Im Jahr 2012 entdeckten die Stadtwerke Rastatt (Baden-Württemberg) eine erhebliche PFAS-Belastung ihres Grundwassers – ausgelöst durch unsachgemäße landwirtschaftliche Nutzung von PFAS-haltigem Kompost. Diese Kontamination betraf über 170 Millionen Kubikmeter Grundwasser – eine Fläche, die der des Starnberger Sees entspricht.
Die Folgen waren gravierend: Ein Wasserwerk musste dauerhaft stillgelegt, andere mit aufwändiger Technik nachgerüstet werden. Die Kosten der Sanierungsmaßnahmen belaufen sich bis heute auf über 24 Millionen Euro.
Maßnahmen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung
Die Stadtwerke Rastatt haben ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen und künftige Belastungen zu minimieren:
- Stilllegung kontaminierter Wasserwerke: Das am stärksten belastete Wasserwerk Niederbühl wurde dauerhaft außer Betrieb genommen.
- Einbau von Aktivkohlefiltern: Zwei verbleibende Wasserwerke wurden mit hochmodernen Aktivkohlefiltern ausgestattet, um PFAS effektiv aus dem Wasser zu entfernen.
- Errichtung neuer Grundwassermessstellen: 35 Messstellen helfen, die Belastung kontinuierlich zu überwachen.
- Erschließung alternativer Wasserquellen: Zusätzliche Brunnen wurden gebohrt, um unbelastetes Grundwasser zu nutzen.
- Intensive Forschung und Entwicklung: Die Stadtwerke investieren in neue Technologien zur PFAS-Entfernung, darunter Aktivkohlen und Ionenaustauscher.
Auswirkungen auf die Öffentlichkeit
Die PFAS-Belastung führte zu steigenden Wasserkosten, da die Finanzierung der Maßnahmen teilweise durch Erhöhungen der Wasserpreise gedeckt wurde. Durch eine offene Kommunikation konnten die Stadtwerke jedoch das Vertrauen der Bevölkerung bewahren und Verständnis für die notwendigen Schritte schaffen.
Langfristige Strategien
Zur nachhaltigen Sicherung der Trinkwasserqualität sind weitere Investitionen und eine enge Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Politik und anderen Wasserversorgern notwendig. Die Stadtwerke Rastatt setzen dabei auf:
- den Ausbau von Redundanzen in der Wasserversorgung,
- eine verstärkte Kooperation mit Experten,
- die Entwicklung neuer Technologien zur Entfernung von kurzkettigen PFAS.
Der Fall Rastatt zeigt, wie groß die Herausforderung durch PFAS ist. Dank innovativer Lösungen und entschlossenem Handeln der Stadtwerke Rastatt konnte die Trinkwasserversorgung gesichert werden. Der Vorfall unterstreicht die Bedeutung von Forschung, rechtzeitiger Reaktion und transparenter Kommunikation für eine nachhaltige Wasserwirtschaft.
Von den Erfahrungen in Rastatt können Versorger lernen und sich auf PFAS-Funde im Rohwasser vorbereiten. Der Fall Rastatt bildet somit einen weiteren Informationsbaustein im Zusammenhang mit der BDEW-Hilfestellung für den Umgang mit PFAS.
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