Was wäre, wenn der heimische Energiespeicher zur Massenware wird?

Keine Utopie. Tesla bringt in den USA die ersten Akkus für den Hausgebrauch auf den Markt, demnächst will Daimler mit seinem Angebot folgen. Aber was passiert eigentlich, wenn Energiespeicher – Home Storage – zum trauten Heim gehören wie die Waschmaschine? Ein Blick ins Jahr 2025.

Bumm! So reagierte der US-Markt, als Tesla seine Power Wall im April 2015 für den Massenmarkt ankündigte. Das Aggregat ging erst einige Monate später in die Serienfertigung. 38.000 Vorbestellungen lagen trotzdem schon vor. Tesla war mit seinem Energiespeicher bis Mitte 2016 ausverkauft. Zusammen mit Panasonic baute Tesla eine Giga-Fabrik in Nevada . Deutsche Unternehmen wie Lichtblick, Solaredge oder Fronius kooperierten und verkauften hierzulande den Haus-Akku. Daimler war ins Geschäft mit stationären Speichern eingestiegen, BMW wollte sich nicht abhängen lassen und stellte sich der Konkurrenz. Und wie sieht es heute aus, zehn Jahre später? Schlechte Nachrichten für die Home-Storage-Branche in Deutschland. Im Jahr 2025 ist die Marktsättigung erreicht – von nun an wird man die inzwischen durchaus schmucken Hausbatterien wohl mit Zusatzfunktionen und noch edlerem Design ausstatten müssen, um den Bedarf zu füttern. Denn inzwischen hat fast jeder zuhause einen Energiespeicher stehen. Die Batteriepacks haben eine Stromleistung von durchschnittlich 10 Kilowatt. So konnte vor vier Jahren im Süden Deutschlands ein Pumpspeicherkraftwerk mit einer Generatorenleistung von 910 Megawatt abgeschaltet werden, da die Verbraucher mittlerweile über 100.000 Heimspeicher aufgestellt hatten. Die nehmen immer dann Strom auf, wenn die Versorger ihn zur Verfügung stellen. Bis zu fünf Jahren kann ein einfacher Akku genutzt werden, ohne dass es zu größeren Leistungseinbußen kommt – für Spitzengeräte versprechen die Hersteller eine Lebensdauer von 15 Jahren. Zudem hat sich ein Markt für „Second Life“-Geräte entwickelt. Die Speicher sind nach ihrer leistungsstärksten Phase nicht einfach Schrott, sondern können noch genutzt werden. Das gleiche gilt für die Antriebe der Elektro-Autos. Im weltweiten Netz gibt es schon Angebote für 3.000 Euro.

Virtuelle Großspeicher revolutionieren den Markt

Die ersten Anzeichen eines Booms für Energiespeicherung im Haushalt zeigten sich schon 2015, als immerhin 15.000 Anlagen angeschlossen waren. Damals war der Markt noch auf jene beschränkt, die eine eigene Solaranlage auf dem Dach hatten und den Sonnenstrom auch dann nutzen wollten, wenn die Sonne nicht schien. Als die großen Netzbetreiber 2018 das Geschäft mit virtuellen Großspeichern für sich entdeckten, explodierte der Bedarf förmlich. Bis Ende des Jahres wurden 100.000 Speicher verkauft. Im vergangenen Jahr, 2024, gingen 8.000 pro Woche über den Ladentisch. Und auch der Export dreht weiterhin hochtourig. Im Rückblick auf 2015 ist klar, dass mit dem Beginn der Umsetzung der Energiewende in den späten 1990er Jahren auch der Siegeszug der Batterie beginnen musste. Die Energiewende brachte schließlich viele Menschen dazu, sich bei der „Daseinsvorsorge Energie“ ganz persönlich einzubringen. Die daraus resultierende noch stärkere Dezentralisierung der Stromproduktion hatte ein immer selbstbewussteres Auftreten der Prosumer – der Verbraucher, die gleichzeitig Produzenten sind – zur Folge. Auf Verteilungsprobleme reagierten die Netzbetreiber zunächst mit einem umfassenden Netzausbau, der aber teuer war und auf vielfältige Widerstände stieß. Als dann die ersten massentauglichen Batterien auf dem Markt auftauchten, begann das große Umdenken. Trotz zunächst recht hoher Leistungsverluste beim Speichern ist das „Parken“ von regionalen Überproduktionen aus erneuerbaren Energiequellen in virtuellen, aus vielen Home-Storage-Geräten zusammengesetzten Speichern günstiger als der Transport. Alle großen Provider begannen, Komplettlösungen anzubieten. Von der Anlieferung des Stroms bis zum Speicher, von der Regeltechnik bis zum Management des Energieverlustes im Standby Modus, während des Urlaubs oder in der Nacht. Das ist heute Standard.

Energiespeicher: Leistungsstarke Akkus senken den Strompreis

Neu entwickelte, bessere Batterien sind integraler Bestandteil dieses Settings. Dass sich daraus ein Wachstumsmarkt ergab, regelte der Strompreis. So kostete im Jahr 2015 eine Kilowattstunde aus der Steckdose etwa 29 Cent – bei Nutzung des Mixes aus regenerativen Quellen etwa 17 Cent. Um diese Ressource aber nach der großzügigen Subvention weiter zu nutzen, brauchte man eben leistungsstarke Akkus. Heute liegen wir bei 8 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten schwanken je nach Angebot an den Strombörsen, haben sich also dem Marktverhalten der Konsumenten angepasst. Schwankungen treten dank des smarten Umgangs mit Energie kaum noch auf. Der Puffer steht ja im Keller oder im Hauswirtschaftsraum. Selbst die Abwärme der Stromspeicher wird heute intelligent genutzt. Das ehemalige Betriebsgelände der AEG in Berlin-Schöneweide ist wieder ein Zentrum des Speicheranlagenbaus wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die vollautomatisierte Fertigung der Aggregate hält der Konkurrenz aus Asien stand, weil die Inlandsnachfrage dank entsprechenden Engagements der Netzwerkbetreiber für einen stabilen Absatz sorgt. Die deutsche Elektrotechnik hat in Verbindung mit dem Maschinenbau die Energiewende verwirklicht. Da beim Vertrieb der Energie ein großer Regelungsbedarf besteht, gibt es mittlerweile viele Unternehmen, die mit Stadtwerken kooperieren und gewährleisten, dass nicht nur die Volatilität im Stromnetz kaum noch vorkommt, auch die Bedarfsdeckung wird individuell gemanagt. Das Internet liefert die Daten und jeder bekommt den Strom, den er braucht.

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