Bis 2050 will Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt werden. Dafür müssen alle Wirtschaftsbereiche umgebaut werden, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verglich die Aufgabe mit der Mondmission. Wir zeigen, wo Europa sich schon auf den Weg gemacht hat und dabei über Grenzen hinweg Ideen austauscht und zusammenarbeitet. Zum Beispiel bei der Herstellung von Batterien für die Elektromobilität. Teil eins einer Serie zu europäischen Energiewende-Projekten.
Der Pkw-Verkehr wird elektrisch – und Batterien sind das Herzstück dieser Verkehrswende. 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektroautos gehen auf den Akku zurück. Bis 2030 wird sich die nachgefragte Batterieleistung für Pkw international von heute 200 Gigawattstunden auf 2.000 verzehnfachen. Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Auto-Hersteller wird also zunehmend von ihren Batterien abhängen. Die meisten Hersteller beziehen ihre Batteriezellen heute von chinesischen Zulieferern, dort sitzen die Weltmarktführer.
Geht es nach der EU, soll sich das bald ändern: Die European Battery Alliance plant in Europa eine eigene Wertschöpfungskette rund um die Herstellung von Batteriezellen. Neben tech-nischer Innovation und Wettbewerbsfähigkeit sollen dabei auch Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Batterien „made in Europe“ sollen nicht nur mit ihrer Leistung punkten: Die Rohstoffe werden menschenrechtlich unbedenklich gewonnen und das Recycling wird bei der Entwicklung gleich mitgedacht.
Das Marktpotenzial für automobile Batterien gegen Mitte der 2020er Jahre alleine in Europa schätzt die Allianz auf 250 Milliarden Euro, ein Drittel des Weltmarktbedarfs soll in Europa gefertigt werden. Zusammen mit zwölf anderen europäischen Mitgliedsstaaten hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Batteriezellfertigung als „wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischen Interesse“, kurz „IPCEI“, bei der Europäischen Kommission beihilferechtlich angemeldet. Aus Verfahrensgründen wurden die Projekte aufgeteilt.
Für die erste Förderrunde („Summer IPCEI“) hat die EU-Kommission 3,2 Milliarden Euro genehmigt. Beteiligt sind 17 Unternehmen aus sieben Ländern, federführend ist Frankreich. Aus Deutschland sind BASF, BMW, Opel, Varta und die deutsche Tochter des belgischen Unternehmens Umicore dabei. Ein Projekt, dass mit 1,3 Milliarden Euro bezuschusst wird, ist das Joint Venture Automotive Cells Company (ACC) des Autobauers Opel, seiner Muttergesellschaft Groupe PSA und der Total-Tochter Saft: Für insgesamt fünf Milliarden Euro sollen in Kaiserslautern und im französischen Douvrin zwei „Gigafactories“ entstehen. Die deutsche Fabrik soll bereits 2023 die Produktion aufnehmen, gemeinsam sollen beide Standorte 2030 ihre Maximalkapazität erreichen und dann jährlich Zellen für eine Leistung von 48 Millionen Kilowattstunden herstellen.
Die zweite Förderrunde „European Battery Innovation“ (EuBatIn) wurde im Januar 2021 genehmigt. Unter den 42 Unternehmen ist auch Tesla. Da das US-amerikanische Unternehmen erheblich in Deutschland investiert, erhält es auch eine Förderung für sein im Bau befindliches Werk in Brandenburg.
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