Energieberufe für den Nachwuchs: Netzplaner

Ohne hochqualifizierte Menschen, die sich für Energieberufe entscheiden, würde die Energiewende nicht funktionieren:

RWE Brauweiler

Thomas Krischik und Katharina Schiffbauer arbeiten in der Netzplanung Siegen der Westnetz GmbH, einer RWE-Tochter. Vor drei Jahren starteten sie ihre Karriere bei RWE.

Zu Beginn des Hauptstudiums an der TU Dortmund sah Thomas Krischik seine berufliche Zukunft noch im Bereich Kraftwerkstechnik. „Zu dieser Zeit getroffene politische Entscheidungen machten den Bau und Betrieb fossiler Großkraftwerken jedoch immer unattraktiver, weshalb mein Interesse zunehmend in Richtung Netze gelenkt wurde“, erklärt Krischik seinen Werdegang in einem Energieberuf und ergänzt: „Die hervorragenden Vorlesungen und Praktika an der TU Dortmund führten dann dazu, dass ich Studien- und Diplomarbeit im Bereich Netze verfasste.“ Noch während Krischik an seiner Abschlussarbeit zum Wirtschaftsingenieur in Fachrichtung Europäisches Energiemanagement arbeitete, bewarb er sich als Trainee in der Netzplanung bei Westnetz.

Thomas Krischik ist Wirtschaftsingenieur für Europäisches Energiemanagement. „Dass es so schnell gehen würde, von der Bewerbung bis zum unterschriebenen Vertrag, hatte mich positiv überrascht“, erinnert er sich. Seit gut drei Jahren ist er nun beim größten deutschen Verteilnetzbetreiber Westnetz tätig, davon 18 Monate als Trainee.

Katharina Schiffbauer hat Wirtschaftsingenieurwesen in Fachrichtung elektrische Energietechnik an der RWTH Aachen studiert. „Ich habe mich schon früh im Studium auf die verschiedenen Möglichkeiten der regenerativen Energien und deren Auswirkungen auf die bestehende Infrastruktur fokussiert“, so Schiffbauer. Ihr Plan, eine Abschlussarbeit in diesem Themenbereich in einem Unternehmen zu schreiben, ging auf. Sie verfasste ihre Masterarbeit ebenfalls bei Westnetz in Siegen. Hierbei untersuchten Sie verschiedene Netzausbaumöglichkeiten im Hinblick auf die zunehmende dezentrale Einspeisung in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Während der Abschlussarbeit bewarb sie sich ebenfalls erfolgreich für eine Traineestelle in der Netzplanung.

Im 18-monatigen Traineeprogramm konnten sich beide fachlich und persönlich weiterentwickeln und waren ab dem ersten Tag in Arbeitsabläufe, Projekte und Entscheidungen involviert. Durch verschiedene Stationen im Traineeprogramm konnten sie sich einen Überblick im Konzern verschaffen und viele Kontakte knüpfen. Das Netzwerk unter den Trainees und Ehemaligen funktioniert besonders gut. „Man trifft sich beispielsweise regelmäßig zum Stammtisch und tauscht sich über den Job und Privates aus“, sagt Schiffbauer. „Es ist ein vertrauter Kreis, in dem man auch mal Dinge anspricht, für die während der Arbeit keine Zeit bleibt“, ergänzt Krischik.

Fokus Verteilnetz

Seit dem Traineeprogramm arbeiten sie in der gleichen Abteilung, teilen sich ein Büro und befassen sich doch mit völlig unterschiedlichen Themen aus dem Verteilnetz. Das Thema, welches die Entwicklung des Verteilnetzes aktuell am stärksten beeinflusst, ist die zunehmende Anzahl dezentraler Erzeugungsanlagen. „Der Boom um die Photovoltaikanlagen ist merklich zurückgegangen. Wind spielt aktuell eine größere Rolle“, berichtet Schiffbauer. Eine wichtige Aufgabe, die noch vor der Errichtung und dem Anschluss von Erzeugungsanlagen kommt, ist die Erstellung und ständige Anpassung von technischen Anschlussbedingungen unter der Berücksichtigung aller Eigenschaften des Bestandsnetzes.„Nur so kann eine gleichbleibend sichereVersorgung gewährleistet werden“, so Schiffbauer, die an der Umsetzung der Richtlinien für die Westnetz mitarbeitet. Katharina Schiffbauer hat Wirtschaftsingenieurwesen in der Fachrichtung elektrische Energietechnik studiert.

Die Einbindung der erneuerbaren Energien in das Verteilnetz ist eine der größten Herausforderungen der Netzbetreiber. Das Ausmaß der Energiewende macht Krischik deutlich: „Allein im Versorgungsgebiet der Westnetz speisen mittlerweile knapp 150.000 dezentrale Erzeuger ihren Strom in das Verteilnetz ein.“ Die beiden Wirtschaftsingenieure berechnen die optimalen Netz-Topologien und berücksichtigen sowohl Einspeiser, als auch Verbraucher. „Immer häufiger sind die Kapazitäten des bestehenden Versorgungsnetzes bereits ausgeschöpft und Netzverstärkungen werden notwendig“, schildert Krischik die technischen Schwierigkeiten. „Natürlich setzen wir auch innovative Technologien wie intelligente Spannungsregler und fernschaltbare Schaltanlagen in unserem Netz ein, um Kapazitäten zu erhöhen.“ Noch vor wenigen Jahren hatten die beiden Netzplaner ihre Studienarbeiten selbst zu diesen Themen verfasst. Heute wird der Einsatz dieser Technologien bereits standardmäßig geprüft.

Der durch die Energiewende verursachte Netzausbau führt zu hohen Investitionen in das Verteilnetz. Diese Investitionen müssen geplant und laufend kontrolliert werden, erklärt Krischik: „Die Budgetsteuerung erfordert Kenntnisse der kaufmännischen Prozesse im Unternehmen, aber auch der regulatorischen Rahmenbedingungen“. Die vielfältigen Tätigkeiten eines Planungsingenieurs verdeutlicht Krischik weiter am Beispiel des technischen Beschwerdemanagements, das er im Bereich Siegen betreut: „Natürlich suchen wir stets den Dialog mit unseren Kunden. Dennoch wird in Ausnahmefällen auch eine juristische Einigung nötig.“ So gehören Gerichtstermine ebenso zu seinen Tätigkeiten, wie Besuche von verunsicherten Kunden, die in der Nähe einer Umspannanlage wohnen.

Suche nach neuen Geschäftsfeldern

Neben dem Strom- und Gasgeschäft erschließt Westnetz auch neue Geschäftsfelder. „Ein Bereich, in dem uns die meisten Kunden noch gar nicht vermuten, ist die Breitbandversorgung“, berichtet Schiffbauer. „Wir nutzen unsere Kernkompetenz: Wir bauen Netze, nur diesmal etwas anders. Anstelle von Kupfer- oder Alu-Leitungen setzen wir Glasfaserleitungen ein, mit teilweise über 500 Fasern pro Kabel und können so auch Kunden in ländlichen Bereichen mit großen Bandbreiten versorgen.“ Der Dialog mit Gemeinden und Telekommunikationsunternehmen sowie die Koordinierung von Ausbaumaßnahmen in der Umgebung gehören dabei zu ihren Aufgaben.

Durch die verschiedenen Aufgaben und Projekte lernen beide die unterschiedlichsten Menschen kennen. Beim Rückblick auf die vergangenen drei Jahre erinnert sich Schiffbauer: „Vom Westnetz-Kollegen mit ähnlichen Aufgaben an einem 250 Kilometer entfernten Standort, über den Häuslebauer, der Fragen zu der Errichtung seiner Photovoltaikanlage hat, bis hin zum Bürgermeister, der den Breitbandausbau in der Gemeinde unterstützen möchte, waren schon einige interessante Begegnungen dabei“. Mittlerweile betreuen die beiden Wirtschaftsingenieure selbst Trainees, Praktikanten und studentische Abschlussarbeiten. „Es ist spannend, die Betreuung nun von der anderen Seite kennen zu lernen. Noch vor wenigen Jahren wurde ich selbst von einem ehemaligen Trainee betreut“, blickt Krischik zurück. „Wir sind hier am Dreh- und Angelpunkt der Energieversorgung von morgen. Vieles haben wir schon auf den Weg gebracht, vieles ist aber noch zu tun. Dazu brauchen wir natürlich weiterhin gute, motivierte Nachwuchskräfte, die etwas bewegen wollen.“ erklärt Schiffbauer. Krischik bringt es auf den Punkt: „Ich möchte eines Tages sagen können: Wir haben die Energiewende möglich gemacht!“

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