Schon als kleines Kind stand Malaika Mihambo regelmäßig auf der Turnmatte: Nach ersten Erfahrungen mit Ballett und Judo begann Mihambo im Alter von acht Jahren mit der Leichtathletik und nahm 2008 erstmals auf nationaler Ebene an Wettkämpfen teil. Zu ihren größten aktuellen Erfolgen zählen die Goldmedaille bei den Europameisterschaften in Rom (2024) und Silber bei den Olympischen Spielen in Paris (ebenfalls 2024).
Ihr bisher weitester Sprung ging über eine Distanz von 7,30 Metern. Inzwischen konnte Malaika Mihambo mehr als 25 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen erzielen – in deutschen wie internationalen Wettkämpfen. Wie geht man mit Erfolg und Misserfolg um und wie springt man sich frei? Darüber haben wir mit ihr gesprochen.
Frau Mihambo, wie sieht der perfekte Weitsprung aus?
Der perfekte Sprung baut auf mehreren Faktoren auf. Zunächst ist da der optimale Anlauf: Hierbei geht es ausschließlich darum, so schnell wie möglich zu werden. Entscheidend sind dann die letzten drei Schritte am Boden: Erst ein kurzer, gefolgt von einem vorletzten langen und einem kurzen letzten Schritt – dieser muss das Brett optimal treffen. Danach braucht man ein schnelles Schwungbein, um hoch in die Luft zu springen - und in der Schlussphase geht es darum, erst im allerletzten Moment die Landung einzuleiten.
Sie sprechen in Ihrem Buch „Spring dich frei“ über Ihren Weg zur Spitzensportlerin. In welchem Moment haben Sie sich das erste Mal frei gefühlt?
Vielleicht nicht der erste Moment, aber doch einer, bei der mir meine Freiheit sehr bewusst wurde, waren die Weltmeisterschaften in Doha (Katar) 2019: Ich galt als Favoritin – aber die ersten beiden Versuche missglückten. Da lastete ein enormer Druck auf meinen Schultern, die Angst vorm Versagen war da. Aber es ist mir dann im entscheidenden Moment gelungen, mich mental freizumachen und den dritten Versuch so hoffnungsvoll anzugehen, als ob es der erste des Tages sei. Und am Ende habe ich dort meine bisher größte Distanz gesprungen.
Neben dem Sport haben Sie Umweltwissenschaft studiert. Brauchen wir mehr Sportsgeist, um die Energiewende zu schaffen?
Definitiv - und nicht nur das. Der Sport lehrt uns so vieles, was wir auf diesem Gebiet noch als Ressourcen anwenden können und sollten. Zum Beispiel Teamgeist: Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, der wir nur als Gemeinschaft begegnen können, wenn jeder seine Aufgaben erfüllt. Ebenso wichtig ist es, zu den eigenen Fehlern zu stehen. Wenn beispielsweise im Fußball jemand einen Pass vermasselt, dann wird darüber nicht lange palavert – die anderen Spieler bemühen sich stattdessen, den Ball wieder zurückzugewinnen. Historisch gesehen müssen Länder wie Deutschland sich ihrer Verantwortung bewusst sein und kompensieren. Doch es gibt noch mehr, was uns der Sport lehren kann: Wir brauchen klare Regeln und Fairplay, Durchhaltevermögen und Disziplin. Ebenso gehört zur Sportmentalität die ständige Verbesserung durch Feedback. Nicht zuletzt ist die Begeisterungsfähigkeit für das Gelingen eines Projekts entscheidend.
Malaika Mihambo
geboren 1994 in Heidelberg, ist eine deutsche Leichtathletin. Sie wurde 2019 und 2022 Weltmeisterin im Weitsprung, 2020 Olympiasiegerin und in den Jahren 2018 und 2024 Europameisterin.
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