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3 Fragen an...

... Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)

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© BDEW

1. Die vergangenen drei Monate haben uns alle vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Frau Andreae, wo stehen die Unternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft? 

In der Tat hat die Corona-Pandemie das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben auf den Kopf gestellt und auch die Arbeitsbedingungen für die über 274.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energie- und Wasserwirtschaft deutlich erschwert. Doch auch unter diesen Umständen haben sie hervorragende Arbeit geleistet und sich überaus flexibel gezeigt. Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie die Energieversorgung sind zentrale Bestandteile und Strukturen unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Die Unternehmen konnten in dieser Zeit stetig zurückmelden, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Die Krise hat wieder gezeigt, wie wichtig es ist, dass diese Infrastrukturen gut aufgestellt sind und die technischen Voraussetzungen fit gehalten werden müssen. Dazu brauchen wir zukünftig nicht nur mehr digitale Ausrüstung, sondern insgesamt einen Investitionsschub.


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2. Wie gelingt den Energie- und Wasserunternehmen jetzt der klimafreundliche Neustart?

Die Auswirkungen der Krise stellen die Unternehmen und ihre Beschäftigten auch weiterhin vor zahlreiche Herausforderungen. Jedoch schauen sie nun auch wieder nach vorne und setzen sich für einen klimafreundlichen Neustart ein. Projekte werden wieder aufgegriffen, Innovationen vorangetrieben und in die Zukunft investiert, wie beispielsweise in den Umbau der Stromerzeugung und den Ausbau der Netze. 

Gerade jetzt können Konjunkturimpulse zur Erreichung der Energie- und Klimaziele Investitionen in Höhe von insgesamt 320 Milliarden Euro auslösen. 

Die Energiewirtschaft ermöglicht durch die Versorgung mit grünem Strom auch anderen Wirtschaftszweigen, den Umstieg zur Klimaneutralität: E-Mobilität im Verkehrssektor, Wasserstoff in der Industrie, eine Wärmewende in der Wohnungswirtschaft – die Möglichkeiten sind zahlreich. Dafür müssen aber bestehende Hemmnisse für Erneuerbare Energien abgebaut sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. 4 von 5 Deutschen wünschen sich, dass trotz Corona an den Klimaschutzzielen festgehalten wird, daher brauchen wir einen nachhaltigen und verlässlichen Investitionsrahmen.


3. Am 1. Juli hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.  Welche Chancen und Potenziale sehen Sie hierin für die Energie- und Klimaziele? 

Energie ist ein europäisches Zukunftsprojekt. Viele Probleme sind national nicht zu lösen. Gemeinsames Handeln, wie zum Beispiel im Rahmen des European Green Deal, ist deswegen wichtig und notwendig. Das sollte die deutsche Handschrift der EU-Ratspräsidentschaft widerspiegeln. Gerade auch Wasserstoff kann sich zu einer tragenden Säule der Energiewende entwickeln. Investitionen in Grünen Wasserstoff können zur Wiederbelebung der Konjunktur und Erreichung der Klimaschutzziele beitragen. 

Die Krisenbewältigung zu nutzen, um neue Pfade zu gehen, ist eine große Chance für den Klimaschutz. 

Auch sehe ich in gemeinsamen europäischen Offshore-Windenergieprojekten viel Potenzial, doch dafür brauchen wir noch die politischen Rahmenbedingungen. Zumal die beiden Felder eng zusammenhängen: Denn am Anfang von Grünem Wasserstoff steht eine Anlage zur Erzeugung Erneuerbarer Energien.


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