Drucken

Umsetzung BMWi-Eckpunktepapier zur Stärkung der Gasversorgungssicherheit: Neues Demand-Side-Management-Regelenergieprodukt

Im September und Oktober 2016 eröffnen die Marktgebietsverantwortlichen die Ausschreibungen für das neu entwickelte Demand-Side-Management-(DSM-)Regelenergieprodukt. Das DSM-Produkt soll dazu dienen, die Gasversorgungssicherheit lokal durch Vorhaltung von Nachfrageflexibilität in Form von Regelenergie zu steigern und ist Teil der zu diesem Zweck seitens des BMWi geforderten Maßnahmen.

Am 16. Dezember 2015 hatte das BMWi das Eckpunktepapier "Maßnahmen zur weiteren Steigerung der Erdgasversorgungssicherheit" vorgelegt. Das Papier bestätigt das in Deutschland generell bestehende äußerst hohe Niveau der Erdgasversorgungssicherheit. Lediglich hinsichtlich lokaler Engpasssituationen bei außergewöhnlichen Umständen (beispielsweise eine späte und lang anhaltende Kälteperiode bei gleichzeitig niedrigen Speicherfüllständen) zielt das Papier darauf ab, die Versorgungssicherheit durch zwei Anpassungen im Regelenergiemarkt weiter zu verbessern:

  1. Die Marktgebietsverantwortlichen sollen, begründet durch regionale Szenarioanalysen und je nach Versorgungslage, für außergewöhnliche Engpasssituationen höhere Volumina an langfristigen regionalen Regelenergieprodukten kontrahieren.

  2. Durch Einführung eines Demand-Side-Management-Regelenergieprodukts soll es Industriekunden und deren Erdgaslieferanten ermöglicht werden, lokales nachfrageseitiges Flexibilitätspotenzial am Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen.

Rein arbeitspreisorientiertes DSM-Regelenergieprodukt vom Typ "Rest-of-the-Day"

Im Zuge der Umsetzung der zweiten Maßnahme durch die Marktgebietsverantwortlichen wurde unter der Beteiligung aller Marktrollen das neue DSM-Regelenergieprodukt ausgestaltet. DSM-Angebote können von Industrie-/Endkunden abgegeben werden, die der Allokationsfallgruppe RLM zugehörig sind. Die Mindestgröße für Industriekunden, um ihr Potenzial zur Leistungsreduktion zur Verfügung stellen zu können, beträgt zehn MW. Bei einer Angebotsabgabe durch den BKV können Industrie- bzw. Endkunden, die ein geringeres Abschaltpotenzial aufweisen, mittels "Pooling" gemeinsam mit anderen Kunden ein Angebot erstellen. Das Produkt ist gemäß der BMWi-Vorgabe des Eckpunktepapiers rein arbeitspreisorientiert. Eine Vergütung erfolgt, selbst bei nur einem untertägigen Teilabruf, für den vollständigen betroffenen Gastag (€/Gastag). Industriekunden können das Angebot mit Angabe einer Mindestvorlaufzeit zwischen einer und 23 Stunden verbinden. Im Falle eines Abrufs verpflichten sich Industriekunden gemäß dem Produkttyp "Rest-of-the-Day" zu einer Leistungsreduzierung bis zum Ende des Gastages.

Ausschreibungen für langfristige Regelenergie im Umfang von monatlich insgesamt 11.100 MW starten im September bzw. Ende Oktober 2016

Das neue DSM-Regelenergieprodukt reiht sich auf der vierten Stufe in die Merit-Order-List der Regelenergiebeschaffung ein und tritt damit konkurrierend mit Long-Term-Options als weiteres lokales Regelenergieprodukt auf dieser Stufe an. Für den kommenden Winter 2016/17 wurde auf Basis der Szenarioanalysen (erste Maßnahme BMWi-Eckpunktepapier) ein Absicherungsbedarf im Umfang von 11.100 MW identifiziert. Dieser Umfang wird von den Marktgebietsverantwortlichen preisoptimiert in Form von Long-Term-Options zusammen mit DSM-Angeboten akquiriert, wobei er sich zu 1.300 MW auf das Gaspool-Marktgebiet und zu 9.800 MW auf das Marktgebiet der NetConnect Germany aufteilt. Die Ausschreibungen der Mengen finden für den Winter 2016/17 regelzonenscharf statt und erfolgen jeweils für vier getrennte Einzelmonate von Dezember 2016 bis einschließlich März 2017. Gaspool kündigte an, die angegebenen Mengen bei seiner Ausschreibung vom 1. bis 22. September vollständig im L-Gas-Bereich anzubieten. Im Marktgebiet der NetConnect Germany finden die Ausschreibungen vom 17. Oktober bis 2. November  statt und beziehen sich auf alle Regelzonen.

Die damit umgesetzten Maßnahmen des BMWi-Eckpunktepapiers stellen das Ergebnis eines umfassenden fachpolitischen Austausches dar, den das BMWi mit der Branche über das Jahr 2015 hinweg geführt hatte. Mit den enthaltenen Maßnahmen knüpft das Eckpunktepapier an eine zuvor vom BMWi in Auftrag gegebene Studie "Möglichkeiten zur Verbesserung der Gasversorgungsicherheit und der Krisenvorsorge durch Regelungen der Speicher" an. Der BDEW begrüßte, dass alle angestellten Untersuchungen dem deutschen Erdgasmarkt ein äußerst hohes Niveau der Gasversorgungssicherheit bestätigen.

Darüber hinaus ist positiv zu bewerten, dass das BMWi einen möglichst marktnahen Ansatz verfolgt, um das bestehende hohe Versorgungssicherheitsniveau auch regionenscharf zu erhalten. Nach Ansicht des BDEW sollte jedoch über die Stärkung des Regelenergiemarkts hinaus auch für Extremsituationen vorgesorgt werden, in denen die Belastungsgrenzen des Regelenergiemarkts erreicht bzw. überschritten werden könnten. Der BDEW hat dafür ein Reservemodell entwickelt, bestehend aus den Elementen systemnahe Flexibilitätsreserve und FNB-Speicherkontrahierung.

Suche