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Erdgas mit deutlichem Zuwachs - Stromerzeugung aus Kohle und Kernenergie sinkt

Gasverbrauch steigt um zehn Prozent, Stromverbrauch leicht rückläufig

Die Stromerzeugung aus Kohle- und Kernkraftwerken ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. In den mit Braun- und Steinkohle betriebenen Anlagen wurden 2016 nach vorläufigen Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 12,2 Terrawattstunden (TWh) weniger Strom erzeugt. Ihr Anteil am Erzeugungsmix beträgt damit 2016 voraussichtlich rund 40 Prozent. Bei der Kernenergie betrug der Rückgang 6,9 TWh (Anteil: 13 Prozent).

Deutlich mehr Strom wurde hingegen in Gaskraftwerken produziert: Hier beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahr 16,5 TWh. Erdgas kommt damit auf einen Anteil von 12 Prozent am Stromerzeugungsmix.

Während der Zubau von Erneuerbaren Energien insbesondere bei Windkraft an Land mit hohen Ausbauraten weiterging, stieg die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien insbesondere aufgrund des schwachen Windjahrs nur leicht an: Der Zuwachs beträgt voraussichtlich 4,1 TWh. Der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromerzeugung liegt damit bei 30 Prozent.

"Die gesunkene Erzeugung aus Kohle und Kernenergie wurde damit hauptsächlich durch eine zusätzliche Stromproduktion aus Gaskraftwerken ausgeglichen. Dies zeigt noch einmal deutlich, dass Erdgas ein unverzichtbarer Bestandteil des zukünftigen Energiesystems ist", sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Erdgas stelle damit einmal mehr seine wichtige Rolle als Energiewende-Ermöglicher unter Beweis.

Mit Blick auf die Erneuerbaren Energien sagte Kapferer: "Es ist erfreulich, dass die Erneuerbaren Energien weiter an Bedeutung für den deutschen Strommix gewinnen. Damit wird aber auch klar, dass sich die regenerativen Energien zunehmend dem Wettbewerb stellen müssen. Mit der EEG-Novelle 2017 ist ein erster sehr wichtiger Schritt gemacht: Die künftige Ermittlung der Förderung über Ausschreibungen wird zu einem deutlich kosteneffizienteren Ausbau der regenerativen Energien führen. Wir müssen uns jedoch die Frage stellen, wie ein künftiger Strommarkt aussehen soll, in dem die Erneuerbaren mehr als 60 Prozent des Stroms erzeugen. Dazu brauchen wir ein Konzept zur langfristigen Weiterentwicklung des EEG in Richtung marktwirtschaftlicher Instrumente. Diese Diskussion werden wir mit Blick auf 2030 und darüber hinaus weiterführen müssen."


Gasverbrauch um zehn Prozent gestiegen
Der BDEW veröffentlichte heute zudem erste Zahlen zum Strom- und Gasverbrauch im Gesamtjahr 2016:

2016 nahm der Erdgasverbrauch in Deutschland demnach deutlich zu. Vorläufige Zahlen zeigen, dass er um gut zehn Prozent auf rund 940 Mrd. Kilowattstunden anstieg. Zu dieser Steigerung führte einerseits die mit 2015 verglichen deutlich kühlere Witterung im letzten Quartal, andererseits wurde deutlich mehr Erdgas in Kraftwerken - vor allem in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen - eingesetzt. Diese Entwicklung wurde durch die Inbetriebnahme neuer Gaskraftwerke noch verstärkt.

Für 2016 zeichnet sich ein leichter Rückgang des Brutto-Inlandsstromverbrauchs um 0,4 Prozent ab: Deutschland hat bis Jahresende voraussichtlich etwa 592,7 Mrd. kWh Strom verbraucht (2015: 595,1 Mrd. kWh). Bereits seit 2011 zeigt sich ein tendenziell rückläufiger Stromverbrauch - trotz positiver Wachstumsraten des Brutto-Inlandsprodukts. Zu den wesentlichen Gründen dürften beispielsweise eine steigende Energieeffizienz sowohl von Haushaltsgeräten und der Beleuchtung als auch von industriellen Prozessen sein. Strom hat zudem in den vergangenen Jahren Marktanteile im Wärmemarkt zugunsten von Erdgas und Erneuerbaren Energien verloren. Davon waren insbesondere die Elektrospeicherheizung und die elektrische Warmwasserbereitung betroffen.

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