Berlin – Energiewirtschaft und Automobilindustrie sprechen sich dafür aus, die 450-Megahertz-Frequenz an die Betreiber kritischer Infrastrukturen zu vergeben. Gemeinsam treten die drei Verbände für das Gelingen einer sektorenübergreifenden neuen Energiewelt ein. Sektoren wie Energie und Mobilität, die faktisch immer mehr zusammenwachsen, müssen im Sinne der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes auch vermehrt zusammengedacht werden.
„Die Bundesnetzagentur als zuständige Fachbehörde hat wiederholt deutlich dargelegt, warum die Energiewirtschaft und weitere kritische Infrastrukturen einen dringenden Bedarf an einer sicheren und hochverfügbaren Kommunikationslösung haben: Es geht um nicht weniger als die Gewährleistung der Versorgungssicherheit, die Umsetzung der Energiewende und die Digitalisierung kritischer Infrastrukturen“, betonten Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, und Michael Wübbels, stellvertretender VKU-Hauptgeschäftsführer.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, unterstreicht: „Die Frequenzvergabe hat auch Einfluss auf die erforderliche Mobilitätswende: Eine stark steigende Anzahl von Elektroautos erfordert den weiteren Ausbau einer Ladeinfrastruktur, die kommunikativ in die Steuerung der Stromnetze eingebunden sein muss. Die kommunikationstechnische Einbindung kann über 450 MHz erfolgen, die im freien Wettbewerb allen Interessierten offenstehen muss. Die Automobilbranche unterstützt daher die Position der Energiewirtschaft zur Zuteilung.“
Zukünftig wird eine sehr große Anzahl an E-Fahrzeugen an öffentlichen und privaten Ladepunkten aufgeladen. Hierfür ist neben der standardisierten Schnittstelle zwischen Fahrzeug und Ladepunkt auch eine stabile Kommunikationstechnologie zwischen Ladepunkt und Energienetz erforderlich, mit der die Ladevorgänge intelligent gesteuert werden können. Durch ein intelligentes Lastmanagement und die Möglichkeiten zur Aufnahme und Abgabe von grünem Strom lassen sich die Fahrzeugspeicher sinnvoll netzunterstützend integrieren. Durch eine sichere und flexible Steuerung des Ladevorgangs können sowohl für das Netz als auch für den Fahrzeugnutzer wirtschaftliche Vorteile generiert werden. Damit wird auch der Hochlauf der Elektromobilität unterstützt. Von großer Bedeutung ist der zügige Roll-Out intelligenter Ladepunkte sowohl in Richtung Netz als auch Fahrzeug und die Nutzung für ein breites Angebot flexibler und attraktiver Kundentarife. Zudem wachsen mit Blick auf das Thema Cybersicherheit auch hier die Anforderungen an eine besonders widerstandsfähige Informations- und Kommunikationstechnik. Mit Blick auf diese Herausforderungen sollten auch die 450-MHz-Frequenzen genutzt werden.
In den letzten Monaten haben sich auch die Wirtschaftsministerkonferenz und der Beirat der Bundesnetzagentur für die Frequenz-Nutzung durch die Energiewirtschaft ausgesprochen. Auch die seitens des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) beauftragte Studie zur Etablierung der Frequenzbedarfe von Energiewirtschaft und BOS und der Eignung von 450MHz kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Energiewirtschaft hat einen erheblichen und kurzfristigen Bedarf und keine Alternative zu einem 450MHz Funknetz.
BDEW und VKU haben den Sicherheitsbehörden als Kompromiss ein, auch vom VDA unterstütztes, Mitnutzungsangebot vorgelegt. Wie ein aktuelles Gutachten des Bundesverkehrsministeriums bestätigt, können damit und mit den bestehenden BOS-Zuteilungen im 380-MHz-Bereich die kurzfristigen Kommunikationsbedarfe gedeckt werden. Für die langfristigen breitbandigen Bedarfe stünde darüber hinaus das bereits zugeteilte Spektrum in 700 MHz zur Verfügung. Zur Deckung der mittel- und langfristigen BOS-Bedarfe erwägt die Bundesregierung derzeit dem Vernehmen eine Zuweisung von Frequenzen im 600-MHz-Bereich, was BDEW und VKU explizit unterstützen.