Drucken

Innovative Ökostromnutzung der Neubrandenburger Stadtwerke in Kooperation mit 50Hertz

Überschüssiger Ökostrom wird zu klimaneutraler Wärme.

None

© neu.sw

Die Neubrandenburger Stadtwerke neu.sw und der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz haben Anfang 2024 in Neubrandenburg eine neue Power-to-Heat-Anlage eingeweiht. Die Anlage wandelt überschüssigen Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen in Wärme für das Fernwärmenetz um, was einen wichtigen Beitrag zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Reduktion fossiler Brennstoffe darstellt. Häufig entstehen aufgrund der begrenzten Kapazitäten der Stromnetze Netzengpässe, welche die Abregelung von Windrädern und Solaranlagen erfordern. Dieses Problem wird durch die Power-to-Heat-Anlage gelöst, indem sie überschüssigen grünen Strom ökologisch und ökonomisch sinnvoll nutzt.

Die Anlage besteht aus drei Elektrodenkesseln mit einer Leistung von jeweils 10 MW, welche Strom nahezu verlustfrei in Wärme mit einem Wirkungsgrad von über 99 % umwandeln. Wasser in den Elektrodenkesseln wird durch den überschüssigen Ökostrom erhitzt. Die erzeugte Wärme wird entweder direkt ins Fernwärmenetz eingespeist oder im 36 Meter hohen Kurzzeitwärmespeicher zwischengelagert und bei Bedarf abgerufen.

Die mit der Power-to-Heat-Anlage mit 30 MW erzeugte Wärme ersetzt die entsprechende Wärmemenge, die ansonsten im KWK-Prozess über das Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerks (GuD-HKW) produziert werden muss und reduziert dabei gleichzeitig die Stromproduktion des GuD-HKW, so dass insgesamt 55 MW Leistung erneuerbaren Stroms von 50Hertz nicht abgeregelt werden muss. Für neu.sw führt die Maßnahme zu entsprechenden  Einsparungen bei fossilen Brennstoffen und CO₂-Emissionen.

Das GuD-HKW der Neubrandenburger Stadtwerke ist mit einer Leistung von 90 MWthermisch und 77 MWelektrisch eines der größten Gasheizkraftwerke in Mecklenburg-Vorpommern und erzeugt effizient Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung.

Die Umsetzung des Projekts wurde durch eine Regelung im Energiewirtschaftsgesetz, dem sogenannten „Nutzen statt Abregeln“, ermöglicht, die den Einsatz von grünem Strom und die Flexibilisierung bestehender GuD-Anlagen fördert. Die Investitionskosten von rund 14 Millionen Euro wurden von 50Hertz über die Netzentgelte finanziert, während die Neubrandenburger Stadtwerke für den Bau und Betrieb der Anlage verantwortlich sind. Diese Anlage stellt eine der ersten Kooperationen dieser Art in Deutschland dar und ermöglicht es, überschüssigen Wind- und Solarstrom effizient zu nutzen, bestehende Erzeugungskapazitäten optimal auszulasten und gleichzeitig zusätzliches Redispatch-Potential für das Übertragungsnetz verfügbar zu machen.

In Neubrandenburg versorgen die Stadtwerke rund 27.500 Haushalte mit Fernwärme, was etwa 80 Prozent der Stadt entspricht. Durch die neue Anlage wird die Nutzung erneuerbarer Energien maximiert und der Einsatz von Erdgas reduziert, was zur weiteren Senkung von CO₂-Emissionen beiträgt. Diese innovative Nutzung überschüssiger elektrischer Energie trägt nicht nur zur Effizienzsteigerung bei, sondern auch zum Klimaschutz.

Die Bauarbeiten zur Integration der Anlage in die bestehende Infrastruktur waren technisch besonders anspruchsvoll. Es wurde eine elektrotechnische Anbindung an das GuD-Heizkraftwerk und die vorgelagerten Stromnetze geschaffen, einschließlich einer neuen 110kV-Schaltanlage als zentralem Knotenpunkt. Der überschüssige Ökostrom wird über diese Anlage und einen Netztransformator in die Elektrodenkessel geleitet, wo er in Wärme umgewandelt wird.

Die erfolgreiche Inbetriebnahme der Power-to-Heat-Anlage in Neubrandenburg ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie technische Kompetenz, Innovationsgeist und partnerschaftliche Zusammenarbeit zur Bewältigung der Herausforderungen der Energiewende beitragen können. Mit dieser Innovation leisten die Neubrandenburger Stadtwerke und 50Hertz einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zeigen gleichzeitig, dass Sektorkopplung in der Praxis zum Vorteil aller funktionieren kann, indem sie erneuerbare Energien optimal nutzen und gleichzeitig Netzengpässen vorbeugen. Diese wegweisende Zusammenarbeit und der Einsatz modernster Technologie unterstreichen die Rolle der Stadtwerke als Vorreiter in der nachhaltigen Energieversorgung.

Suche