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Wärmewende:

Welche Heizung passt in welches Haus?

Mit der richtigen Heizung lässt sich nicht nur der CO2-Ausstoß senken, sondern auch Geld sparen. Doch welche Heizung passt für welches Haus?

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© Daria Fürst / BDEW

Manchmal kann es ganz schnell gehen: Noch vor Jahresfrist wirkte die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung angesichts der Dringlichkeit der Energiewende eher gelassen. Wer nicht gerade UmweltaktivistIn war, hatte für das Thema häufig ein entspanntes „Schon richtig, da müsste man mal aktiv werden“ parat. Doch spätestens seit dem Krieg in der Ukraine mit weitreichenden Folgen für die Versorgungskette und die Preisentwicklung der fossilen Energieträger ist klar geworden: Es muss umgesteuert werden. 

Während die Elektromobilität inzwischen in Deutschland anrollt und auch die Stromerzeugung mittels Wind- und Sonnenenergie durchstartet, liegen jedoch im Gebäudesektor noch erhebliche Potenziale brach. Andreas Kuhlmann ist Vorsitzender der dena-Geschäftsführung und sagt: „Es ist schon erstaunlich: Jeder Autobesitzer und jede Autobesitzerin geht klaglos alle zwei Jahre mit dem eigenen Wagen zum TÜV und zur Abgasuntersuchung. Eigentlich müssten wir, was unsere Häuser angeht, ein ähnliches Bewusstsein entwickeln. Hausbesitzer haben mit der energetischen Sanierung einen attraktiven und wirkmächtigen Hebel in der Hand; nicht nur für einen geringeren CO2-Ausstoß, sondern auch für Kosteneinsparungen und mehr Autarkie.“ Entscheidend sei in diesem Zusammenhang jedoch, nicht einfach nur Energie einzusparen, sondern Schritt für Schritt auf CO2-neutrale Energieträger ganz am Anfang der Wertschöpfungskette zu setzen. 

Aber welche Energieträger können das sein? Anders gefragt: Was ist heute schon mit Sonne, Erdwärme und Biomasse möglich? Ein Blick auf den Stand der Technik. 

Kühlschrank auf links gedreht: Die Wärmepumpe

Vereinfacht gesagt funktioniert die Wärmepumpe wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt. Während der Kühlschrank dem Innenraum Wärme entzieht und nach draußen befördert, holt sich die Wärmepumpe die Wärme aus dem Außenbereich – entweder aus der Luft oder dem Erdreich – und gibt sie über einen Wärmetauscher als Heizenergie an das Haus ab. Hauptvorteil der Wärmepumpe gegenüber Öl- und Gasbrennern ist der erheblich (90 Prozent) geringere CO2-Ausstoß. Doch Wärmepumpen zeichnen sich auch aus durch niedrige Betriebskosten, hohe Betriebssicherheit und Wartungsfreundlichkeit. Noch mehr Effizienz ist möglich, wenn die Wärmepumpe den für ihren Betrieb notwendigen Strom über Photovoltaikmodule erhält – dann arbeitet sie vollständig CO2-neutral und frei von Betriebskosten. Außerdem lassen sich manche Wärmepumpen sowohl zum Heizen als auch im Sommer als Klimaanlage nutzen. Wer den Einsatz einer Wärmepumpe plant, muss sich auf deutlich höhere Investitionskosten im Vergleich zu einem Öl- oder Gasbrenner einstellen, was allerdings durch Förderprogramme des BMWK wieder aufgefangen werden kann.

Außerdem ist der Einsatz einer Wärmepumpe nur dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn das Haus gut gedämmt ist; für optimale Effizienz sollten die Räume zumindest teilweise per Flächenheizung, wie etwa Fußbodenheizung, geheizt werden können. Das liegt daran, dass die Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe mit maximal 50 Grad vergleichsweise niedrig ist. Und: Soll die Wärme aus dem Erdreich kommen, muss eine aufwändige Bohrung vorgenommen werden. Letztlich ist die Wärmepumpe also ideal für Neubauprojekte oder gut gedämmte Bestandsbauten mit der Option, Flächenheizstrahler einzusetzen. 

Von der Sonne verwöhnt: Solarthermie

Bei dieser Lösung werden an geeigneter Stelle, zumeist auf dem Hausdach, Sonnenkollektoren angebracht. Sie sehen ähnlich aus wie Photovoltaikmodule, doch hier wird kein Strom erzeugt. Stattdessen zirkuliert in den Kollektoren eine Flüssigkeit, die die Wärme der Sonne aufnimmt und über einen Wärmetauscher in einen Pufferspeicher für Warmwasser abgibt. Die so erzeugte Wärme lässt sich zum Heizen und zur Warmwasserbereitung nutzen. Solarthermie kann nicht nur als Einzellösung eingesetzt werden, sondern auch zur Unterstützung bereits vorhandener Heizkessel. Die Technik gilt als einfach, wartungsarm und langlebig.

Eine Lebensdauer von 25 Jahren und mehr ist für Solarthermiemodule realistisch– das hat die Praxis bereits gezeigt. Bei richtig dimensionierten Anlagen genügt die so erzeugte Wärmeleistung etwa von Mai bis September, um den Bedarf für die Warmwassererzeugung und Heizung zu decken. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Naturgemäß ist Solarthermie direkt davon abhängig, dass die Sonne scheint. In der dunklen Jahreszeit, wo die Wärme eigentlich am meisten gebraucht wird, liefert Solarthermie oft nicht genügend Wärme. Es ist also weiterhin eine ergänzende Heizung notwendig.

Gut Holz: Biomasse 

Im Zuge der Energiewende interessieren sich mehr und mehr Menschen für ein recht altes Heizkonzept: den Holzofen. Moderne Öfen, so genannte Grundöfen, arbeiten extrem effizient und können sowohl zum Heizen als auch zur Warmwassererzeugung genutzt werden. Doch nicht nur mit Holzscheiten lässt sich heizen, sondern auch mit sogenannten Pellets. Dabei handelt es sich um stäbchenförmige Presslinge, die aus Abfallprodukten der holzverarbeitenden Industrie – zum Beispiel Sägespänen – hergestellt werden. Der Vorteil bei Holz: Es handelt sich dabei um einen nachwachsenden heimischen Rohstoff, der – zumindest aktuell – recht preisstabil ist.



Holzpelletheizungen sind insofern CO2-neutral, als dass die Pellets bei der Verbrennung nur das CO2 abgeben, das während des Wachstums der Bäume aufgenommen wurde. Die anfallende Asche lässt sich umweltfreundlich entsorgen, sie ist auch kompostierbar. Pelletheizungen sind jedoch in der Anschaffung deutlich kostspieliger als Öl- und Gasheizungen, außerdem wird für die Pellets ein Lagerplatz in der Nähe des Heizkessels sowie eine Transportstrecke benötigt, damit die Heizung autark laufen kann und ihr Nutzer nicht regelmäßig Pellets in den Brenner schaufeln muss. Hier kommen zumeist automatische Förderschnecken oder Ansaugvorrichtungen zum Einsatz, die wiederum einen gewissen Wartungsaufwand haben.

Alt und neu im Einklang

Die gute Nachricht: Die vorgestellten Technologien lassen sich teilweise kombinieren. Nicht immer ist es notwendig, ein Wohnheizkonzept komplett neu aufzusetzen oder „alles herauszureißen“. Wer beispielsweise eine alte Gastherme durch eine moderne, effiziente Brennwerttherme ersetzt und diese über eine zusätzliche Solarthermieanlage auf dem Dach bei der Warmwassererzeugung unterstützt, der kann nicht nur seinen CO2-Ausstoß massiv reduzieren, sondern auch von erheblichen Betriebskosteneinsparungen profitieren. Noch dazu wird der Ersatz alter Haustechnik durch effizientere Anlagen staatlich gefördert – und nicht zuletzt zahlen sich Investitionen in effiziente Technik auch in Bezug auf den Werterhalt oder sogar die Wertsteigerung einer Immobilie aus. 

Guter Rat ist gar nicht teuer

Angesichts der vielen technischen Optionen, Energieeffizienzmaßnahmen und Förderprogramme sind viele Hausbesitzer, -käufer oder -bauer schnell überfordert. Wo setzt man zuerst an und welche Maßnahmen bringen am meisten? Es gibt Hilfe, sagt dena-Chef Andreas Kuhlmann: „Ich empfehle wirklich jedem, eine Energieberatung in Anspruch zu nehmen, und hier ganz besonders den sogenannten Individuellen Sanierungsfahrplan. Der wird staatlich gefördert und gibt den Besitzerinnen und Besitzern ganz konkrete Hinweise, was sie in welcher Reihenfolge machen können.“ Denn letztlich, so Kuhlmann weiter, entscheide das richtige Zusammenspiel der einzelnen Komponenten und Maßnahmen über den Erfolg. 

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