Die Gas-Versorgung in Deutschland kann bereits heute in einer ganzen Reihe von Anwendungsfällen auf Wasserstoff umgestellt werden. Konzepte zur Versorgung mit Wasserstoff stehen bereits in den Startlöchern und werden durch die Infrastrukturbetreiber schrittweise über die verschiedenen Netzebenen verfeinert. Das zeigt der heute von den Fernleitungsnetzbetreibern Gas veröffentlichte sogenannte EnWG-H2-Bericht. Auch mehrere Energieverbände, darunter der BDEW, haben an dem Bericht mitgewirkt.
Zur Veröffentlichung des Berichts erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Um unabhängig von fossilen Energieträgern und damit auch Gasimporten aus Russland zu werden, brauchen wir den schnellen Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft. Dies kann nur gelingen, wenn zügig die passende Leitungs- und Speicherinfrastruktur geschaffen wird. Zum Teil kann hierzu vorhandene Gasinfrastruktur umgestellt und somit für den Kunden günstig weitergenutzt werden. Darüber hinaus kann die Wasserstoffnetzinfrastruktur das Stromsystem entlasten und zu einer höheren Resilienz des Versorgungssystems insgesamt beitragen. Neben Wasserstoff-Großprojekten gibt es insbesondere auch auf der Gasverteilernetzebene zahlreiche weitere spannenden und zukunftsträchtige Projekte. Hierzu gehören auch bereits praxisreife Anwendungsfälle in Industrie, Mobilität und der Wärmeversorgung. Die Dekarbonisierung der Gasversorgung, der Hochlauf von Wasserstoff und die Kommunale Wärmeplanung müssen dazu Hand in Hand gehen und integriert betrachtet werden.“
Hintergrund:
Der durch die Bundesregierung im Rahmen der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) 2021 beauftragte Bericht soll mögliche Kriterien zur Berücksichtigung von Wasserstoff-Projekten in der zukünftigen Wasserstoffnetzplanung sowie Anforderungen zur Ermittlung von Ausbaumaßnahmen definieren. Zu diesen Kriterien gehören insbesondere die Anforderungen zur Bestimmung von Standorten für Power-to-Gas-Anlagen, Aufkommensquellen und Abnahmeregionen für Wasserstoff sowie Wasserstoffspeicheranlagen. Der Adressat des EnWG-H2-Berichtes ist die Bundesnetzagentur, die auf Grundlage des Berichtes Empfehlungen für die rechtliche Implementierung eines verbindlichen Netzentwicklungsplans Wasserstoff abgeben kann. Zur Darstellung des aktuellen Ausbauzustandes der Wasserstoffnetzinfrastruktur auf dezentraler Ebene, hat der BDEW Wasserstoffprojekte deutschlandweit auf einer BDEW-Deutschlandkarte zusammengetragen. Die BDEW-Deutschlandkarte wurde auch im EnWG-H2-Bericht aufgenommen.
Auch andere Verbände, die am EnWG-H2-Bericht gemeinsam mit dem BDEW mitgewirkt haben, äußern sich zur Veröffentlichung:
Inga Posch, Geschäftsführerin des FNB Gas: „Mit ihren Wasserstoffnetzmodellierungen im Rahmen des Netzentwicklungsplans Gas sind die Fernleitungsnetzbetreiber in den vergangenen Jahren bereits in Vorleistung gegangen. Damit unsere Umstellungs- und Aufbauvorschläge auch von der Bundesnetzagentur bestätigt und dann umgesetzt werden können, brauchen wir jetzt dringend eine gesetzliche Verankerung der integrierten Netzplanung Gas (Wasserstoff und Methan).“
Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer: „Außer in Industrienetzen spielt Wasserstoff noch keine große Rolle. Das muss sich dringend ändern. Der Bericht zeigt uns den Weg auf, wie das gelingen kann. Um den Transformationsprozess hinzubekommen, sind wir auf alle Infrastrukturakteure angewiesen. Auch die Gasverteilernetze können Wasserstoff. Sie sind für den zukünftigen Transport und die Verteilung von Wasserstoff bestens geeignet und bieten einen flexiblen, kostengünstigen und schnellen Weg hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Daneben tun wir gut daran, die verschiedenen Systeme und Energieträger (Strom, Gas, Wasserstoff) übergreifend zu betrachten und zu planen – mit einer verpflichtenden kommunalen Wärmeplanung.“
Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender DVGW: „Eine klimaneutrale Energiewende gelingt mit einer funktionierenden Wasserstoffinfrastruktur. Die Voraussetzungen hierfür sind hervorragend, denn weite Teile der bestehenden Gasversorgung aus Transport- und Verteilnetzen sowie Endgeräten sind bereits Wasserstofftauglich oder können H2ready gemacht werden. Das schmälert die Ausgaben für notwendigen weiteren Zubau. Mit dem Wasserstoff-Regelwerk und dem technischen Knowhow liefert der DVGW den unverzichtbaren Beitrag, um Ausbaupläne schnell und mit gesicherter Qualität Realität werden zu lassen. Aber zeitgleich ist entschlossenes Handeln der Politik gefragt, damit alle Beteiligten in einem verlässlichen Ordnungsrahmen planen und investieren können. Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung wurde Wasserstoff eine tragende Rolle zugeschrieben. Aus Ankündigungen müssen jetzt verbindliche Zusagen werden.“
Florian Feller, Initiative „H2vorOrt“: „Die monatelange und intensive Zusammenarbeit zwischen Fernleitungsnetzbetreibern, Verteilnetzbetreibern und Verbänden hat sich gelohnt. Der H2-Bericht zeichnet ein klares und branchenweit einheitliches Bild der zukünftigen Planung der Transformation der Gasnetze zur klimaneutralen Wasserstoffversorgung. Die Partner von „H2vorOrt“ freuen sich, dass wir mit dem im März gestarteten Prozess des Gasnetzgebietstransformationsplans (GTP) einen wichtigen Baustein zu diesem Planungsprozess beitragen konnten. Nun gilt es, die regulatorischen Weichen zu stellen, um die Transformation konkret voranzubringen.“
Den EnWG-H2-Bericht finden Sie hier.