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"Stadt­wer­ke durch regionale Fo­kus­sie­rung die idealen An­sprech­part­ner."

Florian Bie­ber­bach über die Rolle der Stadt­wer­ke München bei der En­er­gie­wen­de und der Dekar­bo­ni­sie­rung der Wär­me­ver­sor­gung.

Portrait Florian Bieberbach, vorsitzender Geschäftsführer der Statdwerke München

© Stadtwerke München

Herr Bie­ber­bach, Stadt­wer­ke leisten einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der En­er­gie­wen­de. In welcher Rolle sehen Sie die Stadt­wer­ke in Deutsch­land und speziell in der Stadt München?
Ich teile die Ein­schät­zung, dass die Stadt­wer­ke eine sehr wichtige Rolle beim Umbau des En­er­gie­sys­tems spielen. Ein Vorteil der Stadt­wer­ke ist, dass sie regional fo­kus­siert und gut mit den In­sti­tu­tio­nen vor Ort vernetzt sind. Zudem können sie in der Regel die gesamte Breite der En­er­gie­ver­sor­gung anbieten. Sie sind der ideale An­sprech­part­ner für die Stadt, aktuell vor allem bei der kom­mu­na­len Wär­me­pla­nung. Ein zweiter Punkt ist, dass es bei der Energie- und Wär­me­wen­de sehr stark darauf ankommt, lokale er­neu­er­ba­re Po­ten­zia­le zu iden­ti­fi­zie­ren und zu heben; auch das können lokale Player nor­ma­ler­wei­se besser als über­re­gio­na­le.

In München trennen wir die Dinge sehr genau. Es gibt im Bereich der Wär­me­pla­nung ho­heit­li­che Aufgaben der Stadt München. Die Stadt­wer­ke liefern Daten und die Stadt agiert selbst. Und dann gibt es uns als En­er­gie­dienst­leis­ter für die Be­völ­ke­rung, der wir im Rahmen der von der Stadt gesetzten Politik Angebote machen. Hier ist eine Zu­sam­men­ar­beit mit der Stadt un­heim­lich wichtig, dennoch sind die Rollen getrennt.

Wie bewerten Sie an dieser Stelle das „Gesetz für die Wär­me­pla­nung und zur Dekar­bo­ni­sie­rung der Wär­me­net­ze“?
Im Grunde genommen ist das ver­ab­schie­de­te Gesetz durchaus ak­zep­ta­bel. Es ist aber im Vergleich zu früheren Entwürfen stark ab­ge­mil­dert worden, was faktisch eine lang­sa­me­re Dekar­bo­ni­sie­rung des Wär­me­mark­tes bedeutet als ur­sprüng­lich geplant. Dies führt un­wei­ger­lich dazu, dass die kurz­fris­ti­gen Klima- und CO2-Re­duk­ti­ons­zie­le nicht erreicht werden können.

Dennoch spiegelt dies das Ergebnis eines de­mo­kra­ti­schen Prozesses wider. Unter Be­rück­sich­ti­gung der sys­te­ma­ti­schen Struktur, der An­for­de­run­gen und Fristen lässt sich sagen, das Gesetz ist im Großen und Ganzen stimmig.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie im Zu­sam­men­hang mit der En­er­gie­wen­de konkret zur Dekar­bo­ni­sie­rung des Wär­me­sek­tors? Wo stehen Sie in der Wär­me­pla­nung für die Stadt München und wie gestaltet sich die Zu­sam­men­ar­beit?
Konkrete Maßnahmen, die die Stadt durch­ge­führt hat, waren natürlich erst einmal Studien. Die Zu­sam­men­stel­lung der Da­ten­ba­sis war dabei eine große Her­aus­for­de­rung. Das Da­ten­ma­te­ri­al für eine große Stadt wie München zu sammeln und in einen kon­sis­ten­ten Datenpool zu kon­so­li­die­ren hat Jahre gedauert. In den extern be­auf­trag­ten Studien wurde anhand von Szenarien berechnet, was man in München umsetzen kann, um den Wär­me­markt zu dekar­bo­ni­sie­ren. Das ist auch für die Akzeptanz in der Be­völ­ke­rung und im Stadtrat wichtig.

München hat sich wie andere Städte ent­schie­den, in Zukunft nicht mehr auf das Gasnetz für die Wär­me­ver­sor­gung zu setzen. Die Stadt plant, das Gasnetz außer Betrieb zu nehmen, zumindest in großen Teilen. Erdgas wird teilweise durch Fernwärme ersetzt werden. Der größte Teil soll durch Ver­dich­tung innerhalb der be­ste­hen­den Fern­wär­me­ge­bie­te erfolgen, ergänzt um ein paar Er­wei­te­run­gen des Fern­wär­me­net­zes. Überall dort, wo es keine Fernwärme gibt und auch künftig nicht geben wird, wird über kleine Nah­wär­me­net­ze oder in­di­vi­du­el­le Lösungen nach­ge­dacht, z. B. Grund­was­ser­wär­me­pum­pen, ins­be­son­de­re für größere Gebäude, oder Luft­wär­me­pum­pen für kleine Gebäude. Dies sind die Tech­no­lo­gi­en, die jetzt basierend auf diversen Studien in München im Fokus stehen.

Nach unserer Vor­aus­sicht und auch nach Ein­schät­zung der Stadt München wird Was­ser­stoff nur eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle spielen. Das Gleiche gilt für Biomasse, Hack­schnit­zel oder So­lar­ther­mie. Am Ende werden wir wahr­schein­lich alle Tech­no­lo­gi­en im Einsatz haben, aber die do­mi­nan­ten werden Grund­was­ser- und Luft­wär­me­pum­pen sowie Fernwärme sein. Konkret gibt es einen Trans­for­ma­ti­ons­plan zur Um­stel­lung der Fernwärme auf kli­ma­neu­tra­le Wär­me­quel­len und zum Ausbau und der Nach­ver­dich­tung der Fernwärme. Das ist der große Tra­fo-Plan für das BAFA (Bundesamt für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le). Zu­sätz­lich gehen die Stadt­wer­ke und private Player jetzt stark in Angebote für Wär­me­pum­pen, Nah­wär­me­net­ze und so weiter rein.

Wie sehen Sie das Thema Fach­kräf­te­man­gel in diesem Zu­sam­men­hang?
Der Mangel an Fach­kräf­ten besteht bereits. Zwar ist eine leichte Ent­span­nung zu spüren, doch an­ge­sichts der be­vor­ste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen bereitet die mangelnde Ver­füg­bar­keit qua­li­fi­zier­ter Fach­kräf­te nach wie vor große Sorge. Dies betrifft nicht nur die Un­ter­neh­men, die für uns tätig sind, sondern auch unser eigenes Un­ter­neh­men.

Für Themen wie die Fern­wär­me­nach­ver­dich­tung und den Aufbau kli­ma­neu­tra­ler Fern­wär­me­pro­duk­ti­on müssen wir bei­spiels­wei­se Hunderte von Personen ein­stel­len, selbst wenn die ei­gent­li­chen Bau­maß­nah­men nicht von unseren Mit­ar­bei­tern durch­ge­führt werden. Planung, Kon­zep­ti­on, Steuerung und Über­wa­chung sowie Vertrieb bei­spiels­wei­se bleiben als stark wachsende Aufgaben bei uns.

Wie schaffen Sie es in einer Stadt wie München, die Ge­sell­schaft dafür zu gewinnen, dabei auch mit­zu­ma­chen?
Noch haben wir, die En­er­gie­bran­che, Politik etc., die Be­völ­ke­rung in ihrer Mehrheit nicht für diesen Wandel gewonnen. Das bekommen wir klar als Rück­mel­dung. Das ist eine Über­zeu­gungs­ar­beit, die noch zu leisten ist. Wie schnell uns das gelingen wird, ist schwer zu pro­gnos­ti­zie­ren. Wir versuchen ins­be­son­de­re, Be­ra­tungs­an­ge­bo­te deutlich aus­zu­bau­en. Das geht sehr in die Richtung, dass nicht nur wie in der klas­si­schen En­er­gie­be­ra­tung beraten wird, wie man im Haushalt Energie einsparen kann, sondern dass man die Menschen auch bei der Wahl ihres Hei­zungs­sys­tems un­ter­stützt.

Es ist ent­schei­dend, den Menschen auf trans­pa­ren­te und glaub­wür­di­ge Weise dar­zu­le­gen, dass ein Wechsel zu einem al­ter­na­ti­ven Hei­zungs­sys­tem für sie lang­fris­tig auch wirt­schaft­lich von Vorteil sein kann oder zumindest nicht mit lang­fris­ti­gen Nach­tei­len verbunden ist. Eine weitere Sorge neben der Wirt­schaft­lich­keit eines neuen Hei­zungs­sys­tems ist, dass die neue Technik nicht richtig funk­tio­niert und das Haus nicht warm wird. Diese Sorge muss den Leuten genommen werden.

Das Thema En­er­gie­wen­de wird nun erstmals in den Haus­hal­ten dis­ku­tiert und hat somit die Ebene der Bür­ge­rin­nen und Bürger erreicht. Bisher lag der Fokus auf der Ab­schal­tung von Kraft­wer­ken und dem Aufbau von Anlagen wie Windparks, wobei die In­ter­ak­ti­on haupt­säch­lich zwischen der Politik und der En­er­gie­bran­che stattfand. Nun sind plötzlich alle Haushalte, ins­be­son­de­re alle Haus­be­sit­zer, betroffen und müssen über den Austausch ihrer Hei­zungs­an­la­gen nach­den­ken. Die En­er­gie­wen­de hat somit den Alltag der Menschen erreicht und bringt weit­rei­chen­de Her­aus­for­de­run­gen mit sich.

Wie wird die Öf­fent­lich­keit in den Prozess der Wär­me­pla­nung in München ein­ge­bun­den? Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um die ge­sell­schaft­li­che Akzeptanz in der Stadt zu ver­bes­sern?
In München wird es so laufen, dass die Stadt mit den Stadt­wer­ken in diesem Jahr mit einer großen In­for­ma­ti­ons­kam­pa­gne an die Öf­fent­lich­keit geht. Die Ver­ab­schie­dung der Wär­me­pla­nung war bereits länger geplant. Die Stadt wollte einen fixen Rechts­rah­men und nicht in Un­si­cher­heit agieren, doch durch das Ver­fas­sungs­ge­richts­ur­teil wurde alles verzögert. In­zwi­schen hat sich der recht­li­che Rahmen sta­bi­li­siert, sodass man jetzt im April den Schritt in die Öf­fent­lich­keit gehen wird.

Die Wär­me­pla­nung wird bald im Stadtrat ver­ab­schie­det, begleitet von einem in­ten­si­ven Bür­ger­be­tei­li­gungs­pro­jekt. Es wird sehr viel In­for­ma­tio­nen und Beratung geben, die Stadt wird sogar die Leute in ihren Häusern mit En­er­gie­be­ra­te­rin­nen und -beratern aufsuchen. Ich hoffe, dass es mit einer solchen In­for­ma­ti­ons- und Dia­log­of­fen­si­ve gelingt, ent­ste­hen­de Ver­un­si­che­run­gen schnell wieder in den Griff zu kriegen.

Die Re­gu­lie­rung nimmt zu, In­ves­ti­tio­nen in neue Tech­no­lo­gi­en und solche in die Auf­recht­er­hal­tung der be­ste­hen­den In­fra­struk­tur steigen. Wie finden die Stadt­wer­ke in Zukunft die richtige Balance zwischen In­ves­ti­tio­nen und dem laufenden Geschäft? Sehen Sie Ver­än­de­run­gen im Leis­tungs­port­fo­lio?
In Über­ein­stim­mung mit der Politik liegt die Priorität nach wie vor auf der Ver­sor­gungs­si­cher­heit, also darauf si­cher­zu­stel­len, dass die be­ste­hen­den Systeme rei­bungs­los funk­tio­nie­ren. Dies ist stets die vor­ran­gi­ge Aufgabe. Die zweite Priorität liegt dann auf der Dekar­bo­ni­sie­rung. Dabei geht es um die Re­du­zie­rung des CO2-Aus­sto­ßes durch Umbau und Ab­schal­tung von Anlagen, sofern dadurch die Ver­sor­gungs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­tigt wird. Dies führt immer wieder zu Kom­pro­mis­sen. Alle anderen Belange werden als dritte Priorität ein­ge­stuft. Hier kann es vorkommen, dass bestimmte Projekte aus­ge­setzt werden müssen.

Jetzt ist das Umfeld einer Stadt wie München und damit auch der Stadt­wer­ke ein be­son­de­res, weil das Potenzial, die Balance in diesem Drei­ecks-Span­nungs­feld zu halten, viel größer ist. Wie schätzen Sie das für we­sent­lich kleinere Stadt­wer­ke ein? Schaffen die das oder sehen Sie da eine Tendenz, dass eine engere Ko­ope­ra­ti­on zwischen nahe gelegenen anderen Stadt­wer­ken in der Region notwendig ist, damit sie diesen Spagat hin­be­kom­men?
Es sind zwei Aspekte zu be­trach­ten. Zum einen halte ich Ko­ope­ra­tio­nen zwischen kleinen Stadt­wer­ken grund­sätz­lich für sehr sinnvoll, da Risiken und Aufwand in vielen Bereichen gemeinsam getragen werden können. Viele der Tech­no­lo­gi­en, über die wir sprechen, weisen Ska­len­ef­fek­te auf, die kleine Stadt­wer­ke nicht wirklich nutzen können.

Das größere Problem ist jedoch, dass ein Großteil der Stadt­wer­ke in Deutsch­land und auch in anderen Ländern un­ter­ka­pi­ta­li­siert ist. Ihre Ei­gen­ka­pi­tal­ba­sis ist einfach zu schwach. Das ist nicht der Fehler der Stadt­wer­ke selbst, sondern liegt daran, dass viele Kommunen über Jahr­zehn­te hinweg zu viele Gewinne entnommen haben. Man hat von der Substanz gelebt und ein Be­stands­ge­schäft geführt, das mehr oder weniger gut lief.

Den Stadt­wer­ken wurde zu viel Kapital entzogen und zu wenig zugeführt, um jetzt in die neue In­ves­ti­ti­ons­wel­le ein­stei­gen zu können. Dieses Geld wurde jedoch bereits aus­ge­ge­ben, womit die Kommunen es nicht rück­wir­kend erstatten können. Die kommunale Finanznot, die wiederum der Grund dafür ist, dass die Stadt­wer­ke sehr viel Gewinn abführen müssen, ist meines Erachtens die wich­tigs­te Ursache dafür, dass die Stadt­wer­ke jetzt nicht die fi­nan­zi­el­le Kraft haben, um die an­ste­hen­den In­ves­ti­tio­nen zu tätigen. Das ist ein Dilemma.

Wie viel Prozent der Fernwärme werden im Jahr 2023 in Ihrem Un­ter­neh­men kli­ma­freund­lich erzeugt? Wie wird sich dieser Bereich bis 2035 ent­wi­ckeln?
2023 waren bei uns 21 % der Fernwärme aus er­neu­er­ba­ren Energien und 9 % Abwärme aus Müll­ver­bren­nung. Das heißt, es stammen insgesamt etwa 30 % aus dem nicht­fos­si­len Bereich. Der Rest war fast aus­schließ­lich KWK. Dazu kamen Gas­heiz­wer­ke, aber deren Beitrag war fast ver­nach­läs­sig­bar.

Wir hatten 2023 wegen der Gaskrise unseren Koh­leblock auch noch voll in Betrieb. Im Jahr 2035 sieht der Trans­for­ma­ti­ons­plan vor, dass die Kom­bi­na­ti­on aus Abwärme und er­neu­er­ba­ren Energien bei 83 % liegt. Der Rest, also 17 %, ist mit KWK geplant. Wenn man ehrlich ist, basiert die KWK 2035 wahr­schein­lich immer noch auf Erdgas. Ir­gend­wann steht dann aber natürlich der Umstieg auf Was­ser­stoff-KWK an.

Welche Wär­me­pum­pen­art (Geo­ther­mie, Luft, Wasser, Abwasser; zentral, dezentral) sehen Sie im Jahr 2030 führend und warum? Wird es Un­ter­schie­de zwischen Neu -und Umbau geben?
Wär­me­pum­pen spielen eine große Rolle bei der de­zen­tra­len Wär­me­ver­sor­gung von Ein­zel­häu­sern, direkt oder über Nah­wär­me­net­ze. Sie spielen aber auch eine große Rolle für die Fernwärme. Wir wollen Fernwärme in Zukunft zu einem we­sent­li­chen Teil aus Tie­fen­geo­ther­mie erzeugen, kommen aber jetzt gerade im Zuge des Ausbaus des Fern­wär­me­net­zes zu der Über­zeu­gung, dass diese gerade im Winter bei Weitem nicht aus­rei­chen wird. Deshalb sollen auch Groß­wär­me­pum­pen auf Ther­mal­was­ser­ba­sis in der Fernwärme zum Einsatz kommen.

Für die Häuser, die eben nicht an der Fernwärme hängen und sich für Wär­me­pum­pen ent­schei­den, sehen wir im We­sent­li­chen zwei Tech­no­lo­gi­en: die Luft- und die Grund­was­ser­wär­me­pum­pe. Die in­di­vi­du­el­len Ent­schei­dun­gen der Menschen sind schwer zu pro­gnos­ti­zie­ren, die sind nicht immer 100-pro­zen­tig öko­no­misch getrieben. Gerade in kleineren Gebäuden und vor allem im Neubau von Ein- oder Zwei­fa­mi­li­en­häu­sern ist vor allem die Luft­wär­me­pum­pe sehr stark gefragt. Bei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern oder Ein­fa­mi­li­en­häu­sern mit einem kleinen Nah­wär­me­netz sehen wir ins­be­son­de­re die Grund­was­ser­wär­me­pum­pe, die bei größeren Leis­tun­gen dann schnell wirt­schaft­li­cher wird. Vor allem an kalten Win­ter­ta­gen kann sie ihren Ef­fi­zi­enz­vor­teil massiv aus­spie­len.

Sie geben als Un­ter­neh­men das Ziel aus, den Münchner Bedarf an Fernwärme bis spä­tes­tens 2040 CO2-neu­tral zu gestalten. Dabei wollen Sie vor allem auf Tie­fen­geo­ther­mie setzen. Welche Rah­men­be­din­gun­gen braucht es, um den Einsatz von Tech­no­lo­gi­en zu be­schleu­ni­gen?
Momentan besteht die Dring­lich­keit in der Auf­sto­ckung der Bun­des­för­de­rung für ef­fi­zi­en­te Wär­me­net­ze (BEW) durch den Bund; dies ist für uns von ent­schei­den­der Bedeutung. Of­fen­kun­dig werden die derzeit im Bun­des­haus­halt vor­ge­se­he­nen Mittel nicht einmal für München aus­rei­chen, ge­schwei­ge denn für den Rest Deutsch­lands. Es erscheint of­fen­sicht­lich, dass ein po­li­ti­scher Konsens benötigt wird, um die BEW in den nächsten Jahren zu ver­ste­ti­gen und bes­ten­falls in ein Gesetz um­zu­wan­deln, um Pla­nungs­si­cher­heit zu ge­währ­leis­ten.

Insgesamt ist Pla­nungs­si­cher­heit wichtig. Was wir jetzt brauchen, ist eine Sta­bi­li­tät der po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen. Zuletzt gab es zu viele Än­de­run­gen. Eine Kon­so­li­die­rung ist notwendig. Es können si­cher­lich Aspekte zu­sam­men­ge­fasst und ge­setz­li­che In­kon­sis­ten­zen behoben werden, aber ständige Ge­set­zes­än­de­run­gen sind nicht för­der­lich.

Das zweite große Thema für uns speziell ist die Tie­fen­geo­ther­mie und es freut mich, dass das zunehmend auch für andere Kommunen in den Fokus rückt. Wir wünschen uns ein Geo­ther­mie-Er­schlie­ßungs­ge­setz nach dem Vorbild des „Wind-an-Land-Ge­set­zes“, ins­be­son­de­re um eben Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zu ver­ein­fa­chen und zu be­schleu­ni­gen, aber auch um Pri­vi­le­gie­rungs­tat­be­stän­de zu schaffen, die Be­reit­stel­lung von Flächen für Bohrungen zu er­leich­tern und ähnliche Dinge.

Die Geo­ther­mie hat immer schon ein bisschen ein Schat­ten­da­sein geführt. Bis vor Kurzem wurde sie von der Bun­des­po­li­tik nie als tech­no­lo­gi­sche Al­ter­na­ti­ve ernst genommen. Erst in den letzten Jahren hat man in Berlin begriffen, wie groß das Potenzial der Tie­fen­geo­ther­mie in Deutsch­land ist und wie wichtig ihr Beitrag für die Wär­me­wen­de sein wird. Der ge­setz­ge­be­ri­sche Rahmen ist da aber noch ein bisschen wackelig.

Herr Bie­ber­bach, vielen Dank für das Gespräch!


Florian Bie­ber­bach

ist seit 2013 Vor­sit­zen­der der Ge­schäfts­füh­rung der Stadt­wer­ke München GmbH (SWM). Nach einem Studium der In­for­ma­tik und einer Promotion in Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten an der TU München war Florian Bie­ber­bach ab 2000 im In­vest­ment­ban­king tätig.


„Größte Hebel zur Dekar­bo­ni­sie­rung liegt in der Hei­zungs­fra­ge.“ - Martina Butz, Ge­schäfts­füh­re­rin der Stadt­wer­ke Hanau, über die Her­aus­for­de­run­gen der Wär­me­pla­nung.

"Nicht in Schein­de­bat­ten wie eFuels verlieren." - Michael Homann, Vor­sit­zen­der der Stadt­wer­ke Karlsruhe, zu Kli­ma­zie­len und Wär­me­wen­de.

 "Empfehle hohe Trans­pa­renz in Zu­sam­men­ar­beit mit Pro­jekt­trä­gern." - Kli­ma­neu­tra­le Wärme bis 2035? Unter den jetzigen Rah­men­be­din­gun­gen un­rea­lis­tisch, sagt Oliver Brünnich von den Stadt­wer­ken Rostock.


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