitende Energiehandel ist ein wichtiger Baustein für die Transformation

Mit den Herausforderungen der Energiewende gewinnt der Energiebinnenmarkt weiter an Bedeutung, um eine zunehmend CO2-freie Energieversorgung in ganz Europa zu ermöglichen. Der europaweite Energiehandel verringert die Kosten für die Energiewende und erhöht durch die vorherrschende Solidarität unter den Staaten die Versorgungssicherheit.

Wie profitiert Deutschland vom europäischen Energiebinnenmarkt?

Die europäische Netzinfrastruktur ermöglicht es beispielsweise Windstrom aus dem Norden und Solarstrom aus dem Süden Europas möglichst kostengünstig in der gesamten EU zu verteilen. Wenn in den Nachbarländern zu bestimmten Zeiten Strom zu einem niedrigen Preis erzeugt wird, kann dieser nach Deutschland importiert werden. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern meist auch den CO2-Ausstoß. Im Jahr 2023 stammte über die Hälfte des nach Deutschland importierten Stroms aus Erneuerbaren Energien, da deren Gestehungskosten besonders niedrig sind. Gleichermaßen exportiert Deutschland Strom in seine Nachbarländer. Vor allem dann, wenn der Erneuerbaren-Anteil hoch und damit der Strompreis besonders niedrig ist. So wird sichergestellt, dass im europäischen Strombinnenmarkt immer dort Strom erzeugt wird, wo er am günstigsten ist. 

Grafik 1: Deutschland im europäischen Strombinnenmarkt im Jahr 2023 (eigene Berechnungen und Darstellung)

Vertrauen in die Märkte und die Prozesse

Um Investitionssicherheit zu gewährleisten und den Ausbau Erneuerbarer Energien sowie den Wasserstoffhochlauf voranzutreiben, ist es entscheidend, den europäischen Energiebinnenmarkt zu erweitern und zu festigen.
Nach den Eingriffen in den Energiemarkt im Jahr 2022 ist es wichtig, zum Normalzustand zurückzukehren. Die Reformen des EU-Strom- und Gasmarktdesigns haben die Lehren aus der Preiskrise rechtlich verankert und auch die Langfristmärkte für Strom gestärkt. Markteingriffe sind deshalb auf ein Minimum zu beschränken.

Anreize zur Flexibilisierung und Sicherung des Energiesystems

Handlungsbedarf gibt es in einem zunehmend auf Erneuerbaren Energien basierenden Energiesystem noch im Bereich der langfristigen Versorgungs- und Systemsicherheit. In Zukunft werden in Deutschland Wasserstoffkraftwerke, Speicher und Flexibilitäten die Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien ausgleichen. Aktuell werden aber noch nicht überall die erforderlichen Investitionsanreize für den benötigten Ausbau gesicherter Leistung, der notwendigen Speicherkapazitäten und für den Einsatz von Demand Response (d.h. mehr Flexibilität bei der Stromnachfrage) gesendet.

Kapazitätsmärkte, die nicht die Stromproduktion, sondern die Bereitstellung von Leistung für Fälle unterstützen, in denen die Erneuerbaren-Erzeugung nicht ausreichend ist, sind hierfür die richtige Lösung. Sie müssen daher bei der Umsetzung des reformierten Strommarktdesigns in Deutschland und in der EU pragmatisch im bestehenden Rechtsrahmen verankert werden.

Warum sind langfristige Preissignale von Bedeutung?

Für Investitionen in Stromerzeugungskapazitäten sind langfristige Preissignale wichtig. Sie entstehen durch gut entwickelte und hoch liquide Terminmärkte für Strom, Gas und CO2. Für Strom ist der Zuschnitt der Preiszonen besonders wichtig. Jede Änderung daran hat Auswirkungen auf die Qualität und Verlässlichkeit des mittel- bis langfristigen Preissignals und damit auf die Investitionsbedingungen für den Erneuerbaren-Ausbau. Gerade zu einem Zeitpunkt, zu dem möglichst schnell möglichst viel investiert werden muss, sollte daher ein Preiszonensplit vermieden und die regelmäßige ergebnisoffene Prüfung des Preiszonenzuschnitts grundsätzlich überdacht werden. Stattdessen müssen Netzengpässe durch einen beschleunigten Netzausbau sowie einem systemdienlichen Ausbau von Erzeugungsanlagen und Elektrolyseuren behoben werden.

Der Gasbinnenmarkt: Neuaufstellung der Gasversorgung

Die Gasversorgungskrise im Jahr 2022 hat die Wichtigkeit des Gasbinnenmarktes drastisch verdeutlicht. Durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Mitgliedstaaten konnten trotz einer hohen Importabhängigkeit Europas die Gasversorgung gesichert und innerhalb kürzester Zeit neue Optionen zur Diversifizierung der Gaslieferungen geschaffen werden.  Neben der Bewahrung und Stärkung des Strombinnenmarkts muss daher auch der Gasbinnenmarkt weiter ausgebaut werden.

Grafik 2: Herkunft des in Deutschland verbrauchten Erdgases 2022 bis 2023 (eigene Darstellung)

Europaweiter Wasserstoffhandel- und Transport

Für die Transformation zur Klimaneutralität spielt der Gasbinnenmarkt eine zentrale Rolle. Gerade für den Wasserstoffhochlauf ist es wichtig europäisch zu denken und einen grenzüberschreitenden Handel und Transport aller erneuerbarer und CO2-armer Gase in der EU zu ermöglichen. Sowohl um innereuropäisch produzierten Wasserstoff zu den Verbrauchern zu bringen als auch zur Ermöglichung von Importen aus anderen Nicht-EU-Staaten.

Zusammenarbeit mit Drittstaaten außerhalb der EU

Nicht nur die innereuropäische Zusammenarbeit ist wichtig. Der Blick muss auch über den europäischen Binnenmarkt hinaus gerichtet werden. Gerade die Kooperation mit dem Vereinigten Königreich, mit seinen ambitionierten Zielen für den Offshore-Windenergieausbau sollte nicht nur im Bereich der Energie- sondern auch der Klimapolitik weiter vertieft werden. Darüber hinaus sollten die Verhandlungen über ein Stromabkommen mit der Schweiz und auch weitere Partnerschaften mit anderen Drittstaaten, wie der Ukraine, weiter vorangetrieben werden.

Weitere Informationen zum Europäischen Energiemarkt finden Sie in der EU-Broschüre.

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