Energiewende heißt mehr als neue Windräder, Solarparks und Kohleausstieg, auch der Heizkesseltausch gehört dazu – und damit die „Wärmewende“. Knapp 40 Prozent der Energie werden aktuell im Gebäudebereich verbraucht, das heißt für Raumwärme, Prozesswärme sowie Warmwasser; bei der Wärmeerzeugung fallen fast so viele Treibhausgase an wie auf dem Strommarkt. Wenn draußen die Temperaturen sinken und drinnen die Heizung aufgedreht wird, schlägt sich das in der Energie- und Klimabilanz nieder – schließlich sind Heizungsanlagen im Durchschnitt 16,6 Jahre alt. Es besteht also Handlungsbedarf.
Hier setzt die „Wärmewende“ an: Das bedeutet einen nachhaltigeren, effizienteren und bewussteren Umgang mit Wärmeenergie. Diese muss außerdem „grüner“ werden, das heißt zunehmend aus erneuerbaren Quellen stammen. Laut Klimaschutzplan der Bundesregierung sind die nationalen Klimaziele nur zu schaffen, wenn 2030 auch im Gebäudebereich 40 Prozent beziehungsweise 47 Millionen Tonnen weniger CO2 als 2014 ausgestoßen werden.
Hohe Akzeptanz durch niedrige Kosten
Für die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Dekarbonisierungsstrategie ist die Frage nach den Kosten entscheidend. Je günstiger eine Tonne CO2 eingespart werden kann, desto besser – gerade im Gebäudebereich, wo wirtschaftliche und soziale Aspekte eine große Rolle spielen: Auch energieeffizient sanierter Wohnraum muss bezahlbar bleiben. Ein geeigneter Maßstab, um die Handlungsoptionen zu bewerten, sind daher die technologieneutralen CO2-Vermeidungskosten. Dafür werden die Modernisierungsausgaben und die dadurch vermiedenen Treibhausgasemissionen zueinander ins Verhältnis gesetzt. Legt man dieses Kriterium an, haben gasbasierte Lösungen – zum Beispiel vor dem baulichen Wärmeschutz – großes Potenzial. Sie bringen die „Wärmewende“ kosteneffizient voran.
Schnelle Erfolge sind möglich
Schon 2020 kommen die Fortschritte auf diesem Weg erstmals auf den Prüfstand. Noch gibt es Luft nach oben: Von 21 Millionen Heizungssystemen in deutschen Wohnhäusern entsprechen drei Viertel nicht dem Stand der Technik, belasten dadurch Umwelt und Klima mehr als nötig. Ein unkomplizierter Tausch zahlt sich schnell aus, denn effiziente Gasbrennwertkessel verbrauchen deutlich weniger Energie und lassen so die monatlichen Heizkosten sinken. Auch die Kombination mit Solarthermie z. B. für Warmwasser und damit mit Erneuerbaren Energien ist gängige Praxis. Ein Rechenbeispiel zeigt: Würden dort, wo bereits Gasnetze vorhanden sind, alle Haushalte, die heute mit Öl heizen, auf einen Gasbrennwertkessel umsteigen, ließen sich 18 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Und das erstens zu moderaten Preisen, zweitens besonders zuverlässig, da sich die Technologie seit Jahren bewährt hat, und drittens schnell.
„Grün“ ist die langfristige Perspektive
Gas ist im Wärmemarkt Deutschlands Wunschenergie Nummer eins. Den Kunden steht eine breite Auswahl moderner, technischer Lösungen wie Brennstoffzellen und Gaswärmepumpen zur Verfügung. Und Gas kann grün: Von Jahr zu Jahr speisen mehr Anlagen überall in Deutschland Gas aus erneuerbaren Quellen ins Gasnetz ein. An der Wärmebereitstellung aus Erneuerbaren hatte Biogas 2016 den zweitgrößten Anteil, noch vor Solar- und Geothermie. Mehr Klimaschutz bringen zudem erdgasbasierte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in Verbindung mit Wärmespeichern: So bleibt Gas auch langfristig Baustein einer effizienten „Wärmewende“. Das Gute ist – auch mit Blick auf die Kosten–, dass die Infrastruktur schon steht, so dass sich grünes Gas selbst in verdichtete Ballungsräume transportieren lässt.
Antrieb aus der Politik
Alte ineffiziente Heizungen werden oft erst dann ausgetauscht, wenn sie kaputt gehen. Das muss sich ändern, denn von Modernisierungen profitiert die Klimabilanz spürbar, schnell und nachhaltig. Indem sie die Investitionen in innovative Wärmetechnik steuerlich absetzbar macht, kann die Politik den Heizungstausch zuhause unbürokratisch zusätzlich anregen. Für mehr Transparenz sollte außerdem im Gebäude-Energie-Gesetz Biogas als das anerkannt werden, was es ist: eine gleichwertige Erneuerbare Energie.