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Start-up-Portrait: Erneuerbare

Energien rechtssicher vermarkten

Node.energy verspricht den Erzeugern von Erneuerbaren Energien eine unkomplizierte, rechtlich abgesicherte Teilnahme am Energiemarkt.

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© Robert Albrecht/BDEW

 

Mangelndes Selbstbewusstsein dürfte sich Matthias Karger nicht vorwerfen lassen: „Der Energiemarkt ist kaputt. Lasst ihn uns reparieren!“, schreibt der Gründer und CEO von node.energy, das sich auf Software für Wind- und Solaranlagen spezialisiert hat, auf der Unternehmenswebsite. Die alte Energiewelt – sie ging in etwa so: Eine Handvoll großer Player erzeugt auf häufig fossiler Basis mit hoher Planbarkeit große Mengen Energie. In der neuen Energiewelt hingegen gibt es zwar weiterhin die großen Akteure. Aber eben auch tausende von Unternehmen und Akteuren, die Windräder und Windparks betreiben, kleinere PV-Anlagen, Batteriespeicher und Ladesäulen. 

Die Herausforderungen und gesetzlichen Anforderungen für marktbasierte Geschäftsmodelle sind allerdings für alle gleich – von der kleinen Energiegenossenschaft bis hin zum börsennotierten Großkonzern. Also ein Videoanruf bei Karger: Was genau soll da kaputt sein beim Energiemarkt? Und wie ließe es sich reparieren? 

Im Kampf gegen die Bürokratie 

„Viele kleine Erzeuger von Erneuerbarer Energie haben mit einer Unwucht im Markt zu kämpfen“, sagt Karger. Wenn diese Strom jenseits staatlicher Einspeisevergütung veräußern möchten, sind sie konfrontiert mit bürokratischen und kaufmännischen Prozessen, für die ihnen häufig die die entsprechenden Strukturen fehlen. Von Reportingpflichten über Rechnungswesen bis zur Hinterlegung der finanziellen Sicherheiten an der Strombörse: „Wer am freien EE-Markt teilnehmen möchte, der kann sich nicht zurücklehnen und auf die monatliche Überweisung der Einspeisevergütung warten“, sagt Karger. 

Was in geopolitisch ruhigen Zeiten normalerweise passabel funktioniere, treibe in Krisensituationen – wie bei der Gasverknappung angesichts des Kriegs in der Ukraine – allerlei Blüten, sagt Karger. So hätten viele Betreiber im vergangenen Herbst nicht von der gestiegenen Nachfrage profitieren können, weil sie nicht die Liquidität hatten, die um bis zu 700 Prozent gestiegenen Sicherheiten zu hinterlegen - die wiederum an die Marktpreise gekoppelt waren. „Das ist aus meiner Sicht schon ein Marktversagen in der aktuellen Situation gewesen.“ Solche Effekte will node.energy  daher mit einer digitalen Lösung abmildern. 

Photovoltaik und Windenergie ohne Zwischenhändler verkaufen

node.energy  wurde 2016 als typisches Start-up gegründet. Die Grundidee: Erzeuger und Verbraucher direkt zusammenzubringen – in Form einer Softwareplattform namens opti.node. Das beinhaltet ein rechtskonformes Reporting der Strommengen nach Erzeugung, Eigenverbrauch und Drittmengen, aber auch Sonderaufgaben, die sich durch aktuelle Entwicklungen wie das Strompreisbremsegesetz ergeben. Schon im Regelfall viel Korrespondenz mit Hauptzollämtern und Netzbetreibern – und wenn von dort Rückfragen wegen Formfehlern kommen, steigt der bürokratische Aufwand weiter an. 

Mit zu den ersten Kunden gehörten die Deutsche Post DHL Group, die Deutsche Bahn AG oder die wpd windmanager GmbH. Inzwischen werden die Meldepflichten für jedes dritte Windrad in Deutschland über opti.node abgewickelt. Aktuell nutzen rund 2.500 Liegenschaften mit einer installierten Gesamtleistung von 24 Gigawatt die node.energy-Lösung.

„Peace of Mind“ als Geschäftsmodell

Größter Kundennutzen soll dabei nicht nur der kleinere bürokratische Aufwand sein, sagt Karger. Vielmehr wolle man Kunden „Peace of Mind“ bieten. So automatisiert die Software sämtliche energiewirtschaftlichen Meldepflichten, indem sie selbsttätig die amtlichen Formulare für EEG, KWKG, StromSt, EnergieSt ausfüllt, Fristenkalender für die Abgabe der entsprechenden Meldungen führt und rechtskonforme Abrechnungen für Stromlieferungen erzeugt, wie dies beispielsweise beim Geschäftsmodell des gewerblichen Mieterstroms notwendig ist.

Das alles soll opti.node in etwa zehn Prozent der Zeit erledigen, die bei einer manuellen Bearbeitung der zahlreichen Formulare erforderlich wäre, sagt Karger. Zu guter Letzt ermögliche es die Software, digitale Zwillinge ihrer Liegenschaften anzulegen, um Simulationen, Projektionen und Was-Wäre-Wenn-Szenarien durchzuspielen – und auf einem Online-Dashboard jederzeit den aktuellen Stand der Erzeugung und Abnahme zur Verfügung zu haben. 



Natürlich könnten EE-Erzeuger das Reporting auch an Beratungsunternehmen outsourcen, sagt Karger. Doch mit der node.energy-Lösungen seien sie – zu einem konkurrenzfähigen Preis - in der Lage, die notwendigen Prozesse inhouse abzubilden und schrittweise eigene Kompetenzen aufzubauen. Auch node.energy lernt ständig dazu: Denn die Nachfrage und das Interesse an Batteriespeichern, Power Purchase Agreements und Sektorkopplungslösungen steigt – alles dies will laufend in die Plattform integriert werden. „Das ist wie beim Hausbau“, sagt Karger: „Man ist nie fertig.“ 

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