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Wie sich Frauen in der Energiewirtschaft organisieren

Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Auch Energiesysteme anderer Länder wandeln sich. Das birgt Karrierechancen für Frauen.

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© Robert Albrecht/BDEW

 

Für Ellen von Zitzewitz ist die „Women Energize Women“-Konferenz in München eine Herzensangelegenheit: „Wir wollen die Sichtbarkeit von Frauen im Energiesektor steigern, inspirierende Vorbilder zeigen, wir wollen dabei helfen, ihre Fähigkeiten im Sinne der weltweiten Energiewende zu entwickeln“, ruft sie in ihrer Eröffnungsrede den Frauen im Saal zu. Als stellvertretende Referatsleiterin für Bilaterale Energiepolitische Zusammenarbeit im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) steht sie am 12. Mai als eine der ersten Rednerinnen auf dem Podium der Konferenz. 

In der Branche, in deren Berufen sie und die weiteren Initiatorinnen der Veranstaltung künftig mehr Frauen sehen möchten, gehört Ellen von Zitzewitz zu den deutschen Vorreiterinnen: Sie leitet die deutschen Energiekooperationen mit den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas, nachdem sie zuvor mehrere Jahre als deutsche Anlaufstelle der International Renewable Energy Agency (IRENA) fungiert hatte. Warum mehr Frauen der Branche guttäten? „Wenn mehr Frauen Teil eines Unternehmens sind, ist dieses besser darauf vorbereitet, finanzielle Schwierigkeiten zu überstehen. Frauen sind weniger risikoaffin“, sagt sie, und fügt hinzu: „Weibliche Führungskräfte investieren zudem mehr in Forschung und Entwicklung. Oft sind Unternehmen mit hohem Anteil an weiblichen Führungskräften klimafreundlicher und offen für Dekarbonisierung.“

Gute Gründe für das Bundeswirtschaftsministerium, gemeinsam mit Partnern geschlechterbezogene Maßnahmen zu unterstützen. Dazu gehörte die erste „Women Energize Women“-Konferenz im Mai, bei der Frauen über politische und wirtschaftliche Aspekte der Energiewende und ihre Erfahrungen in diesem von Männern dominierten Bereich diskutierten. 

Damit Deutschland seine Klimaziele erreichen kann, muss auch die Energiebranche sich verändern: Voraussetzung dafür, so wird es in der Studie „Frauen in der Energiewirtschaft“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC formuliert, sind „vielfältige Perspektiven und Kompetenzen“. Dass Frauen in der Energiewirtschaft mehr Verantwortung übernehmen und dazu befähigt würden, sei daher nicht nur eine Frage der Chancengleichheit, sondern auch eine des nachhaltigen Unternehmens-Erfolgs. 

Erneuerbare: 68 Prozent der Beschäftigten sind Männer 

Noch sind Frauen in der Energiewirtschaft weltweit in der Unterzahl: 78 Prozent der Beschäftigten im traditionellen Energiesektor und 68 Prozent im Bereich der erneuerbaren Energien sind Männer. Auch wenn der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Energiesektor zuletzt langsam gestiegen und aktuell bei 15,5 Prozent liegt, ist noch deutlich „Luft nach oben“, vor allem in Entscheidungs- und Führungspositionen: Das zeigt die PwC-Studie. Gerade einmal sechs Prozent der Führungspositionen in der Energiewirtschaft sind demnach mit Frauen besetzt. Erste Wirkung zeigt die seit 2021 geltende „Frauenquote“ für Vorstandsetagen: Seit 2018 hat sich der Frauenanteil in den Vorständen auf 9,1 Prozent verdoppelt.

Die Energiewende ist zentral, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, die sich viele Länder gesteckt haben. Wie groß das Potenzial von Frauen dabei ist, zeigen mehrere Untersuchungen. In ihnen allen gilt Geschlechtergleichstellung im Energiesektor als zentraler Faktor, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen zu können. Diese Ziele gefährde der Energiesektor, wenn die Kompetenzen von Frauen zu wenig berücksichtigt würden, heißt es dazu in der PwC-Studie. Denn Talente gerade im Bereich der Erneuerbaren Energien sind knapp und der Bedarf an Fachkräften wird in den kommenden Jahren drastisch steigen.  

Wie gewinnt man weibliche Talente?

Für Christine Lins, Mitbegründerin und Geschäftsführerin des weltweiten Frauennetzwerkes Global Women's Network for the Energy Transition (GWNET), hängt der Erfolg der Energiewende davon ab, die besten weiblichen und männlichen Talente dafür zu gewinnen und Frauen die großen Chancen aufzuzeigen, die der Energiesektor für sie bereithält. Laut einem Bericht der International Renewable Energy Agency (IRENA) könnte die Zahl der Arbeitsplätze im Energiesektor bis 2050 von 13 Millionen auf 42 Millionen steigen (Global Renewables Outlook: Energy transformation 2050). 

Doch wie können Frauen so motiviert, inspiriert und vernetzt werden, dass sie ihre Expertise in den Energiesektor und vor allem in seine Führungspositionen einbringen? Mehr als 20 verschiedene Netzwerkangebote im Energiesektor führt die PwC-Studie auf, darunter die 2021 vom BMWK gestarteten Kampagne „Women Energize Women“. Umgesetzt wird sie von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und dem Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE).

Das gemeinsame Ziel: Die Organisationen wollen Frauen weltweit für Energiewende-Berufe begeistern und zusammenführen. Dafür setzen sie bei ihrer Kampagne neben eigenen Instagram-, YouTube-, Twitter- und LinkedIn-Kanälen auch auf monatlich stattfindende virtuelle Events wie Diskussionsrunden, Interviews und Networking-Veranstaltungen. Bisher mehr als 3,2 Millionen Menschen wurden erreicht.

„Keine Option, Bedürfnisse, Perspektiven und Wissen von Frauen zu ignorieren“

„Die Bedeutung von Frauen, die den Wandel im Energiebereich auf nationaler und internationaler Ebene vorantreiben, wurde lange Zeit unterschätzt“, erläutert die Leiterin der Klimaschutzabteilung im BMWK, Birgit Schwenk, den Ansatz der Kampagne. „Da sie die Hälfte der Bevölkerung und der EnergieverbraucherInnen ausmachen, ist es keine Option mehr, die Bedürfnisse, Perspektiven und das Wissen von Frauen zu ignorieren. Wir können es uns nicht leisten, dieses enorme Potenzial für die Transformation des globalen Energiesystems nicht zu nutzen.“ Mit Blick auf die Position von Frauen in der Energiewirtschaft weltweit ergänzt Ingrid-Gabriela Hoven, Vorständin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): „Für die Energiewende weltweit brauchen wir mehr Mitsprache von Frauen. Als GIZ setzen wir uns dafür ein und unterstützen Frauen beispielsweise über die bilateralen Energiepartnerschaften dabei, Führungspositionen im Sektor erneuerbare Energien einzunehmen.“ Über Energiepartnerschaften ist Deutschland mit mehr als 20 Ländern verbunden, deren Energiesysteme ebenfalls im Wandel sind.



Frauen bringen die Energiewende schon heute voran – etwa mit besonderen Fähigkeiten, die Ellen von Zitzewitz in ihrer Rede hervorhob. Auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität sollten nach Ansicht einiger BeobachterInnen die Berufe der Energiewirtschaft noch attraktiver und die Hierarchien offener werden. Das indes erfordere ein Umdenken beider Geschlechter: Frauen, die für das Gelingen der Energiewende Verantwortung übernehmen, brauchen Chancen ebenso wie Motivation und Mut. Dass es diese Frauen gibt, zeigte die „Women Energize Women“-Konferenz als vorläufiger Höhepunkt der Kommunikationsoffensive: Der Frauenanteil unter den gut 200 Teilnehmenden lag bei nahezu 100 Prozent. 

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