Der europäische Strommarkt ist im Spotmarkt in verschiedene Preiszonen aufgeteilt. Die Aufteilung orientiert sich dabei oftmals an nationalen Grenzen, im Fall von Deutschland und Österreich ist sie jedoch grenzüberschreitend. Das sogenannte zonale Design fördert dabei die Marktentwicklung, bündelt Angebot und Nachfrage und zeigt im Fall von Österreich und Deutschland, dass dieser Ansatz hohe Liquidität fördert. Innerhalb einer Preiszone können Handelsgeschäfte unabhängig von der Netzinfrastruktur und eventuellen physikalischen Hindernissen getätigt werden. Daher können Eingriffe der Übertragungsnetzbetreiber erforderlich sein, um die Systembilanz aufrecht zu erhalten. Diese "Redispatching"-Maßnahmen sind notwendig, für den zonalen Ansatz sehr effektiv und kostengünstig in der Umsetzung.
Im Rahmen des momentan auf europäischer Ebene verhandelten Network Code "Capacity Allocation and Congestion Management" (kurz: CACM), der auf Grundlage des Dritten Binnenmarktpakets von der EU-Kommission in Zusammenarbeit mit ENTSO-E und ACER erarbeitet wird, prüfen die Übertragungsnetzbetreiber in einem technischen Bericht, ob eine Neuformierung der Preiszonen erforderlich ist.
Der BDEW und die Verbände BDI, BNE, DIHK, EFET Deutschland, Österreichs Energie, VCI, VIK, VKÖ, VKU und die Wirtschaftsvereinigung Metalle haben sich dafür eingesetzt, im Ausgangspunkt zu prüfen, ob bzw. inwieweit unter technischen Aspekten eine Verkleinerung von Preiszonen überhaupt eine effektive Maßnahme zur Verbesserung ist. Auch bei einer Marktgebietsaufspaltung der deutsch-österreichischen Preiszone würde das Problem ungewollter Lastflüsse bestehen bleiben. Diese Einschätzung wurde bereits 2011 in einem Gutachten für die Bundesnetzagentur festgestellt und jüngst durch ein weiteres Gutachten für die Market Parties Platform bestätigt.
Bei der Überprüfung des Zuschnitts der bestehenden Preiszonen ist es überdies wichtig, dass man neben den technischen auch die wettbewerblichen Auswirkungen einer Neuordnung berücksichtigt. Es sollte insbesondere der Einfluss einer großen Preiszone auf die Liquidität des Stromgroßhandelsmarktes einschließlich des Terminmarktes, die Wettbewerbsfähigkeit von Großhandel und Vertrieb, die geringere Marktkonzentration, die gemeinsamen Beschaffungsmöglichkeiten für Deutschland und Österreich, verteilte Standorte von Letztverbrauchern sowie die Wohlfahrtsgewinne der Harmonisierung des Energiebinnenmarktes bewertet werden. Zudem wird durch eine Aufteilung der Preiszone auch die Fähigkeit zur Aufnahme von volatilen Erneuerbaren Energien eingeschränkt. Schließlich ist die Aufteilung auch mit Kosten für die Umsetzung verbunden. Auch diese müssen in eine Bewertung einfließen.
Der technische Bericht von ENTSO-E wurde am 29. Januar 2014 veröffentlicht. Es ist angekündigt, gemeinsam mit ACER im ersten Quartal die Stakeholder zu einem Workshop einzuladen, um die Ergebnisse gemeinsam zu diskutieren. Der BDEW hatte sich zuletzt im Oktober 2013 mit einem eigenen Positionspapier in den Prozess eingebracht und wird die Thematik auch weiterhin intensiv begleiten.