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BDEW-Analyse zur Entwicklung der konventionellen Kraftwerke in Europa:

Kraftwerks-Kapazitäten in der Europäischen Union schmelzen dahin

Kapferer: "Wir werden uns im kommenden Jahrzehnt nicht allein auf Stromimporte aus dem europäischen Ausland verlassen können"

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat heute eine Analyse zur Entwicklung der gesicherten Kraftwerksleistung in Europa vorgelegt. Hintergrund ist die Frage, wie im kommenden Jahrzehnt in Deutschland die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann, wenn hierzulande gesicherte Kraftwerksleistung in Form von Kohlekraftwerken vom Netz genommen wird. Ein zentraler Stützpfeiler soll nach Auffassung vieler Akteure ein zunehmender Import von Strom aus dem Ausland nach Deutschland sein. Das jedoch setzt voraus, dass auch in den Nachbarländern Deutschlands mit Blick auf das kommende Jahrzehnt genug gesicherte Leistung in Form von konventionellen Kraftwerken vorhanden ist.

Der BDEW hat vor diesem Hintergrund auf Basis von Daten der europäischen Übetragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) und des wissenschaftlichen Dienstes der Europäischen Union anaylsiert, wie sich der Kraftwerkspark in unseren Nachbarländern entwickeln wird. Im Ergebnis zeigt sich: Die angekündigten oder diskutierten Planungen in den betrachteten Staaten zeigen einen allgemeinen Trend des Abbaus von Kohlekapazitäten sowie von Kernenergie bei gleichzeitigem starken Zuwachs von Erneuerbaren Energien. Dies entspricht, wie zu erwarten, den absehbaren Entwicklungen in Deutschland. Die derzeit noch vorhandenen Überkapazitäten an gesicherter Leistung schmelzen damit überall in Europa mittel- bis langfristig ab. Damit stehen auch die Nachbarländer vor der Herausforderung, die Versorgungssicherheit bei steigenden Anteilen volatiler Kapazitäten zu gewährleisten. Laut des wissenschaftlichen Dienstes der EU (JRC - Joint Research Center) ergibt sich von 2016 bis 2025 in der EU ein Rückgang der installierten Leistung von Kohlekraftwerken von 150 Gigawatt (GW) auf 105 GW und ein weiterer Rückgang auf 55 GW bis 2030. Das entspricht einer Abnahme von 63 Prozent.Auch der Anteil der Kernenergie geht in vielen Ländern zurück.

"Die Analyse der Entwicklung in ganz Europa zeigt, dass Versorgungssicherheit ein zentraler Punkt in der Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung sein muss. Deutschland ist Teil des europäischen Binnenmarktes, aber die Nachbarn alleine werden es nicht richten. Wir haben auch eine nationale Verantwortung", sagte Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung, heute in Berlin. "Egal, wohin man seinen Blick auf einer Europakarte auch schweifen lässt: Fast überall sollen gesicherte Stromerzeugungskapazitäten vom Netz genommen werden. Und das ist keine zufällige Entwicklung, sondern eine logische: Alle EU-Staaten streben – richtigerweise – den Ausbau der Erneuerbaren Energien an. In der Folge sind auch unsere Nachbarn in Europa dabei, ihre konventionellen, sicheren Kapazitäten zu reduzieren.

Die Zeiten, in denen sehr viel Strom nachgefragt wird, seien in Mitteleuropa nahezu deckungsgleich: "Ist die Stromnachfrage in Deutschland hoch, ist dies in der Regel auch in den angrenzenden Staaten der Fall. Ein besonders kalter Winter macht nicht an einer deutschen Grenze halt. Und die stromintensiven Werktage sind in Europa auch identisch. Wir können uns in solchen Phasen nicht darauf verlassen, aus diesen Ländern Strom in nennenswertem Umfang importieren zu können." Leider funktioniere auch die Idee nicht, die Versorgungssicherheit in Deutschland mit dem Import von mehr Erneuerbaren-Strom aus dem EU-Ausland abzusichern, so Kapferer: "Die für Wind und Photovoltaik entscheidenden Großwetterlagen führen in Zentraleuropa zu einer mehr oder weniger deutlichen Gleichzeitigkeit von Erzeugungsmangel oder Überflusssituationen."

Fazit: "Es wäre zu riskant, wenn sich Deutschland zum Beispiel in einer Winter-Dunkelflaute auf Stromimporte verlassen würde. Wir werden in Deutschland neue Erzeugungskapazitäten auf Basis von Gas brauchen. Die Bedingungen für Energiespeicher und Kraft-Wärme-Kopplung müssen sich verbessern sowie alle Optionen zur Nachfrageflexibilisierung ergriffen werden. Der Netzausbau muss deutlich beschleunigt werden."

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