Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat Vorschläge zur Stärkung der europäischen Solarindustrie veröffentlicht. Das BDEW-Papier zielt darauf ab, die Resilienz des künftigen, auf Erneuerbaren Energien beruhenden Energiesystems zu erhöhen und die Transformation hin zur Klimaneutralität abzusichern. Dafür müssen alle wesentlichen Wertschöpfungsstufen zur Photovoltaik-Produktion in Europa in ausreichendem Maße verfügbar sein – angefangen bei den Rohstoffen über die Vorprodukte bis zu den fertigen Photovoltaik-Modulen. Der Photovoltaik (PV) kommt in der deutschen und europäischen Energiewende eine außerordentliche Rolle zu. In Deutschland sollen langfristig 400 Gigawatt (GW) PV-Kapazität aufgebaut werden. Schon in den nächsten Jahren soll sich der Zubau im Vergleich zu den derzeitigen Zubauraten auf jährlich 22 GW verdoppeln.
Um bereits vorhandene Wertschöpfungsstufen in der Herstellung von Photovoltaik-Modulen in Deutschland und Europa zu stärken, muss sichergestellt werden, dass sich Module aus diesen Werken am Markt behaupten können. Erforderlich sind aus Sicht des BDEW daher eine höhere Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Anlagen mit einem Mindestanteil europäischer Komponenten („Resilienzbonus“) sowie eine Investitionsförderung für den Aufbau neuer Produktionskapazitäten.
„Der Aufbau von Produktionskapazitäten für Erneuerbare Energien-Anlagen in Deutschland und Europa ist strategisch wichtig, um Abhängigkeiten bei Energiewendetechnologien zu verringern und die Resilienz zu erhöhen“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Auf europäischer Ebene wird derzeit der Net Zero Industry Act (NZIA) verhandelt. Dieser soll den regulatorischen Rahmen und die Investitionsbedingungen für klimafreundliche Technologien, wie beispielsweise Photovoltaikanlagen, verbessern. In diesem europäischen Regelwerk sollen unter anderem bei Ausschreibungen von Erneuerbare-Energien-Projekten neben dem Preis-Kriterium auch nicht-preisliche Kriterien ermöglicht werden. Der BDEW geht davon aus, dass europäische Wertschöpfungsstufen als ein solches nicht-preisliches Kriterium definiert werden. Hierbei sollte ein gesamteuropäisches Vorgehen angestrebt werden: Europäische Wertschöpfungsstufen sollten langfristig als nicht-preisliches Kriterium für einen Teil des Solar-Ausbaus in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gelten, der sich an der Verfügbarkeit der europäischen Produktionskapazitäten orientiert.
Gleichzeitig lehnt der BDEW unverhältnismäßige Kriterien im NZIA, die den Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland und Europa spürbar bremsen oder verteuern würden, entschieden ab. Das gilt beispielsweise für Importbeschränkungen oder eine verpflichtende Einführung von nicht-preislichen Kriterien für 100 Prozent des Erneuerbare-Energien-Ausschreibungsvolumens, genauso wie für die ebenfalls diskutierte Wiedereinführung von Importzöllen.