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Internationale Märkte:

Neustart im Ausland

Wie grüne Energieunternehmen auf internationalen Märkten Fuß fassen.

Illustration Koffer mit Aufdruck "Made in Germany" transportiert Windräder und PV-Anlagen

© Robert Albrecht / BDEW

 

Grüne Energie und Greentech bleiben weltweit ein lukratives Geschäft. Global erreichten die Investitionen 2024 mit rund 2.083 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekordwert. Investiert wird in erneuerbare Energien und Technologien wie Energiespeicher, Ladeinfrastruktur, Stromnetze, Recycling, die Produktion von Wasserstoff oder die Speicherung von Kohlendioxid (CCS).

Und auch deutsche Unternehmen setzen auf den Neustart im Ausland. Absatzmärkte für Energietechnik finden sich laut Germany Trade & Invest (GTAI), der Außenwirtschaftsagentur des Bundes, weltweit. Eine repräsentative forsa-Umfrage unter 500 Unternehmen in Deutschland zeigt zudem: 57 Prozent der Unternehmen sehen ein eher großes bis sehr großes Potenzial für Deutschland, eine führende globale Rolle bei grünen Technologien einzunehmen, wie Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband, sagt: „Greentech made in Germany ist schon heute ein Exportschlager. Mit den richtigen Rahmenbedingungen kann die deutsche Industrie zum Weltmarktführer werden.“

Beim Schritt in die Auslandsmärkte warten vor Ort allerdings einige Hindernisse. Nach einer Umfrage der DIHK sehen sich Unternehmen aus Deutschland mit wachsenden Handelshemmnissen konfrontiert. Dazu gehören lokale Zertifizierungsanforderungen oder verstärkte Sicherheitsvorschriften. Sie erhöhen den Planungsaufwand sowie die Kosten für grenzüberschreitende Geschäfte. Sanktionen, insbesondere im Russlandgeschäft, erschweren ebenfalls den Markteintritt – genauso wie intransparente Gesetzgebung, höhere Zölle oder Vorschriften, die einen bestimmten lokalen Wertschöpfungsanteil festlegen.

Unterstützung von Spezialisten

Vor allem kleinen und mittelgroßen Firmen fehlt es an Ressourcen, um Schwächen und Stärken, Herausforderungen und Chancen neuer Märkte zu analysieren. Notwendig ist deshalb die Hilfe von Spezialisten – zum Beispiel von privaten Beratungsfirmen, Außenhandelskammern, der GTAI oder der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Lokale Experten analysieren Marktchancen, entwickeln Markteintrittsstrategien und unterstützen bei der Partnersuche. Sie helfen beim Aufbau von Joint Ventures oder rekrutieren Personal. „So können Newcomer einen Markt erkunden, ohne sofort eine Tochter gründen zu müssen. Fällt das Urteil negativ aus, ist ein schneller Rückzug möglich“, sagt Klaus Maier, Geschäftsführer der Beratungsfirma Maier Vidorno Altios, die ihre Kunden in 24 Ländern von der Marktanalyse über die Firmengründung bis zur Personalsuche begleitet.

Bildergalerie: Energiewende international

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Know-how liefert auch die Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz: „Wir prüfen jährlich über 100 Märkte und loten wirtschaftliche Chancen aus“, sagt Angelika Farhan-Reimpell, Geschäftsführerin der Initiative. „Wo sind die Rahmenbedingungen günstig, etwa durch neue Einspeisevergütungen? Welche Projekte bieten Potenziale, zum Beispiel Ausschreibungen für Bauvorhaben wie Green Cities? Oder wie gelingt es, im Ausland passendes Fachpersonal für die Wartung von Technologien zu rekrutieren?“ Neben Marktinformationen organisiert die Initiative zum Beispiel Geschäfts- und Projekterkundungsreisen, internationale Messebeteiligungen oder Fachkonferenzen – Kontakte vor Ort sind die Währung, die beim Eintritt in neue Märkte zählt.

Komplettlösungen statt Nischenprodukte

„Deutsche Unternehmen können aktuell insbesondere mit Produkten aus den Bereichen Energieeffizienz und Sektorkopplung punkten“, sagt Farhan-Reimpell. Gefragt seien immer stärker Komplettlösungen statt einzelner Nischenprodukte. Die Exportinitiative Energie unterstützt deshalb die Bildung von Konsortien, die alles aus einer Hand anbieten, von der Planung bis zur Steuerungsoftware.

Für die deutsche Exportwirtschaft ist Wasserstoff weiterhin ein Riesenthema. GTAI-Manager Benedict Hartmann: „Chancen im Bereich Wasserstoff gibt es entlang der kompletten Wertschöpfungskette – von der erneuerbaren Stromerzeugung über die Elektrolyse bis hin zur Umwandlung von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak, Methanol und synthetischen Kraftstoffe.“ Marokko, Namibia, Chile und Australien seien Märkte, in denen die Produktion von grünem Wasserstoff ganz weit oben auf der Agenda stehe.



Neben den großen Energieunternehmen mischen aber auch kleinere Player mit im internationalen Wasserstoffgeschäft. Etwa Enertrag aus der Uckermark. Das Unternehmen realisiert das Megaprojekt Hyphen in Namibia . Jährlich sollen dort künftig 350.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Investitionsvolumen: rund zehn Milliarden US-Dollar. Die Auftragsbücher von Firmen wie Quest One oder Sunfire sind ebenfalls gut gefüllt. Gerade hat das Dresdner Wasserstoffunternehmen die Inbetriebnahme einer Anlage mit 20 Megawatt Produktionskapazität in Finnland verkündet. Für Sunfire ist Europa der spannendste Markt für grünen Wasserstoff. „Was wir aber für eine erfolgreiche Transformation brauchen, ist Verlässlichkeit. Energieintensive Industrien in Europa benötigen langfristige Planungssicherheit, um ihren Wandel erfolgreich zu gestalten“, so Sunfire-Sprecherin Lea Hanke.

Fest steht: Planungssicherheit und viel Geld sind ebenso gefragt wie Durchhaltvermögen, um sich mit grünen Technologien auf neuen Märkten zu etablieren.  Dass das möglich ist, wurde mit  Wind- und Sonnenenergie in Deutschland bereits bewiesen.

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