Stadtwerkestudie 2023

Mit neuen Strategien aus der Krise. Zukunftsinvestitionen in eine nachhaltige Energieversorgung

Die Stadtwerkestudie 2023 blickt auf das Jahr 2022 zurück, in dem Stadtwerke, aber auch viele andere Unternehmen ein Jahr nie da gewesener Herausforderungen erlebten. Das dritte Krisenjahr in Folge war geprägt von rasant steigenden Energiepreisen und einer allgemeinen Verunsicherung über die Versorgungssicherheit in Deutschland. Stadtwerkemitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben viel Zeit in Krisenstäben verbringen müssen und die Gasknappheit in Szenarien bis hin zu flächendeckenden Blackouts simuliert. Sie haben besorgte Kundinnen und Kunden beruhigt, aber sich selbst darum gesorgt, ob Vorlieferanten weiter ihren Lieferverpflichtungen nachkommen können.

Es mag überraschen, aber trotz Post-Corona-Stimmung, Energiekrise und immer schärferer Klimaschutzbestimmungen war 2022 für die Stadtwerke ein gutes Jahr. Mehr als zwei Drittel (68 %) der befragten Unternehmen bewerten ihren geschäftlichen Erfolg in diesem erneuten Krisenjahr als gut oder sehr gut. Allerdings hat die Hälfte der Stadtwerke (48 %) 2022 ein niedrigeres Ergebnis erwirtschaftet als im Vorjahr. Der Blick auf das Jahr 2023 ist deutlich sorgenvoller. Lediglich 44 % schätzen die Aussichten als gut oder sehr gut ein, das ist der niedrigste Wert seit der Finanzkrise 2008/09.

Anpassung der Unternehmensstrategie?

Gegenstand der Stadtwerkestudie 2023 sind die konkrete Krisenwahrnehmung im Jahr 2022 und die Frage, ob und in welchem Umfang die Eindrücke und Erfahrungen zu einem Umdenken, zu einer Verschiebung von Prioritäten oder in letzter Konsequenz zu einer Anpassung der Unternehmensstrategie geführt haben.

Kurzfristig stand 2022/23 die Gewährleistung der Versorgungssicherheit im Fokus. Hierfür wurden Beschaffungsstrategien optimiert und die nötige Liquidität bereitgestellt. Versorgungssicherheit bedeutete allerdings auch, sich mit zunehmenden Hacker-Attacken auseinanderzusetzen und IT- und Cybersicherheit als wichtige Themen einzustufen.

Energiekrise: Katalysator der Energiewende

Längerfristig wird die Energiekrise 2022 wie ein Katalysator für die Energiewende wirken. 68 % der Studienteilnehmer sind der Meinung, dass die Krise die Dekarbonisierung treibt. Viele Stadtwerke aktualisieren deshalb Teilstrategien, z. B. indem sie früher als bisher geplant mehr in Erneuerbare Energien investieren und ihre Wärmestrategien anpassen werden. Diese Anpassungen werden darüber hinaus durch die zahlreichen Gesetzgebungsaktivitäten der Bundesregierung befördert.

Auf dem Transformationspfad werden die Stadtwerke in den nächsten Jahren das ein oder andere Hindernis zu überwinden haben. Die Stadtwerkestudie 2023 zeigt, dass der Personal- und Fachkräftemangel deutlich steigt und innovative Antworten benötigt. Lieferkettenprobleme sorgen für lange Projektlaufzeiten und von dem fortlaufend steigenden Detaillierungsgrad energiewirtschaftlicher Regulierung und der Geschwindigkeit, in der neue Regelungen erlassen werden, fühlen sich mittlerweile Marktteilnehmer zunehmend überfordert und wünschen sich mehr Pragmatismus.
 

Über die Studie

Für die 21. Stadtwerkestudie haben EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit den Geschäftsleitungen und Vorständen von 100 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern in ganz Deutschland gesprochen. Die Tiefeninterviews dauerten im Schnitt 50 Minuten. Sie wurden als computergestützte Telefoninterviews (CATI) anhand eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Die Interviews fanden im Dezember 2022 und im Januar 2023 statt. 
Die Branche hat zu dieser Zeit das Soforthilfegesetz umgesetzt, die Umsetzung der Energiepreisbremsen ab März 2023 vorbereitet und für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit mit Strom, Gas und Wärme für den Winter gesorgt.



Kernaussagen der Studie

Im Jahr 2022 standen die Stadtwerke großen und richtungsweisenden Herausforderungen gegenüber. Ihre Mitarbeitenden waren oftmals sehr intensiv in Krisenstäben eingebunden und konnten die strategischen Themenstellungen nicht im erforderlichen Umfang bearbeiten. Dieses außergewöhnliche Jahr hat bleibende Eindrücke hinterlassen und in den Unternehmen in vielen Bereichen zu einem Umdenken geführt. Gleichzeitig verschärften sich in vielen Bereichen die Herausforderungen weiter.

Die zentrale Aufgabe, 2022/23 die Versorgungssicherheit auch in Krisenzeiten sicherzustellen, wurde erreicht. Hierfür haben die Stadtwerke Beschaffungsstrategien optimiert und die dafür nötige Liquidität beschafft. Versorgungssicherheit bedeutete allerdings auch, sich um die Sicherheit der Versorgungsinfrastruktur zu kümmern und IT- und Cybersicherheit höher zu bewerten. 

Für 59 Prozent der Studienteilnehmer war Energiebeschaffung 2022 das wichtigste Thema und maßgeblich für das wirtschaftliche Ergebnis. Mittel- bis langfristig führen die Erfahrungen aus der Energiekrise zu einer Transformationsbeschleunigung: Investitionsstrategien werden angepasst, sodass sich die Stadtwerke aus der Krise investieren und die Versorgungssicherheit stärken können. Den Bereichen regenerative Stromerzeugung und Wärme werden mehr Investitionsmittel zugewiesen.



Strategische Anpassungsmaßnahmen haben die Unternehmen jedoch meist nur in Teilbereichen vorgenommen. Nach den beiden Pandemiejahren konzentrierte man sich auch im dritten Krisenjahr in Folge auf das Krisenmanagement.

Nur ein Drittel der Befragungsteilnehmer verfügt über eine durchgängige Dekarbonisierungsstrategie. Eine solche ist jedoch erforderlich, damit die Energiekrise zum Katalysator für die Transformation des gesamten Unternehmens werden kann. Nur ein Drittel der Befragungsteilnehmer hat einen solchen Prozess durchlaufen und damit die Grundlagen für neues Wachstum geschaffen.




Mehr erfahren? Hier die Stadtwerkestudie 2023 downloaden

 

Ansprechpartner

Mathias Timm
Leiter der KMU-Vertretung
+49 30 300199-1700
mathias.timm@bdew.de

Manuel Schrepfer
Fachgebietsleiter KMU-Vertretung
+49 30 300199-1718
manuel.schrepfer@bdew.de

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