Fluktuierende Leistung nimmt im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien quantitativ zu. Flexibilität wird deshalb immer wichtiger. Wenig beleuchtet worden ist bislang dagegen, wie im Strommarkt Flexibilität mobilisiert werden kann, in welchem Rahmen bzw. nach welchen Regeln dies geschehen sollte.
Schon heute gibt es eine große Bandbreite unterschiedlicher Flexibilitätsoptionen. Ihrer Nutzung stehen jedoch oft Hemmnisse ökonomischer, technischer oder politischer Art entgegen. Auch hier fehlt es bislang an einer Sichtung und Bewertung der jeweiligen Hemmnisse. Aus diesem Grund hat der BDEW ein Diskussionspapier erarbeitet, das diese Lücke schließt. Die 24 betrachteten Flexibilitätsoptionen umfassen sowohl Kraftwerke als auch Netzausbau und Speicher sowie Demand-Side-Management.
Das Diskussionspapier knüpft an die Vorschläge des BDEW vom Herbst 2013 zum Marktdesign an (BDEW direkt 10/2013). Dort heißt es: "Es ist dem BDEW wichtig darauf hinzuweisen, dass es durch die Implementierung dieses Konzeptes neben der Beseitigung nicht-marktlicher Hemmnisse auf absehbare Zeit keiner staatlichen Zuwendungen o.ä. bedarf, um Flexibilität in den Markt zu integrieren. Bereits eine gewisse zuzulassende Preis-Volatilität im zukünftigen Marktdesign reicht aus, um Flexibilitäten auf der Angebots- und der Nachfrageseite zu ermöglichen und damit volkswirtschaftliche Effizienzen zu schaffen."
Flexibilitäten können nicht nur systemweit, sondern auch lokal erforderlich sein bzw. nachgefragt werden. Deshalb skizziert das Papier, wie das Zusammenspiel zwischen dem Einsatz von Flexibilitäten im intelligenten Netz künftig aussehen kann.
Kernaussagen
Die sehr eingehende Diskussion hat u.a. zu folgenden Erkenntnissen geführt:
Nach den Vorschlägen des BDEW zum Strommarktdesign soll der Kunde sich als Nachfrager von gesicherter Leistung dafür entscheiden können, seinen Strombezug in einem von ihm bestimmten Umfang zu flexibilisieren, um somit den Bedarf an gesicherter Leistung und die damit verbundenen Kosten zu senken.
Dementsprechend bedarf es weder auf der Basis des Energy-Only-Marktes noch in einem dezentralen Leistungsmarkt eines speziellen Marktdesigns zur Aktivierung von Flexibilitäten. Umgekehrt sollte ein zukünftiges Marktdesign ausreichende Preisausschläge zulassen, um Flexibilitäten auf der Angebots- und der Nachfrageseite zuzulassen. Entsprechende Knappheitssignale wirken wie ein Investitionsprogramm für Flexibilitäten.
Auf absehbare Zeit bedarf es neben der Beseitigung nicht-marktlicher Hemmnisse keiner staatlichen Zuwendungen o.ä., um Flexibilität in den Markt zu ziehen. Auf Sicht gibt es genügend durch den Markt erschließbare Potentiale.
Die nicht im Rahmen des vom BDEW vorgeschlagenen Ampelkonzepts durch den Verteilnetzbetreiber kontrahierte Flexibilität steht dem systemweiten Großhandelsmarkt durch ein explizites oder implizites Angebot zur Verfügung. Bei der Beschaffungsoptimierung der Vertriebe spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob die Flexibilität lokal oder an einer anderen Stelle im System bereitgestellt wird.
Es sind keine Gründe ersichtlich, warum der Markt in späteren Zyklen nicht in der Lage sein sollte, Potentiale von Flexibilität zu erschließen, die unter heutigen Bedingungen noch nicht wirtschaftlich sind.
Da - wie bereits erwähnt - Flexibilitäten nicht nur systemweit, sondern auch lokal erforderlich sein können bzw. nachgefragt werden, skizziert das Papier, wie das Zusammenspiel zwischen dem Einsatz von Flexibilitäten im intelligenten Netz künftig aussehen kann.
Hemmnisse und Potentiale
Die jeweiligen ökonomischen, technischen und politischen Hemmnisse werden für jede der betrachteten Flexibilitätsoptionen skizziert. Außerdem werden die Potentiale abgeschätzt. Welchen absoluten Beitrag (MW) können sie leisten? Wie ist ihre zeitliche Einsatzdauer (Stunden bis Monate) beschaffen? Daneben werden die Kostendimension und die zeitliche Verfügbarkeit betrachtet.