Nicht erst seit dem europäischen „Green Deal“ ist klar: Wir stehen beim langfristigen und nachhaltigen Klimaschutz vor einer enormen Aufgabe auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2045. Das Ziel: Eine CO2 neutrale Gesellschaft und Wirtschaft. Klimaneutralität setzt die nahezu vollständige Dekarbonisierung der Sektoren Wärme, Verkehr und
Industrie voraus.
Der Druck auf die Strom- und Gaspreise ist aufgrund des Krieges in der Ukraine enorm. Deshalb ist der schnelle und massive Ausbau der Erneuerbaren Energien heute mehr denn je entscheidend, um die Strom und Wärmeversorgung Deutschlands perspektivisch unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen.
Entwicklung CO2 Emissionen im Wärmebereich nach Sektoren (2021) © BDEW
Mit einem Anteil von bald 50 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien bezogen auf den Stromverbrauch in Deutschland wurde bereits viel erreicht. Es gilt nun aber nicht nur, die 100 Prozent im Strombereich zu erreichen. Sondern vor allem muss der Anteil von lediglich 16 Prozent (2020) Wärme aus Erneuerbaren Energien am gesamten Wärmeverbrauch in Deutschland massiv ausgebaut werden. 2020 machte der Energieverbrauch für Wärmeanwendungen – von der Heizung der privaten Haushalte bis zur Prozesswärme in den Industriebetrieben – mit 58 Prozent den größten Posten am Endenergieverbrauch von gut 2.300 Mrd. kWh hierzulande aus. Es folgen der Verkehrsbereich mit knapp 27 sowie der Stromsektor mit gut 21 Prozent.
Die in Deutschland benötigte Energie für Wärme- und Kälteerzeugung wird derzeit noch zu über 80 Prozent aus Kohle, Gas und Öl gewonnen – sei es für Heizungen, Klimaanlagen, Serverkühlung, Warmwasser, Nah- und Fernwärme oder Prozesswärme. Rund 16 Prozent stammten 2021 aus erneuerbaren Energiequellen – dabei zu einem Großteil aus Biomasse und biogenem Abfall (86 Prozent), gefolgt von Erd- und Umweltwärme (zehn Prozent) sowie Solarthermie (vier Prozent).
Endenergieverbrauch Erneuerbare Energien (2020) © BDEW
Weitere Daten und Grafiken zur Wärmewende finden Sie in der Wärmeverbrauchsanalyse des BDEW.
Dekarbonisierung der Wärme
Die Dekarbonisierung der Wärme ist eine der größten Herausforderungen beim Gelingen der Energiewende. Damit Strom aus regenerativen Energieträgern, insbesondere Erzeugungsspitzen, und Wasserstoff in Wärme umgewandelt und 24/7 zur Verfügung stehen kann, braucht es eine Transformation der Energieversorgung, die gekennzeichnet ist durch eine starke Interaktion zwischen den Sektoren Strom, Wärme und Gas (Sektorenkopplung). Mit der Vielfalt erprobter und neuer technologischer Optionen gepaart mit Wärme und Energieträgern aus Erneuerbaren Energien in vorhandenen und neuen Infrastrukturen wird die Wärmewende vor Ort gelingen.
Bausteine der Wärmeversorgung
Die nachhaltige und klimaneutrale Wärmeversorgung wird viele Bausteine benötigen. Elektrifizierung und Effizienz ebenso wie klimaneutrale Nah- und Fernwärmeversorgung sowie erneuerbare und synthetische Gase. Für den effizienten Einsatz von Wärmepumpen sind energetische Gebäudesanierungen zentral, da diese vor allem für Häuser mit hoher Gebäudeeffizienz, also geringen Wärmebedarfen, geeignet sind. Die 600 Fernwärmeerzeuger in Deutschland treiben die Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung sowie die Transformation der Nah- und Fernwärmenetze weiter voran. Zahlreiche Unternehmen und Partner der
Energiewirtschaft haben die Dekarbonisierung der Wärme in den Mittelpunkt ihrer Klimaschutz-Agenda gerückt. Die Vielfalt der
vorgestellten Projekte decken die gesamte Energie-Wertschöpfungskette ab und sind Teil einer langfristig angelegten Strategie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung.