Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs gewinnt der schnelle und massive Ausbau der Erneuerbaren Energien noch einmal deutlich an Bedeutung für die Energieversorgung Deutschlands. Die Photovoltaik (PV) ist neben der Windenergie eine der zentralen Säulen der Energieversorgung von morgen. In den nächsten Jahren bedarf es eines massiven Zubaus, den es in diesem Tempo vorher noch nie gab. Um diesen Turbo bei der PV zu zünden, hat der BDEW die aktuellen Herausforderungen und Hindernisse beim PV-Ausbau analysiert und zeigt in seinem Papier „30 Vorschläge für einen PV-Turbo“ auf, welche politischen und regulatorischen Änderungen notwendig sind, um jetzt einen PV-Boom auszulösen.
„Der Ukraine-Krieg führt uns deutlich vor Augen, wie abhängig wir von fossilen Importen sind“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Um diese Abhängigkeit zu reduzieren und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen, müssen wir beim Erneuerbaren-Ausbau den Turbo einlegen. Die Photovoltaik ist hier ein zentraler Baustein und bietet mit ihren vielfältigen Anlagenformen sehr variable und breit akzeptierte Einsatzmöglichkeiten.
Das Ziel der Bundesregierung, 200 GW installierter Leistung PV bis 2030 zu erreichen, ist sehr ambitioniert. Es erfordert nach BDEW-Berechnungen den jährlichen Zubau von durchschnittlich 15 GW installierter Leistung. Das stellt alles in den Schatten, was wir an Zubau bisher gesehen haben. Zum Vergleich: In den letzten beiden Jahren bewegte sich der PV-Zubau um die 5 GW installierter Leistung.
Die Bundesregierung muss jetzt schnellstmöglich bestehende Hindernisse aus dem Weg räumen, um noch in diesem Jahr den PV-Turbo zu zünden. Die Zeit drängt.“
Die detaillierten Vorschläge entnehmen Sie bitte dem Papier „30 Vorschläge für den PV-Turbo“. Für einen schnellen Überblick haben wir für Sie nachfolgend die Kernforderungen des Papiers in Stichpunkten zusammengefasst:
PV-Ausbau allgemein:
- Ziele aus dem Koalitionsvertrag rechtsverbindlich im EEG verankern
- Ausschreibungsvolumina für Freiflächenanlagen und Aufdach-Anlagen erhöhen
- uneingeschränkte gesetzliche Förderung für Anlagen unter 1 MW ermöglichen
- zusätzliche Ausschreibungsvolumina für Innovationsausschreibungen schaffen – z.B. Agri-PV oder Floating-PV
- bessere Rahmenbedingungen für Green PPAs schaffen
- Vergütungssätze anheben
PV-Freiflächenanlagen
- deutlich mehr geeignete Flächen mit verbindlichen Planungshorizonten bereitstellen (etwa ein Prozent der Landesfläche)
- Genehmigungsverfahren beschleunigen, z.B. durch die bessere personelle Ausstattung der zuständigen Behörden, die Umstellung auf digitale Prozesse oder Vereinfachungen und Standardisierungen im Naturschutz- oder im Denkmalschutzrecht
- Akzeptanz sichern durch ausgeweitete Beteiligungsmöglichkeiten
- Potenziale innovativer Solaranlagen nutzen
PV-Dachanlagen
- Bundesweit einheitliche PV-Standards einführen und erweitern, beispielsweise um eine PV-Pflicht für öffentliche Gebäude
- bürokratische Hürden abbauen, insbesondere für kleine Dach-PV-Anlagen
- Prosuming und die Bedingungen für Mieterstrom vereinfachen
PV-Anlagen effizient in die Netze integrieren
- deutlich erhöhter Bedarf an Netzausbau erkennen und beispielsweise durch eine Bündelung von Netzanschlussbegehren oder Bearbeitungsfristen für Genehmigungsbehörden beschleunigen
- Digitalisierung ermöglichen durch eine flächendeckende Ausrüstung mit entsprechender Messtechnik
Hintergrund
Das BDEW-Papier „30 Vorschläge für einen PV-Boom“ baut auf der im vergangenen Jahr beschlossenen PV-Strategie des BDEW auf und ergänzt diese um weitere Maßnahmen, um den Zubau zu intensivieren. Dazu gehören allgemeine Punkte zur Steigerung des PV-Ausbaus, Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau von PV-Freiflächenanlagen, Verbesserungen für PV-Aufdachanlagen und Vorschläge zur Netzintegration.