Neues Brot für sauberes Wasser

Um die Grundwasserqualität auf höchstem Niveau zu halten, hat die Regierung Unterfranken ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem Landwirte, Müller, Bäcker und Wasserversorger gemeinsam ein neues Produkt an den Verbraucher bringen: das Wasserschutzbrot. Die Fernwasserversorgung Franken gehört zu den Akteuren und Marion Sterzinger-Greif, Koordinatorin der Schnittstelle Wasserschutz/Landwirtschaft erklärt, was das Projekt für die Region bedeutet.

Was bedeutet für Sie das „ Grundwasserschutzbrot “ als Wasserversorger? Wir versuchen immer möglichst wenig, am besten gar keinen Eintrag von Nitrat im Trinkwasser zu haben. Darum ist das von der Regierung Unterfranken initiierte Projekt ein Baustein von vielen Aktivitäten, die wir mitmachen oder vorantreiben. Wir arbeiten an einer hohen Trinkwasserqualität und betreiben unsere Brunnen so, dass alle Werte nach Trinkwasserverordnung eingehalten werden können. In dem Gebiet wo das Projekt jetzt stattfindet, haben wir Nitratwerte von 38 bis 39 Milligramm pro Liter. Das liegt an der Bodenbeschaffenheit und dem Klima hier in Unterfranken – der Jahresniederschlag liegt bei 500 Millimetern. Da reichen wenige Kilogramm Stickstoff aus, die dann ins Grundwasser gelangen und den Nitratwert nah an den Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm je Liter treiben. [collapsable_text open="Das Grundwasserschutzbrot"]Unterfranken hat die AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ in Leben gerufen, um insbesondere den Nitrateintrag in das Grundwasser zu reduzieren. Bei der Herstellung von Backgetreide im konventionellen Ackerbau ist der Eiweißgehalt im Korn das Maß für die Qualität und den Preis. Um einen hohen Eiweiß- bzw. Klebergehalt zu erzielen, wird deshalb in der Regel kurz vor der Ernte umfänglich mineralischer Stickstoff gedüngt. Diese Stickstoff-Spätdüngung wird aber je nach Standort und Witterung nur zu 15 bis 75 Prozent von den Pflanzen verwertet. Die Bodenbeschaffenheit führt dazu, dass Niederschlagswasser und darin gelöste unerwünschte Stoffe wie Nitrat nur ungenügend gefiltert in das Grundwasser gelangen. Beim Projekt „Backgetreide mit verminderter Stickstoffdüngung“ verzichten drei Landwirte auf die letzte Stickstoffdüngung ihres Weizens. Dieser wird in einer nahegelegenen Mühle vermahlen. 15 regionale Bäckereien mit insgesamt 53 Filialen stellen aus diesem Weizen mit geringem Klebergehalt ein „Grundwasserschutzbrot“ her. Der Mehraufwand bzw. Minderertrag der Landwirte wird durch den örtlichen Wasserversorger ausgeglichen. Das Ziel: Es sollen weitere Partner und Nachahmer gewonnen werden, die damit direkt und indirekt das Grundwasser vor Nitrateinträgen schützen. Eingebunden sind: die Landwirtschaftsverwaltung, der Bayerischen Bauernverband, die Handwerkskammer mit Bäckerinnung und örtliche Wasserversorger. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert das Projekt. Man kann also dieses Projekt nicht 1:1 in andere Regionen adaptieren? Alle Maßnahmen zum Grundwasserschutz müssen an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sein. Man kann natürlich sagen, das Grundwasserschutzbrot ist ein großer Erfolg – alle sind zufrieden: die Landwirte, die Müller, die Bäcker und die Kunden – und ich würde das in meiner Region auch gern machen. Wenn aber in der Gegend kein Qualitätsweizen angebaut wird, dann funktioniert das nicht. Denn der Sinn des Projektes ist ja das Unterlassen der letzten Stickstoff-Düngung vor der Weizenernte. Ist es dennoch nicht angesichts des Erfolges sinnvoll, das Projekt in andere Regionen mit Weizenanbau zu tragen? Sich mit den dortigen Wasserversorgern zusammenzuschließen? Da müssen schon die Leute vor Ort aktiv werden. Unsere Erfahrungen geben wir natürlich gern weiter. Aber die Wasserversorger in den Regionen müssen selbst sehen, welche Aktivitäten machbar sind. Ich hatte gerade zwei Kollegen aus Mittelfranken zu Besuch, benachbarte Wasserversorger, und die haben sich nach unseren Erfahrungen beim Projekt erkundigt. Sie überlegen, vielleicht etwas mit einer anderen Kulturpflanze zu machen oder vielleicht auch mit einem anderen Produkt. Es kommt immer auf die örtliche Situation an. Was ich merke, immer wieder: Es ist toll, wenn man sagen kann, wir haben ein Produkt aus einem Wasserschutzgebiet. Ob das jetzt Weizen ist oder Braugerste für Wasserschutzbier. Da ist Kreativität gefragt. Marion Sterzinger-Greif von der Fernwasserversorgung Franken Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter? Das Projekt ist so erfolgreich, dass die Regierung zusammen mit den Projektteilnehmern die nächsten Schritte einleiten will, damit dauerhafte Strukturen entstehen. Denn drei Landwirte, die bislang mitmachen sind ja – bezogen auf das Gebiet – zu wenig. Wir bräuchten mehr Fläche, auf der der Weizen angebaut wird, mehr Mühlen, mehr Bäckereien. Ein wichtiger Punkt dabei ist Lagerung und Logistik. Eine ganz tolle Erfahrung ist, dass die Beteiligten an dieser Wertschöpfungskette, also Landwirte, Müller, Bäcker und Wasserversorger an einem Tisch sitzen und versuchen, ein Produkt auf die Beine zu stellen, das für alle ein Gewinn ist. So entwickelt sich auch Verständnis und die Wertschätzung füreinander.

Suche