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BDEW zur Wasserfachlichen 2023 in Köln:

Ausbau der Trinkwasserinfrastrukturen muss beschleunigt werden

Infrastrukturen und Städtebau dem Klimawandel anpassen / Öffentliche Trinkwasserversorgung muss immer Vorrang haben

Die Folgen des Klimawandels machen sich auch in Deutschland immer stärker bemerkbar und stellen damit auch die Wasserwirtschaft vor neue Herausforderungen. Der Umgang mit Trockenheit und Starkregen ist deshalb auch eines der zentralen Themen der heute beginnenden wasserfachlichen Aussprachetagung (wat) in Köln.

„Die Auswirkungen des Klimawandels machen einen erheblichen Aus- und Umbau der Wasserinfrastruktur notwendig“, sagt Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. „Das betrifft Talsperren und Wasserwerke, die Ausweitung von Schutzgebieten, aber ganz besonders auch den Ausbau von Verknüpfungsleitungen und Fernleitungen. Um die Trinkwasserversorgung auch in Zukunft flächendeckend zu gewährleisten, brauchen wir dringend mehr solcher überregionalen Infrastrukturen zum Mengenausgleich. Nötig ist deshalb ein Investitions-Beschleunigungsgesetz für die Wasserwirtschaft, analog zum Erneuerbaren-Ausbau.“

Auch bei der Städteplanung sei es wichtig die Folgen des Klimawandels künftig stärker mitzudenken, erklärt Weyand: Eine nachhaltige Gewässerschutzpolitik muss insbesondere die Möglichkeiten verbessern, Wasserressourcen zu erneuern. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel weg von der schnellen Abführung von Wasser, hin zur Wasserhaltung und Versickerung vor Ort. Neuerschließungen sollten deshalb nur noch mit einer Verpflichtung zur Schaffung von Versickerungs- bzw. Retentionsflächen erlaubt werden.“

Gleichzeitig sollten aber auch die Nutzer von Trinkwasser ihre Hausaufgaben machen, fordert Weyand: „Landwirtschaft und Industrie können angesichts der zunehmenden Trockenphasen nicht mehr einfach so weitermachen wie bisher. Insbesondere in der Landwirtschaft müssen Maßnahmen gezielt gefördert werden, die nach dem Best-Practice-Ansatz Lösungen anderer Länder adaptieren. Darüber hinaus sollten Beregnungszeiträume zeitlich verlagert werden und der Pflanzenanbau künftig mit Kulturpflanzen erfolgen, die einen geringeren Wasserbedarf in regenarmen Gebieten benötigen.“ Bei Neuansiedlungen von Industriebetrieben solle die Wasserverfügbarkeit in die Genehmigungspraxis einfließen.

„Auch in der öffentlichen Wasserversorgung müssen wir ein neues Bewusstsein im Umgang mit der Ressource Wasser schaffen“, erklärt Weyand. „In trockenen Sommern muss es selbstverständlich werden, die Gartenbewässerung nicht während der Tageshitze durchzuführen oder Swimming Pools nicht zu den Hauptverbrauchszeiten am Vormittag oder frühen Abend zu befüllen. Im Zweifel braucht es in extremen Hitzeperioden ein Bewässerungsverbot für Gärten, Sportplätze, Pools und Golfplätze.“

Übergreifend für alle Anwendungsfelder gelte jedoch eines: „Wir brauchen mehr Transparenz darüber, wer wann welche Wassermengen nutzt. Nur so lässt sich die Verteilung von Wasser künftig effizient regeln. Dabei sollte jedoch eines außer Frage stehen: Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch bzw. die Hygiene muss immer Vorrang haben. Diese ist Teil der essentiellen Daseinsvorsorge.“

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