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ENTSO-E und ACER stellen Konfiguration der Preiszonen für den Stromgroßhandel weiter zur Diskussion

Die EU-Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) hat am 7. März 2014 den "Marktbericht" zum Einfluss von Gebotszonen auf die Strommärkte veröffentlicht. Der Bericht ist Teil der frühzeitigen Umsetzung des Stromnetzcodes zu Kapazitätsvergabe und Engpassmanagement (CACM) und ergänzt den technischen Bericht der Organisation der europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E).

Laut Auswertung von ACER beeinflusst der bestehende Preiszonenzuschnitt die Markteffizenz. Im besonderen Fokus der Auswertung stehen dabei die Regionen Zentralwest- und Zentralosteuropa. Auch wurden die Verbindungen mit Dänemark und der Schweiz bewertet. Der Kern der Auswertung basiert auf der Theorie des effizienten Dispatchings von Erzeugungsanlagen und dem damit verbundenen volkswirtschaftlichen Nutzen. Dem gegenübergestellt werden präventives (zonenübergreifende Kapazitätskalkulation und -zuweisung) und kuratives Engpassmanagement (z.B. Redispatch). Der BDEW hatte in der Vergangenheit schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die tatsächlichen Kosten des Engpassmanagements (noch) nicht eindeutig zu beziffern sind und vor allem grenzüberschreitend teilweise in Verständnis und Anwendung sehr unterschiedlich behandelt werden.

ACER hat weiter analysiert, dass die Verteilung des volkswirtschaftlichen Nutzens oft von der Lage im Netz abhängt, es also bedingt durch die ungeplanten Lastflüsse eine ungleiche Verteilung von Kosten und Nutzen gibt. Weitere untersuchte Punkte waren die Berücksichtigung von Anreizen, in Übertragungsnetze und Erzeugung zu investieren, und die Liquidität in Day-ahead- und insbesondere in Forward-Märkten. ACER erkennt dabei an, dass größere Preiszonen mehr Hedging-Möglichkeiten bieten als kleine Preiszonen. Der BDEW hatte sich 2013 sehr kritisch mit einer eigenen Stellungnahme an der Erstellung des Berichts beteiligt und sieht wichtige Hinweise unberücksichtigt und beim Marktbericht daher noch erheblichen Nachbesserungsbedarf.

Hinsichtlich der Empfehlungen des technischen Berichts von ENTSO-E begrüßt der BDEW den Vorstoß der Netzbetreiber zur Schaffung von Transparenz im Netzbetrieb. Die vorgelegten Daten sind sehr umfangreich und beleuchten viele Aspekte. Allerdings reichen sie für eine Bewertung der technischen Effizienz der Preiszonen noch nicht aus.

Wichtig ist die Schaffung realistischer Szenarien der zukünftigen Erzeugung, Last und Netztopologie sowie von Szenarien zu Preiszonen, welche regelmäßige, physische Engpässe im Netz berücksichtigen. Auch müssen die nationalen Netzentwicklungspläne sowie der europäische Zehn-Jahres-Netzenentwicklungsplan in eine Bewertung einbezogen werden. Bei der  Untersuchung, ob die im Vergleich mit großen Zonen bestehenden Nachteile für kleine Zonen in Forward-Märkten ausgeglichen werden können, unterstreicht der BDEW, dass ein Vergleich verschiedener Zuschnitte die erheblich steigenden Transaktionskosten für die Marktteilnehmer beachten muss. Zudem müssen mögliche diskriminierende Effekte zwischen internem und zonenübergreifendem Austausch sowie die benötigte Umstellungszeit und die Umstellungskosten beachtet werden. Die Liste der bei einer Bewertung zu beachtenden Punkte muss daher noch ausgeweitet werden. Da sich die Regulierungsbehörden schon zu Beginn der Berichtserstellung auf einen Überprüfungsprozess geeinigt haben, wird dieser in den nächsten Wochen offiziell starten. Der BDEW geht davon aus, dass der Prozess weiter transparent und unter Einbeziehung aller Marktteilnehmer durchgeführt wird.

Aus Sicht des BDEW und der meisten Stakeholder, die sich an der vorausgegangenen Konsultation beteiligt haben, ist die Stabilität der Zonen und damit verbunden eine nicht zu häufige Überprüfung wichtig. Beim Workshop von ACER und ENTSO-E zum künftigen Preiszonenzuschnitt am 20./21. März 2014 in Brüssel hat der BDEW noch einmal betont, dass nicht Größe, sondern die Funktionsfähigkeit der Preiszonen im Vordergrund stehen sollte.

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