Was macht diesen Beitrag zur Energiewende einzigartig?
Im brandenburgischen Werneuchen steht seit Ende 2020 Deutschlands größter Solarpark. Auf 164 Hektar gingen Solarmodule mit einer Leistung von 187 Megawatt ans Netz. Das ist mehr als im derzeit größten deutschen Onshore-Windpark: 83 Anlagen kommen dort auf 171,1 Megawatt Nennleistung. Rechnerisch lassen sich mit den Strom, der im Solarpark Weesow-Willmersdorf gewonnen wird, 50.000 Haushalte versorgen.
Mit diesem Projekt habe der Versorger EnBW „Geschichte geschrieben“, sagt Projektleiter Tim Morath. Denn die Größe ist nur eins von zwei Alleinstellungsmerkmalen: Der Park ist auch das erste Großprojekt in Deutschland, das ohne Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) umgesetzt wurde. Das gelang zuvor bis auf die Wasserkraft noch mit keiner anderen Erneuerbaren-Technologie in diesem Maßstab. Dass die Kosten für Photovoltaik in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 80 Prozent gesunken sind, ist der Auslöser für diesen Erfolg. Rund 100 Millionen Euro hat die EnBW in das Projekt investiert.
Früher gehörte die Fläche der Landwirtschaft. Durch die heutige Nutzung als Solarpark werden 129.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden.
Zum Vergleich: Durch den Einsatz von Photovoltaik konnten in Deutschland 2020 insgesamt rund 34,9 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Auch der Natur- und Artenschutz hat auf dem Gelände Platz. Auf einer Fläche von 45 Hektar stehen bewusst keine Solarmodule – sie soll heimischen Pflanzen- und Tierarten als Lebensraum dienen. Dazu pflanzte man Obstbäume, Strauch- und Benjeshecken und legte kleine Biotope an. Durch Lücken in der Zaunanlage können Tiere wie Füchse und Hasen auf das Gelände kommen. „Mithilfe von Kameras sehen wir bereits: Die Flächen werden von den Tieren angenommen“, so Morath. Auf einigen der Wiesen weiden Schafherden. Und auch als Naherholungsgebiet für Ausritte dient die Fläche zwischen den grünen Arealen.
Wie wurde das Projekt umgesetzt?
2009 begann der Projektentwickler Procon Solar aus Cottbus mit der Entwicklung des Solarparks. Dabei wurde bereits der Bebauungsplan entwickelt und aufgestellt. Im Jahr 2018 wurde der Bebauungsplan fortgeschrieben, sodass die Modulleistung erhöht und die Betriebsdauer auf 40 Jahre ausgedehnt wurde. Mitte 2018 übernahm die EnBW die Projektrechte. „Unser Vorteil war gebündeltes Know-how aus dem Konzern“, sagt Projektleiter Tim Morath. „Unter anderem verfügen wir über eigene Fachingenieure, eine eigene Betriebsmannschaft mit eigener Leitwarte und eine eigene Handelsorganisation.“
Bildergalerie: Deutschlands größter Solarpark
Alle Einheiten seien eingebunden worden. Neben der Projektentwicklung wurden dadurch auch der spätere Betrieb, die Überwachung und die Vermarktung der Energie von Beginn an mitgedacht. Wie lässt sich auf einer Fläche wie dieser ein Solarkraftwerk wirtschaftlich umsetzen? Allein bei der Frage, in welche Himmelsrichtung der PV-Generator ausgerichtet werden solle, habe man verschiedenste Varianten geprüft. Bei der Lieferantenauswahl für die 187-Megawatt-Module wurde gemeinsam mit Instituten nach der wirtschaftlichsten Technologie gesucht, die schon heute verspricht, sich über einen Zeitraum von 40 Jahren zu bewähren. Ende 2020 ging der Park ans Netz.
Was braucht ein Energiewendeprojekt zum Gelingen?
„Ich glaube, das Wichtigste ist, immer offen, ehrlich und transparent über das Projekt informieren“, so fasst Tim Morath von EnBW einen wesentlichen Erfolgsfaktor des Solarparks Weesow-Wilmersdorf zusammen. Vor Ort Gesicht zeigen, den Dialog suchen – denn ohne Akzeptanz werde es schwierig. „Wir haben das Projekt der Verwaltung früh präsentiert. Und wir haben eine Bürgersprechstunde umgesetzt und eine Projekthomepage eingerichtet.“
Ebenfalls erfolgskritisch sei die Netzverknüpfung. „Das ist ein Aspekt, an dem Projekte auch scheitern können: Wenn die Fläche perfekt ist, der Netzverknüpfungspunkt aber zu weit entfernt liegt, lässt sich so ein Projekt nicht wirtschaftlich umsetzen“, sagt Morath. Um den Solarpark an das 110 kV-Stromnetz des Versorgungsbetreibers e.dis anzuschließen, baute man zwei neue Umspannwerke. Dorthin fließt der Strom über zwei Trassen mit einer Länge von rund vier beziehungsweise sieben Kilometern, die als Erdkabel verlegt wurden. Auch für die Umspannwerke galt es, passende Flächen zu finden und die Trassen zu sichern. Um das Gelingen sicherzustellen, sind nach Moraths Worten auch mit dem lokalen Versorgungsnetzbetreiber rechtzeitige Absprachen darüber nötig, wie sich die Energie sinnvoll ins vorhandene Netz integrieren lässt.
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