Am 27. und 28 August 2019 hat in Frankfurt am Main die erste BDEW-Fachtagung zum Thema Wasserstoff stattgefunden. Dass das Thema die Wirtschaft und Wissenschaft aktuell umtreibt, zeigte sich schon daran, dass die Veranstaltung mit über 150 Teilnehmern ausgebucht war und das Teilnehmerfeld nicht nur Vertreter der Energiewirtschaft, sondern beispielsweise auch der Industrie sowie Anlagenbauer, Gerätehersteller und Wissenschaftlicher umfasste.
Der erste Tag stand zunächst im Zeichen der politischen Rahmenbedingungen. BDEW-Präsidentin Dr. Marie-Luise Wolff betonte in ihrer Rede zum Auftakt, dass Sektorkopplung, Power-to-Gas und vor allem Wasserstoff eine wichtige Rolle für das Energiesystem der Zukunft spielen werden und damit Wachstumspotenziale für die Energiewirtschaft bieten.
Ulrich Benterbusch, Unterabteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, bekräftigte, dass gasförmige Energieträger auch über 2030 hinaus noch integraler Bestandteil der Energieversorgung sein werden. Er forderte aber, dass sie zunehmend grüner werden müssen. Gemeinsam mit dem niederländischen Wasserstoff-Gesandten Noe van Hulst und der Wissenschaftlerin Prof. Dr. Birgit Scheppat diskutierte er über nationale und internationale Perspektiven von Wasserstoff und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen.
Neben dem politischen Rahmen war das Ziel der Fachtagung, Praxisbeispiele und Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstoff in der Energieversorgung darzustellen und darüber hinaus Vernetzung und den Austausch von Know-how zu ermöglichen.
Unternehmen stellten ihre Praxiserfahrungen und Projekte in den Bereichen Erzeugung und Infrastruktur sowie in drei parallelen Fachforen zu den Themen Mobilität, Industrie und Wärme vor. Die abschließende Podiumsdiskussion mit Vertretern der Anwendungsbereiche bot Anregungen für Geschäftsmodelle in allen Sektoren und eine gute Zusammenfassung der beiden Tage.
Quelle: BDEW
Beim BDEW Gasdialog am Abend des ersten
Veranstaltungstages diskutierten Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung,
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation,
Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Dr.
Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG, über Sektorkopplung
in der Energiewende und den Beitrag von Gas. Das etablierte Format des
Gasdialogs bietet die Möglichkeit für einen Austausch zwischen Branche und
Politik.
Stefan Kapferer betonte dabei, dass technologieoffene
Pfade und eine CO2-Bepreisung essentiell für das Erreichen der Klimaschutzziele
seien. Prof. Pinkwart führte aus, dass Gas einen
entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten kann. Die
Gasinfrastruktur stehe dafür schon bereit und müsse genutzt werden. Er
berichtete außerdem von der Energieversorgungsstrategie von
Nordrhein-Westfalen, in der Wasserstoff eine entscheidende Rolle spiele. Das
Land selbst hat eine eigene Wasserstoffstrategie veröffentlicht.
Herr Dr. Alsheimer betonte, dass
Technologieentscheidungen am Markt getroffen werden müssen. Es werden sich die
Anwendungen durchsetzen, die die niedrigsten Gesamtkosten haben. Dafür bedarf
es einer marktorientierten Lösung für eine CO2-Bepreisung. Die Akzeptanz beim
Bürger ist dabei ein wichtiger Faktor.
Prof. Dr. Pinkwart, Dr. Alsheimer und Herr Kapferer im BDEW Gasdialog | Quelle: BDEW
Die Fachtagung hat gezeigt, dass viele Stakeholder verschiedener Branchen gewillt sind, in das Thema Wasserstoff zu investieren und damit zusammenhängende Herausforderungen anzugehen. Sie hat aber auch gezeigt, dass regulatorisch und politisch aktuell noch zahlreiche Hemmnisse für eine erfolgreiche und wirtschaftliche Umsetzung aus dem Weg geräumt werden müssen. Alles in allem ist Wasserstoff ein vielversprechendes Element in der Strategie „Gas kann grün“.
Die positive Resonanz der Teilnehmer an Fachtagung und Gasdialog hat uns darin bestärkt, die Themen rund um Wasserstoff voranzutreiben und sich weiter dafür einzusetzen, seine Potenziale für den Klimaschutz breit zu nutzen und sich dafür einzusetzen, die Rahmenbedingungen dafür zu verbessern.