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Zukunftsperspektive von Gasverteilernetzen

Gutachten von enervis im Auftrag des BDEW stellt Nutzen der Gasverteilnetze zur Erreichung der Klimaneutralität heraus

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© Andrea Slatter / Shutterstock

Enervis ermittelt in seinem Gutachten, dass der Einsatz von erneuerbaren / dekarbonisierten Gasen dazu beiträgt, die Klimaschutzziele auf eine volkswirtschaftlich effiziente, sozialverträgliche und energiewirtschaftlich sinnvolle Weise zu erreichen. Das Szenario „technologieoffener Ansatz“ führt gegenüber dem Szenario „Fokus Elektrifizierung“ zu einem volkswirtschaftlichen Kostenvorteil von insgesamt 244 Mrd. € (bis 2045).

Hintergrund

Das Thema Wasserstoff ist deutlich in das energiepolitische Schlaglicht gerückt. Aktuell wird intensiv darüber diskutiert, wie der Hochlauf der deutschen und europäischen Wasserstoffwirtschaft am besten organisiert werden kann. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Umgang mit der bestehenden Gasnetzinfrastruktur: Welche Sektoren, die heute mit Erdgas versorgt werden, könnten künftig auch erneuerbare / dekarbonisierte Gase nutzen? In welchem Maße ist die Versorgung mit diesen Gasen volkswirtschaftlich sinnvoll? Und welche Netzinfrastruktur braucht es dazu?

Speziell auf Verteilernetzebene werden diese Fragen durch den von Jahr zu Jahr steigenden Dekarbonisierungsdruck drängender. Der Blick auf die Ausspeisemengen von Gas in 2020 zeigt: Von den ca. 941 TWh Ausspeisung der Gasnetzbetreiber in Deutschland werden alleine ca. 741 TWh über die Verteilernetze abgegeben. Ca. 12,8 Mio. Haushaltskunden sind deutschlandweit an das Gasverteilernetz angeschlossen, und darüber hinaus ca. 1,8 Mio. Gewerbekunden, unten ihnen auch der „klassische Mittelstand“. Neben der teilweisen Umstellung auf direktelektrische Anwendungen bieten auch erneuerbare / dekarbonisierte Gase einen erheblichen Hebel zur Dekarbonisierung – gerade der am Gasverteilernetz angeschlossenen Kunden.

Allerdings werden die Möglichkeiten zur Dekarbonisierung mit erneuerbaren / dekarbonisierten Gasen, speziell auf Verteilernetzebene, in der bisherigen Diskussion nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt.

Vor diesem Hintergrund ist es Ziel des Gutachtens, Nachfragepotentiale nach erneuerbaren / dekarbonisierten Gasen zu quantifizieren und die volkswirtschaftlichen Kosten zweier unterschiedlich ausgeprägter Energieversorgungsszenarien über die kommenden Jahrzehnte miteinander zu vergleichen. Dadurch generiert das Gutachten Erkenntnisse zur zukünftigen Funktion der Gasverteilernetze und zum Zusammenwirken von Gas- und Stromnetzinfrastrukturen.

Inhalte des Gutachtens

Unter der Grundbedingung der Erreichung der Klimaschutzziele in den Jahren 2030 und 2045 werden im Gutachten zwei Energieversorgungsszenarien abgebildet. Die Szenarien „Technologieoffener Ansatz“ und „Fokus Elektrifizierung“ unterscheiden sich vor allem mit Blick auf die potentielle Nutzung von erneuerbaren / dekarbonisierten Gasen in den Sektoren, die aktuell mit Erdgas versorgt werden. Entsprechend werden in die Modellierung potentieller Nachfragebedarfe die Sektoren Wärme (inkl. industrieller Prozesswärme), Verkehr, Feedstock (nicht-energetischer Verbrauch) sowie der Strommarkt einbezogen. Neben Wasserstoff werden auch Potentiale von synthetischem und biogenem Methan sowie PtX-Produkten in den einzelnen Sektoren berücksichtigt. Anknüpfend an die Modellierung der potentiellen Nachfrageentwicklung wird in dem Gutachten ein volkswirtschaftlicher Kostenvergleich der beiden Szenarien durchgeführt. Dieser berücksichtigt Investitions- und Betriebskosten, Kosten für Brennstoffe sowie Infrastrukturkosten.

Der Vergleich beider Szenarien zeigt, dass ein technologieoffener Ansatz einen volkswirtschaftlichen Kostenvorteil von insgesamt 244 Mrd. € in dem untersuchten Zeitraum von 2021 bis 2045 aufweist. Zwar kann aktuell davon ausgegangen werden, dass die Beschaffung erneuerbarer / dekarbonisierter Gase recht kostenintensiv sein wird. Doch stehen diesen Kosten deutlich geringere Investitionskosten im Gebäudesektor gegenüber: Durch den technologieoffenen Ansatz kann sowohl auf Endkundenseite als auch durch das Energieversorgungsunternehmen zeitnah und flexibel auf die Dekarbonisierungshemmnisse im Wärmemarkt reagiert werden. Zudem kann der ohnehin notwendige Ausbau der Stromnetze durch den Einsatz von gasbasierten Heizungstechnologien Residuallastspitzen reduzieren.

In Summe zeigt sich, dass der Einsatz von erneuerbaren / dekarbonisierten Gasen in einem technologieoffenen Ansatz dazu beitragen kann, die Klimaschutzziele auf eine volkswirtschaftlich effiziente, sozialverträgliche und energiewirtschaftlich sinnvolle Weise zu erreichen.

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