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BDEW Kongress 2018: Debatte über Klimaschutz und neue Energiewelt

Energiewirtschaft Spitzenreiter bei CO2-Einsparungen in Deutschland

Klimaschutzbericht der Bundesregierung zeigt Nachholbedarf der Sektoren Verkehr und Landwirtschaft / Energiebranche investiert in Digitalisierung, Erneuerbare Energien und dezentrale Stromerzeugung

„Die Energiebranche hat in den letzten Jahren einen rasanten Transformationsprozess vollzogen und massiv in Erneuerbare Energien, Digitalisierung und dezentrale Stromerzeugung investiert. Dieses hohe Tempo zahlt sich jetzt aus: Die Energiewirtschaft ist klar auf der Zielgeraden für die Klimaziele 2020 und erreicht nach Prognosen der Bundesregierung knapp 40 Prozent CO2-Minderung gegenüber 1990. Reflexartig die Versäumnisse anderer Sektoren bei der Energiewirtschaft abzuladen, ist aber nicht akzeptabel. Die Unternehmen der Energiewirtschaft stehen für eine sichere Stromversorgung und erfüllen dabei die Klimaziele 2020. Wir wollen dies auch für 2030 schaffen“, sagte die neu gewählte Präsidentin des BDEW, Marie-Luise Wolff, heute zum Auftakt des BDEW-Kongresses 2018 in Berlin.

Mit Blick auf die Strukturkommission „Wachstum, Beschäftigung und Strukturwandel“ betonte Wolff: „Die Hauptwährung der Energiewende ist die Reduktion von Kohlendioxid. Ein Ausstiegsdatum für die Kohleverstromung zu ermitteln, wird die Aufgabe der Strukturkommission sein – unter den Prämissen Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz. Jede von der Strukturkommission gefundene Lösung hierzu muss die energiewirtschaftlichen Notwendigkeiten sowie die dann in ein Gesetz gegossenen Klimaschutzziele erfüllen. Und natürlich dürfen dabei die Eigentumsrechte betroffener Unternehmen nicht verletzt werden.“

Der heute vom Bundeskabinett verabschiedete Klimaschutzbericht für das Jahr 2017 dokumentiere die führende Rolle der Energiebranche beim Klimaschutz auf eindrucksvolle Weise, betonte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung, in seiner Kongress-Rede: „Der Bericht attestiert der Energiewirtschaft den mit Abstand größten Anteil an den zwischen 1990 und dem Prognosejahr 2020 erreichten gesamten Emissionsminderungen. Dieser gewaltige Erfolg war und ist zugleich auch ein gewaltiger Kraftakt unserer Branche. Wir konzentrieren uns jetzt auf 2030. Das ist anspruchsvoll genug.“

Demgegenüber zeige der Klimaschutzbericht auch, dass der Verkehrssektor seit 1990 gerade einmal fünf bis sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger ausstößt. „Das ist eine klägliche Zwischenbilanz. Der Verkehr muss jetzt endlich auch liefern, statt nur in Abwehrhaltung zu verharren.“ Die Emissionsentwicklung im Verkehrsbereich sei besorgniserregend. Beständig würden Effizienzgewinne durch gestiegene Fahrleistungen aufgefressen. Ohne einen signifikanten Beitrag auch dieses Sektors seien die Klimaziele nicht zu schaffen. „Die Mutlosigkeit der Bundesregierung bei der Verkehrspolitik muss ein Ende haben“, so Kapferer. „Wir als Energiewirtschaft sind ein zentraler Treiber, um eine Energiewende im Verkehrsbereich voranzutreiben. Doch die Politik muss dafür die geeigneten Rahmenbedingungen setzen. Bisherige Maßnahmen wie die Kaufprämie für Elektroautos haben keinerlei Wirkung erzielt.“

Kapferer nahm zudem den rapiden Transformationsprozess der Energiebranche in den Blick: „Geschwindigkeit wird immer mehr zum Grundgefühl der Branche. Die Unternehmen wollen die neue Energiewelt gestalten, sie wollen mehr in Erneuerbare Energien investieren, sie wollen zum Beispiel auch die umweltschonende Kraft-Wärme-Kopplung ausbauen, sie wollen Lösungen für die in Zukunft dringend notwendigen neuen Energiespeicher und Flexibilitätserfordernisse anbieten. Und das sind ja alles Punkte, die auf die Energiewende einzahlen. Nur: Dann muss die Politik die Unternehmen auch machen lassen. Stattdessen erleben wir an vielen Stellen, dass die Politik eher hemmt statt ermöglicht. Ein Beispiel ist die unsinnige Doppelbelastung von Energiespeichern bei den Netzentgelten, ein anderes die lange Phase der Planungsunsicherheit bei der KWK. Und beim Netzausbau ist die Politik auch auf Landesebene oftmals kein Ruhmesblatt.“

Bisher nicht geklärt sei zudem, wie ein Back-up für die schwankende Einspeisung aus Erneuerbaren Energien aussehen soll, wenn weitere Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden. „Der Energy-Only-Markt setzt jedenfalls nicht die entsprechenden Investitionsanreize für Gaskapazitäten.“

Auf dem BDEW Kongress 2018 in der STATION-Berlin diskutieren rund 120 Redner mit über 1.600 Geschäftsführern und Entscheidern über die anstehenden Veränderungsprozesse und die aktuellen Fragen der Energiepolitik. Zu den prominenten Rednern zählen in diesem Jahr u. a. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, zahlreiche Top-Redner aus der Energiewirtschaft sowie Vertreter aus der Wohnungs- und Automobilwirtschaft. www.bdew-kongress.de

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